All I Desire (Douglas Sirk, USA 1953)

Veröffentlicht: Februar 23, 2008 in Film
Schlagwörter:, ,

1910: Die Vaudeville-Schauspielerin Naomi Murdock (Barbara Stanwyck) hat vor Jahren ihren Gatten Henry (Richard Carlson) samt ihrer drei Kinder in dem kleinen Städtchen Riverdale zurückgelassen. Nun hält sie eine Einladung ihrer Tochter Lily (Lori Nelson) in den Händen: Sie möchte Schauspielerin werden wie ihre Mutter und hofft auf deren Besuch bei ihrem großen Auftritt in einem High-School-Theaterstück. Naomi ist fasziniert von der Aussicht einer Reise in die Vergangenheit. Doch ihre Ankunft reißt sofort wieder alte Wunden auf …

allidesire1.jpgDies hier ist mein erster bewusst gesehener Sirk-Film; wohl auch, weil ich Melodramen, als deren ausgesprochener Meister der gebürtige Däne gilt, bisher als schwülstigen Kitsch abgetan und deshalb gemieden habe. So kann man sich irren! Bei allem Herzschmerz, bei allen Liebesverwirrungen besticht ALL I DESIRE neben seiner subtilen Bildsprache doch vor allem mit seinem keineswegs altbackenen Frauenbild und einer klugen Beobachtung sozialer Zwänge und Beschränkungen und deren Auswirkungen auf das Individuum. So verbaut Sirks Protagonisten immer die falsche Rücksicht auf das, was als gesellschaftlich akzeptabel gilt, den direkten Weg zum Glück: Anstatt mit dem Mann zu leben, den sie liebt, treibt sich Naomi auf abgewrackten Bühnen herum, um eine Schuld zu sühnen, die doch längst verjährt ist. Und Henry spielt den verletzten und betrogenen Ehemann, obwohl doch klar ist, dass er ihr längst verziehen hat. Besonders gut hat mir Sirks Spiel mit dem Bild des Theaters gefallen: Wenn Naomi zurückkehrt, tut sie dies mit dem Gestus des Zuschauers. Sie steigt aus ihrem Leben aus, um sich das Leben anzuschauen, das sie einst zurückließ. Doch erstens ist das sich ihr bietende Bild nicht die ganze Wahrheit, zweitens wird sie, kaum angekommen, in das sich ihr bietende Geschehen hineingezogen. Ohne es zu wollen, steht sie plötzlich im Zentrum des Geschehens: Sie ist wieder auf der Bühne, nur hat sie diesmal eine neue Rolle zu spielen. Und das gefällt ihr wohl nicht zuletzt, weil der große Karriereruhm längst verflogen ist. Gekrönt wird dieser wirklich wunderbare Film, den man keinesfalls als Schmachtfetzen abtun sollte, von der Erscheinung und Darbietung Barbara Stanwycks: allein ihre rauchige, sinnliche Stimme …

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..