rage of honor (gordon hessler, argentinien/usa 1987)

Veröffentlicht: Dezember 10, 2008 in Film
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Sho Kosugi ist Shiro Tanaka, ein Japaner, der es trotz erheblicher sprachlicher Defizite geschafft hat in den USA Polizist zu werden – wahrscheinlich, weil er wie jeder gute amerikanische Cop gern über die Stränge schlägt und sehr eigenwillige Methoden anwendet. Als er trotz dieser Qualifikationen kurz nach der Auftaktsequenz gerügt wird, anstatt eine Auszeichnung für seine multiplen Exekutionen zu erhalten, schmeißt er dem Chef die Dienstmarke vor die Füße und zieht sich aus dem Polizeidienst zurück. Nun ist Quality Time mit der einfältigen blonden Jennifer angesagt, die ihn aus unerfindlichen Gründen attraktiv und charmant findet, obwohl es ihm doch kaum gelingt „Guten Tag“ zu sagen, ohne sich die Zunge zu zerren. Wie das so ist in diesen Filmen, währt das Idyll aus geschenkten Perlenketten, in Nobelrestaurants genossenem Champagner nur kurz: Shiros bester Freund und ehemaliger Partner fällt nämlich einem bösen Drogenboss zum Opfer. Keine Frage: Um seine Ehre und die des Freundes wiederherzustellen (???), begibt sich Shiro auf einen Rachefeldzug, der ihn erst nach Buenos Aires und dann in den argentinischen Urwald führt, wo er es abwechselnd mit Gangstern, Eingeborenen und Ninjas zu tun bekommt.

b000092q4w01_sclzzzzzzz_v1057250009_1Von allen mäßig begabten Actionstars, die in den Achtzigerjahren zum Einsatz kamen, ist Kosugi vielleicht der am mäßigsten begabte. Nach einigen Filmen in Fernost wurde der gebürtige Japaner von der Cannon für ihren ENTER THE NINJA angeheuert, um dem Streifen, der Franco Nero als amerikanischen Ninja präsentierte, etwas Credibility zu verleihen. Golans eigenhändig inszenierter Film löste den kurzlebigen Ninjatrend aus und machte Kosugi infolgedessen zum „Star“ eines Genres, das die Niederungen der Z-Grade-Unterhaltung nur höchst selten verließ. Bis zum Ende der Achtziger kam Kosugi in mehreren etwas aufwändiger produzierten Ninjafilmen zum Einsatz, die ihn als Meister der obskuren Kampf- und Mordkunst etablierten: Vor allem die Cannon-Ninjasequels REVENGE OF THE NINJA und NINJA III: THE DOMINATION sowie der unglaublich trashige NINE DEATHS OF THE NINJA sind zu nennen. Es ist jedoch irgendwie bezeichnend, dass Kosugi am kommerziellen Höhepunkt der Ninjawelle nicht teilhatte: Firstenbergs AMERICAN NINJA-Serie kommt ohne den unscheinbar wirkenden Japaner aus.  Der Japaner verfügte zwar über die nötige Körperbeherrschung und Kampfsporterfahrung, als Identifikationsfigur taugte er aufgrund seiner mangelhaften Schauspielfähigkeiten kaum. Daran krankt auch RAGE OF HONOR, doch es gelingt Hessler, dieses Manko halbwegs zu umschiffen. Die kaum über die Standardelemente hinauskommende Story bietet lediglich den Aufhänger für die albern-infantilen Actionszenen, die aber dennoch recht ansprechend daherkommen. Seinen Höhepunkt findet Hesslers Film in dem fast halbstündigen Showdown, der anmutet, wie die gebündelten Fantasien eines Sechsjährigen – eigentlich fehlt nur noch eine Krokodilattacke, um das Spektakel perfekt zu machen. Schmerzhaft wird RAGE OF HONOR immer dann, wenn er sich seiner Hauptfigur zuwendet. Weder den toughen Fighter noch den charmanten Liebhaber nimmt man Kosugi ab und oft erwecken seine gebrochen dahingestammelten Dialogzeilen den Eindruck, er habe selbst gar nicht verstanden, was er da sagt. Wenn er nicht gerade Bad Guys vermöbelt gibt er also ein eher trauriges Bild ab, wirkt er so hilflos wie ein  japanischer Tourist, der sich vor dem Kölner Dom fotografieren lassen möchte, aber sich nicht traut, jemanden zu fragen.

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