the horse’s mouth (ronald neame, großbritannien 1958)

Veröffentlicht: Januar 21, 2009 in Film
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51uh1wugwjl_sl5001Der eigenbrötlerische, knurrige Maler Gulley Jimson (Alec Guinness) macht für seine Kunst keine Kompromisse. Doch leider will niemand seine Visionen hinreichend honorieren, was nicht zuletzt seiner schwierigen Art zuzuschreiben ist: Jimson ist ein schlechter Verkäufer. Um sein magnum opus zu kreieren, greift er deshalb auch zu nicht ganz legalen Mitteln. Als er die perfekte Wand für sein Bild des Lazarus im noblen Wohnhaus eines reichen Ehepaars entdeckt hat, nistet er sich dort kurzerhand ohne Wissen der abwesenden Eigentümer ein und beginnt die Arbeit …

Man kann sich Neames Film nicht ohne Guinness vorstellen, dem es auf eindrucksvolle Art und Weise gelingt, dem Zuschauer eine nicht gerade als sympathisch zu bezeichnende Figur sympathisch zu machen. Jimson ist genau genommen sogar ein ziemliches Ekelpaket: asozial, rücksichtslos, selbstsüchtig und unzugänglich, ein von der Kunst Besessener, der an dem Dilemma leidet, auf seine Mitmenschen angewiesen zu sein, ohne sich jedoch für diese besonders zu interessieren. Neames Film behandelt die Beziehung von Künstler und Publikum und zeigt eine Welt, in der diese Beziehung von einer unüberbrückbar erscheinenden Kluft gestört ist. Jimsons potenzielle Kunden haben gar nicht den Sinn dafür, sich mit dessen Kunst ernsthaft zu beschäftigen, sie ist zum bloßen Dekor verkommen, mit dem man seine Wohnräume gestaltet; auf der anderen Seite hat sich  auch Jimson von seinem Publikum entfremdet. Er führt eine Einsiedlerdasein, meidet den Kontakt zu den Menschen, weil er ihnen nichts mehr zu sagen hat, sie als Störenfriede begreift. Die Malerei ist sein einziges Interesse, doch dieses Interesse ist völlig abgekoppelt von dem Wunsch, seine Bilder auch einem Publikum zu zeigen. Jimsons größtes Werk wird so auch seine größte Niederlage: Niemand versteht sein unzählige Füße darstellendes Lazarus-Bild. Das Bild, das für niemanden außer den Künstler gemalt wurde, ist ein Monstrum. Natürlich gibt es ein versöhnliches, wenn auch nicht anheimelndes Ende für diesen Film, der komisch ist, ohne billige Lacher zu provozieren, traurig, ohne rührselig zu sein, ernst, ohne mit dem Zeigefinger zu wedeln, beeindruckend, ohne aufdringlich zu sein. Kurzum: ein Glücksfall.

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