une partie de plaisir (claude chabrol, frankreich/italien 1975)

Veröffentlicht: März 15, 2008 in Film
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Philippe (Paul Gégauff), ein Intellektueller in den besten Jahren, lebt mit seiner Jahre jüngeren Frau Esther (Danièle Gégauff) und seiner Tochter in einem pompösen Landhaus. Philippe erzieht seine Gattin zu einem libertinären Lebensstil, ermutigt sie, auch mit anderen Männern ins Bett zu gehen. Als Esther sich den jungen Habib (Giancarlo Sisti) anlacht, bröckelt jedoch Philippes Fassade der Toleranz: Er entwickelt sich mehr und mehr zum rasend eifersüchtigen und gewalttätigen Tyrannen. Erst als die Beziehung zerbricht, erkennt er, dass er ohne Esther nicht leben kann …

affiche_partie_de_plaisir_1974_1.jpgChabrol-Kollaborateur Gégauff – er schrieb unter anderem die Drehbücher zu QUE LA BÊTE MEURE und LES BICHES – liefert mit diesem niederschmetternden Beziehungsdrama eine schonungslose männliche Selbstanklage ab. Sein Philippe versteht seine Geliebte nicht als gleichberechtigten Partner, sondern als formbare Gespielin, der er nur so lange einen eigenen Willen zugesteht, wie dieser nicht mit dem seinen kollidiert. Gegenüber den jungen Philosophen um Habib geriert er sich zum Zampano, schmettert ihre Weltsicht mit großer Geste und Arroganz ab und hält lange Vorträge über das Wesen der Freiheit, die er für sich jederzeit einfordert, aber anderen nur in handlichen Portionen gönnt. Ein richtiger Herrenmensch eben. Auch das großzügig ausgesprochene Angebot an Esther, auch mit anderen Männern Sex zu haben, dient letztlich nur der Legitimation seiner eigenen Seitensprünge. Wie schlecht es um seine Toleranz tatsächlich bestellt ist, wird deutlich, als Esthers Wahl auf Habib fällt, den Philippe als ernsten Konkurrenten und damit als Gefahr wahrnimmt. Chabrols Film inszeniert den Niedergang eines Mannes und seiner Beziehung mit klinischer Präzision und äußerster Ruhe, in die mit zwei rabiaten Gewaltszenen – eine zur Hälfte des Films, eine am Schluss – ein wahrer Donnerhall platzt. Der stets überlegene Intellektuelle verliert die Maske und präsentiert sich als brutaler Gewalttäter, wenn die schönen Worte ihr Ziel nicht finden. Dass Chabrol Gégauffs Drehbuch, das dieser verständlicherweise nicht autobiografisch verstanden wissen wollte, mit dessen Familie besetzte, verleiht UNE PARTIE zusätzlichen Reiz. Trotz Gégauffs Bekundungen meint man nämlich, in dessen harten, an Klaus Kinski erinnernden Gesichtszügen das Potenzial zur Brutalität zu erkennen. Dass er zu Beginn der Achtzigerjahre von seiner Exfrau ermordet wurde, passt ebenfalls in das Bild, das UNE PARTIE DE PLAISIR von ihm zeichnet. Aber auch jenseits solcher Spekulation ist Chabrol ein absolut fesselnder Runterzieher gelungen, der sehr plausibel macht, wie sich vermeintlich grenzenlose Toleranz ganz schnell in ihr krasses Gegenteil verwandeln kann. Da schwingt sich das Beziehungsdrama dann fast zur Faschismus-Allegorie empor.

Kommentare
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