white ghost (b.j. davis, usa 1988)

Veröffentlicht: April 24, 2016 in Film
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oxk9ahhba01z4mzwn3lpwbax6lvErstaunlich: Da meint man sich auszukennen auf dem Gebiet US-amerikanischer Actonfilme aus den Achtzigerjahren und dann stolpert man trotzdem immer wieder über Titel, die einem entweder völlig unbekannt sind oder die man total vergessen hatte. WHITE GHOST ist einer dieser Filme, ein durchaus mit einigem Aufwand gefertigter Back-to-Vietnam-Film, der auf der US-Bluray in schönster Farbenpacht erstrahlt – und dem Liebhaber darüber hinaus auch sonst einiges zu bieten hat.

Zum Beispiel eine unorthodoxe Besetzung: William Katt, der blondgelockte Schönling aus Brian De Palmas CARRIE (oder auch aus Steve Miners HOUSE), gibt den Titelhelden, einen Vietnamveteranen, der damals nicht mit nach Hause geflogen ist, sondern für tot gehalten wurde und daher zurückblieb. In der Gegenwart streift er im Lendenschurz durch den vietnamesischen Urwald, um die Hundemarken der Gefallenen einzusammeln, die wie er nie die Heimreise antraten, und so ihre Seelen zu befreien. Die einheimischen Soldaten, die ihm dabei über den Weg laufen, lehrt er Mores und hat sich so einen legendären Ruf als „weißer Geist“ erarbeitet, der ihn freilich nicht daran hindert, ein höchst irdisches Dasein mit einer vietnamesischen Geliebten (Rosalind Chao) in einer selbst gebauten Urwaldhütte zu führen. Interessant wird es, als die US Army, vertreten durch Major Cross (Reb Brown), von der Existenz des Mannes, den sie einst Steve Shepard nannten, erfahren und einen Söldnertrupp damit beauftragen, ihn zurückzuholen: Da er das Gebiet so gut kennt wie kein anderer, erhofft man sich wichtige Erkenntnisse von ihm. Dummerweise ist der Anführer besagter Söldner, der fiese Walker (Wayne Crawford), Shepards Erzfeind aus alten Vietnamtagen, der gar kein Interesse daran hat, ihn lebend nach Hause zu bringen.

WHITE GHOST beginnt wie eine Mischung aus Tarzanfilmen und RAMBO: FIRST BLOOD PART 2, deren Hauptattraktion die bizarre Minipli/Vokuhila-Frisur von Hauptdarsteller William Katt ist. Zum Glück wird er nach nicht allzu langer Zeit frisiert und so kann der Zuschauer seine Aufmerksamkeit auf anderes lenken, zum Beispiel auf die tolle Fotografie, die die satten Grüntöne des Urwalds sehr effektiv und schmuckvoll ins Bild setzt. (Gedreht wurde der Film in Zimbabwe, das ein gutes Vietnam-Stand-in darstellt.) Dieser tolle Look und die höchst professionelle Machart von WHITE GHOST stoßen sich zwar immer ein wenig mit dem etwas hölzernen Spiel der Darsteller und ihren steif deklamierten Dialogen, aber was B.J. LASER MISSION Davis‘ Film in dieser Hinsicht vermissen lässt, macht er durch extreme Ruppigkeit wieder wett. WHITE GHOST braucht eine Weile, um im Fahrt zu kommen, aber am Ende ist man ob der zur Schau gestellten Kaltschnäuzigkeit, mit der da am laufenden Meter Menschen in die Luft gesprengt oder exekutiert, Kniescheiben, Bäuche und Gesichter durchlöchert werden, mehr als erstaunt. Auch Reb Brown, der einen zunächst sehr undankbaren Part als Vorgesetzter am Telefon hat, läuft in den letzten Minuten des Films zu gewohnter Hochform auf und darf sein Protegé mit zwei Maschinengewehren unter den schwitzigen Achseln und vom Kriegsgebrüll verzerrten Gesicht höchstselbst raushauen.

Sicherlich keiner der ganz großen, aber doch ein sehr sehenswerter Vertreter seiner Zunft, an dem Liebhaber auf gar keinen Fall vorbeigehen sollten. Wer Dschungelaction mit Vietnambezug liebt, kommt an WHITE GHOST nicht vorbei und ordert sich jetzt schleunigst die Blu-ray aus den Staaten.

 

 

Kommentare
  1. Günter sagt:

    Nun muss ich gestehen, dass ich den auch nicht kenne. Also flugs die US-Blu zur Order rausgesucht.

    Danke für den Tipp
    Günter

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