the dentist (brian yuzna, usa 1996)

Veröffentlicht: Dezember 17, 2009 in Film
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Der Zahnarzt Dr. Alan Feinstone (Corbin Bernsen) hat eigentlich alles: eine schicke Villa mit Pool in Beverly Hills, eine attraktive Ehefrau und eine gut funktionierende Praxis. Doch unter der glänzenden Oberfläche brodelt es gewaltig, denn Feinstone ist verrückt und führt einen unbarmherzigen, aber erfolglosen Kampf gegen den Schmutz, der alles vereinnahmt. Als er seine Gattin beim Sex mit dem Poolboy ertappt, brennen ihm die Sicherungen endgültig durch. Seinen Patienten steht ein ausgesprochen schmerzhafter Tag bevor …

Was waren das noch für Zeiten, als einen die Aussicht auf einen neuen Brian-Yuzna-Film richtig nervös machte, als man sich den THE DENTIST-Slot beim Fantasy Filmfest schon Wochen vorher freihielt und nie auf die Idee gekommen wäre, sich stattdessen etwas anderes anzuschauen. Heute, mehr als zehn Jahre später, kann man nur noch staunen über die Begeisterung, die einem ein Regisseur abringen konnte, der, wenn man ganz ehrlich ist, schon damals keinen einzigen richtig guten Film vorzuweisen hatte. Weil Yuzna es aber fertig gebracht hat, dieses höchst mittelmäßige Niveau seitdem mit unentschuldbaren filmischen Missgeburten wie BEYOND RE-ANIMATOR oder FAUST: LOVE OF THE DAMNED noch radikal zu unterbieten, ist man mit dem (nicht mehr ganz) jugendlichen Splatterfan von einst, der RETURN OF THE LIVING DEAD 3, NECRONOMICON und BRIDE OF RE-ANIMATOR verehrte, fast schon wieder einig. Bezeichnenderweise hat mir THE DENTIST heute dann auch besser gefallen als anno 1996 beim FFF, wo er an der aufgebauten Erwartungshaltung eigentlich nur scheitern konnte. Statt des quietschbunten Gummisplatters, den man von Yuzna gewohnt war und den man bitteschön auch weiterhin von ihm sehen wollte, versucht er sich mit THE DENTIST überraschenderweise an einem kammerspielartigen Psychothriller mit unübersehbaren Hitchcock-Anleihen und einer dominant schwarzhumorigen Note. Seine Effekte sind zwar immer noch überaus drastisch, aber eben deutlich sparsamer über den ganzen Film verteilt als noch in den Vorgängern. Doch diese Mischung funktioniert erstaunlich gut: Die Kamera deutet das unabwendbare Unheil mit ihren verkanteten Blickwinkeln auch in vermeintlich harmlosen Momenten an, Corbin Bernsen brilliert als analfixiertes, arrogantes Arschloch und die Strategie, den Zuschauer mit dem Schurken zu verbünden, sorgt für einige Spannung, weil man sich wieder und wieder dabei ertappt, wie man mit dem Psychopathen mitfiebert, der sich in seinem unkontrollierbaren Wahn immer tiefer in die Scheiße reitet. Weil THE DENTIST mit seinem ganzen Szenario zudem ganz auf Ängste baut, die nahezu jeder Zuschauer teilen dürfte, ist Yuznas Film enorm effektiv, blähen sich die eigentlich sehr kurzen Effektszenen, in denen in Großaufnahme genüsslich in Zähnen und Zahnfleisch geporkelt wird, unwillkürlich zu höllischen Schreckensszenarien auf, die vom allseits beliebten Geräusch eines sirrenden Bohrers angemessen untermalt werden. Ein hübscher kleiner Thriller, den man wiederentdecken darf.

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