my friend irma (george marshall, usa 1949)

Veröffentlicht: April 14, 2008 in Film
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Jane Stacy (Diana Lynn), eine attraktive New Yorkerin, träumt vom sozialen Aufstieg – einer Ehe mit ihrem Chef, dem wohlhabenden Börsenmakler Richard Rhinelander III (Don DeFore) –, bei dem ihr allerdings immer wieder ihre Mitbewohnerin, die tolpatschig-einfältige Irma Peterson (Marie Wilson), im Wege steht. Deren Freund, der Kleinganove Al (John Lund), scheut jede ehrliche Arbeit und versucht beharrlich, sich hier und da mit dubiosen Geschäften über Wasser zu halten. Sein neuester Coup beinhaltet den singenden Orangensaftverkäufer Steve Laird (Dean Martin), den er zum großen Showstar aufbauen will. Für die nötigen Turbulenzen sorgen nicht nur eine sich anbahnende Liebschaft zwischen dem Goldkehlchen und Jane, sondern auch Steves geckenhafter Kumpel Seymour (Jerry Lewis) und Irmas kontraproduktive Versuche, alles irgendwie zum Guten zu wenden …

Wäre MY FRIEND IRMA nicht das filmische Debüt des Komikerpaares Martin und Lewis, Marshalls Film wäre als eine von vielen profillos inszenierten burlesken Komödien seiner Zeit sicher längst vergessen. Auf einer Radiosendung basierend, verweist MY FRIEND IRMA auf eine Filmtradition, die am besten mit dem Begriff des „Kinos der Attraktionen“ beschrieben und noch stark dem Vaudeville verpflichtet ist. Das beginnt bei der titelgebenden Catchphrase, die den Film mantraartig einleitet und abschließt, setzt sich bei der an das Format der Sitcom erinnernden Struktur – ein wichtiges Mittel der Dramaturgie ist das Betreten und Verlassen von Räumen – und einem aus „Nummern“ zusammengesetzten Handlungsverlauf fort und offenbart sich am deutlichsten in der Anwesenheit der beiden Showstars Dean Martin und Jerry Lewis, denen – wenn sie auch nicht die Hauptdarsteller sind – das eigentliche Interesse des Films gilt. Heute würde man die Strategie, die hinter MY FRIEND IRMA steht, wohl als Cross-Marketing bezeichnen: Dass er vor allem als Testballon für eine großangelegte Filmkarriere von Martin und Lewis diente, wird überdeutlich, wenn man die Weiterentwicklung im Sequel betrachtet. Die Auftritte des Duos sind dann für einen heutigen Zuschauer auch das eigentlich Interessante: In ökonomischen Abständen dürfen sie sich durch ihre Szenen kaspern, Dean Martin mit sanftem Schmelz in der Stimme die Herzen des weiblichen Publikums erwärmen. Kein Wunder, dass der Plot kaum stringent entwickelt wird und mehr als einmal gar völlig aus den Augen gerät. Der zerfahrene, uneinheitliche Eindruck, den Marshalls Film so hinterlässt, spiegelt sich vor allem in der nominellen Hauptfigur Irma wider, die streckenweise ganz in den Hintergrund tritt und deren Funktion als Pausenclown durch die Anwesenheit von Jerry Lewis völlig ad absurdum geführt wird. Überhaupt lässt das Frauenbild von MY FRIEND IRMA tief blicken: Jane ist zwar resolut und entschlossen, ihre eigentliche Mission besteht aber lediglich darin, als Anhängsel eines reichen Mannes zu enden. Natürlich siegen am Ende romantische Bestrebungen: Wer könnte dem schmierigen Gesäusel des Ölauges Dino schon auf Dauer widerstehen? Irma ist gar vollkommen lebensunfähig und wird so dermaßen überzogen als Trottel gezeichnet, dass selbst Jerry Lewis’ Seymour daneben wie ein Ausbund an Authentizität wirkt: Sie ist nicht nur nicht in der Lage, die einfachsten Aufgaben zu lösen und logische Schlüsse zu vollziehen, sie erkennt auch nicht, dass ihr „Geliebter“ Al (neben Martin und Lewis das Highlight des Films: John Lund), ihr lediglich deshalb eine baldige Heirat verspricht, um sie bei Laune zu halten, und ansonsten nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Diese Konstellation benutzt MY FRIEND IRMA aber lediglich zur Zuschauerbelustigung und muss sich deshalb den Vorwurf gefallen lassen, die Grenze zum Zynismus und Sexismus manchesmal entschieden zu übertreten. Wenn man damit leben kann, ist es aber durchaus möglich, sich – das Einnehmen einer Meta-Perspektive vorausgesetzt – mit diesem Film zu amüsieren. Seinen kulturhistorischen Stellenwert kann ihm eh niemand nehmen.

Kommentare
  1. […] natürlich nicht fehlen darf. Inszenatorisch ähnlich gesichtslos, ist das Sequel zu MY FRIEND IRMA deutlich witziger und spritziger geraten, bietet mit seinen wechselnden Settings und […]

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