the substitute (robert mandel, usa 1996)

Veröffentlicht: Mai 21, 2018 in Film
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Das Michelle-Pfeiffer-Vehikel DANGEROUS MINDS war 1995 ziemlich erfolgreich. Es waren andere Zeiten: Coolios Superhit „Gangsta’s Paradise“ ist heute wahrscheinlich geläufiger als der dazugehörige Film, der dennoch einflussreich genug war, um ein Rip-off namens THE SUBSTITUTE nach sich zu ziehen (das bis 2001 noch drei DTV- bzw. TV-Sequels abwarf). Man muss Mandels kleinen Actioner nicht unbedingt gesehen haben, es sei denn, man hat Spaß an Exploitern, die sich als respektable A-Ware tarnen, ohne ihre echte Gesinnung und ihre Schmuddelkind-Herkunft ganz verbergen zu können. Die Drehbuchautoren Alan Ormsby (DERANGED) und Roy Frumkes (STREET TRASH) hatten vermutlich ziemlichen Spaß daran, das „Gebt Ghettokindern eine Zukunft“-Drama als absurden Söldnerfilm zu adaptieren, der heute, wo ernsthaft darüber diskutiert wird, Lehrer zu bewaffnen, damit sie potenziellen Amokläufern Einhalt gebieten können, deutlich weniger absurd anmutet, als er es eigentlich verdient hat.

Die Spezialeinheit um Jonathan Shale (Tom Berenger) – seine Kameraden sind Joey Six (Raymond Cruz), der irre Hollan (William Forsythe), Rem (Luis Guzmán) und Wellman (Richard Brooks) – wird nach einer fehlgeschlagenen Mission auf Kuba aufgelöst. Auf der Suche nach Beschäftigung wird Shale beim Drogendealer Wolfson (Cliff De Young) vorstellig, doch er lehnt dessen Angebot dankend ab. Stattdessen springt er als Aushilfslehrer an der Schule seiner Freundin Jane (Diane Venora) ein, nachdem dieser von einem rachsüchtigen Gangmitglied die Kniescheibe zertrümmert wurde: Jane hat sich mit Lacas (Marc Anthony) angelegt, dem Anführer der „Kings of Destruction“, und Shale will neue Ordnung schaffen. Das gelingt ihm zum Missfallen des Schulleiters Rolle (Ernie Hudson), der mit der Gang unter einer Decke steckt ….

Ich hatte mir von THE SUBSTITUTE zwar etwas mehr militärischen Drill für die ungezogene Ghettobrut gewünscht und etwas weniger „Drama“, aber ganz amüsant ist Mandels Film dennoch – vor allem natürlich, wenn man bedenkt, dass dieser hoffnungslos derivative Quatsch tatsächlich einen Kinostart hatte. Es gibt ein paar Momente, in denen man merkt, wie der Hase hier läuft: Beim Vorstellungsgespräch Shales konkurriert er mit einem schmierigen Star-Söldner, der ein eigenes, per Videoclip-Editing aufgemotztes Demo-Reel bei sich hat. Wolfson furzt einmal kräftig, nachdem seine Freundin den Raum verlassen hat und beschwört die „reinigende“ Wirkung seines Müslis. Am Ende kommt es zum bleihaltigen Showdown in der Schule und der brave, gutmütige Lehrer Sherman (Glenn Plummer) muss natürlich vorher dran glauben (er versucht den Killern von Lacas zu entkommen, indem er in der Turnhalle ein Seil hochklettert). Angesichts solchen Blödsinns muten die Versuche menschlichen Dramas umso deplatzierter und alibihafter an: Aber irgendwie ist es auch ganz putzig, wenn Shale seinen Schülern vom Vietnamkrieg erzählt, diese große Augen bekommen und er dann beim Abendessen davon spricht, wie er endlich zu ihnen durchgedrungen ist. Die Ghettokids sind eigentlich ganz OK, sie brauchen nur eine starke Hand – und einen Söldner, der die echten Kriminellen unter ihnen beseitigt.

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