flaming star (don siegel, usa 1960)

Veröffentlicht: Februar 20, 2008 in Film
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Pacer Burton (Elvis Presley), ein Halbblut, lebt zusammen mit seiner Familie – Vater Sam (John McIntire), Halbbruder Clint (Steve Forrest) und die indianische Mutter Nelly (Dolores del Rio) – auf einer Ranch. In der Gemeinschaft der weißen Siedler sind die Burtons vollkommen integriert. Das ändert sich als die Kiowa-Indianer sich auf den Kriegspfad begeben: Nach dem grausamen Mord an der Familie Hamilton (u. a. L. Q: Jones mit einem Kurzauftritt) sehen sich die Burtons plötzlich zwischen den Fronten. Sowohl die Siedler als auch die Indianer verlangen, dass sich die Burtons für eine Seite entscheiden, eine Entscheidung, die die Burtons jedoch nicht zu treffen bereit sind. Die Situation eskaliert schließlich …

elvis_flammender_stern_1668.jpgWill man über FLAMING STAR schreiben, drängen sich zwei Ansätze förmlich auf: Entweder man begreift ihn zuerst als Elvis-Film und sieht in ihm den Versuch des Superstars, sich als Schauspieler zu etablieren, oder als Werk Don Siegels, der vor der schwierigen Aufgabe stand, aus einem langweiligen Starvehikel einen richtigen Film zu machen. Letzten Endes ist es egal, wie man ihn betrachtet, denn FLAMING STAR ist sowohl aus der einen wie aus der anderen Perspektive durchaus als „gelungen“ zu bezeichnen. Nachdem Elvis die Credits mit dem Titelsong untermalt hat, gibt er in der nächsten Szene gleich seinen zweiten Song „Cane and a high starched Collar“ zum Besten, nur um sich danach für den Rest des Films ganz auf das Schauspielen zu konzentrieren (ein weiterer Song wurde nach Testscreenings entfernt). Man möchte es Siegel anrechnen, dass seine eigentliche Hauptfigur hier streckenweise weit in den Hintergrund tritt: So sehr man Elvis auch sein Bemühen anmerkt, verblasst er doch etwas neben den anderen Darstellern – was aber wiederum gar nicht so schlecht zur Rolle des jungen Halbbluts passt. Der (vielleicht) versuchte Imagewandel äußert sich auch in einer recht ruppigen Gangart, die man von Siegel gewohnt ist, die im Kontext eines Fünfzigerjahre-Kommerzwesterns aber noch erheblich an Durchschlagskraft gewinnt. Die Morde sind für ihre Zeit relativ drastisch und selbst die obligatorsiche Keilerei hat hier nur wenig mit Kintopp zu tun. Im direkten Vergleich mit Siegels INVASION OF THE BODY SNATCHERS treten zudem auch einige inhaltliche Gemeinsamkeiten hervor. Die Geschichte der Familie, die zwischen zwei verfeindeten Parteien aufgerieben wird und sich weigert, einer der beiden Parteien die Treue zu schwören, erinnert an die des Arztes Bennell, der bedrängt von außerirdischen Invasoren um seine Unversehrtheit kämpft. In der Zeichnung der weißen Siedler ist wieder einmal unschwer Siegels Misstrauen gegenüber dem Spießbürgertum zu erkennen: Die Hamiltons, die vorher noch mit Pacer und seiner Famile gegessen, getrunken, gesungen und getanzt haben, sehen in dem Halbblut und seiner Mutter plötzlich eine ernsthafte Bedrohung und Menschen zweiter Klasse. Erst die Einverleibung der Familie – die Burtons sollen ihre Loyalität erklären – wird ihren Zorn besänftigen, doch die Burtons weigern sich: Für sie gibt es nur eine Seite, nämlich die ihrer Familie. Im Widerstand der Burtons lässt sich wie auch aus INVASION das Lob des Nonkonformismus herausfiltern. Aber nicht nur die Weißen kommen schlecht weg in Siegels Film, auch der Schulterschluss Pacers mit den Indianern misslingt. Am Ende hat es großen Aderlass gegeben, die Burton-Familie ist zerschlagen, Pacer reitet zum Sterben in die Berge. Für ihn, der als Wanderer zwischen den Welten der prototypische Actionheld ist, gibt es in einer von Hass und Missunst geprägten Welt keinen Platz.

Im breiten Cinemascope malt Siegel prachtvolle Bilder auf die Leinwand, die in hartem Kontrast zum pessimistischen Weltbild stehen. FLAMING STAR wirkt nicht immer rund: Mit seinen Klischeeindianern entpuppt sich der Film als Kind seiner Zeit, der Showdown, in dem Pacer den Indianern zum Opfer fällt, findet abseits der Kamera statt und lässt vermuten, dass hier die Schere angesetzt wurde, um die Elvis-Fans nicht zu verprellen. Das sind natürlich alles nur Spekulationen, aber ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass FLAMING STAR sichtbare Narben eines Kampfes aufweist. Aber das passt ja auch wieder: Siegels Film ist ähnlich zwischen zwei Polen hin- und hergerissen wie seine Protagonisten. Respektabel, als Siegel- wie als King-Film.

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