cyborg soldier (john stead, usa 2008)

Veröffentlicht: September 17, 2010 in Film
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Aus einem streng geheimen Forschungslabor entflieht der Prototyp eines Cyborgs: der auf modernster Nanotechnolgie basierende, mit regenerativen Kräften ausgestattete und somit fast unaufhaltsame Isaac (Rich Franklin). Auf der Flucht vor den Häschern, die ihm der Projektverantwortliche Simon Hart (Bruce Greenwood) hinterherschickt, begegnet er der Polizistin Lindsey Reardon (Ex-BEVERLY HILLS 90210-Star Tiffani Thiessen), die in der Folge zur gefährlichen Mitwisserin wird und somit ebenfalls auf der Abschussliste Harts landet …

Über das Menschmaschinen-Motiv, dessen sich vor allem der Actionfilm in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder angenommen hat, habe ich hier zuletzt häufiger geschrieben, etwa anlässlich des herausragenden UNIVERSAL SOLDIER: REGENERATION. CYBORG SOLDIER könnte man als Ausarbeitung von dessen Andrew-Scott-Charakter beschreiben, der von Dolph Lundgren als ein von geradezu Hamlet’schem Zweifel geplagter Cyborg interpretiert wird. Isaac wird vom letzten Rest Menschlichkeit, von dem seine Erfinder eigentlich dachten, er sei restlos ausgemerzt, von der widerspruchslosen Erfüllung seiner Pflicht, für die er programmiert ist, abgehalten. Er, der doch eigentlich nur funktionieren soll, spürt da etwas in sich, dass er sich nicht erklären kann, das sich aber mit äußerster Dringlichkeit bemerkbar macht: Diesem Gefühl kann und darf er sich nicht widersetzen. Wie auch in Verhoevens ROBOCOP dringen übrig gebliebene Erinnerungssplitter an die Oberfläche seines Bewusstseins, suggerieren ihm, dass sein Selbst mehr ist, als die Aufgabe, die er zu erfüllen hat, ja, sich geradezu in Widerspruch zu dieser befindet. Seine folgende Flucht ist eine Suche nach der Identität und was sie erschwert, ist die Tatsache, dass er nicht weiß, was er da eigentlich sucht. (Wie jemand, der keine Sprache hat.) Mehr als ein reiner Actionfilm ist CYBORG SOLDIER ein Drama, dessen Protagonisten jedoch  typische Actionfilm-Figuren sind, und in seiner Reduktion auf drei Hauptfiguren und ein winterlich-karges Setting hat er etwas geradezu Parabelhaftes. Der existenzielle Konflikt, in dem sich sein Held befindet, wird kaum noch mit Science-Fiction-Zierrat oder Actionsequenzen überladen, sondern in glasklare Bilder des Todes, der Trauer und der Hoffnungslosigkeit gebracht. Rich Franklin ist als Isaac zwar nicht der paranoid android aus Douglas Adams „Hitchhiker’s Guide to Galaxy“, aber zumindest der depressive Cyborg, der von einem Gefühl der Ohnmacht gelähmt wird, die er nicht versteht. Man muss Mitleid mit ihm haben. Ein deutliches FRANKENSTEIN-Zitat (das Monster und das Mädchen) mag zunächst noch Suspense erzeugen, doch diese Killermaschine ist schon längst einen Schritt weiter als Karloffs Monster. Sie hat gelernt, sich der Programmierung zu widersetzen, zu zweifeln. Das ist dann auch das Heldenhafte an ihm: dass er gegen die eigene Bestimmung handelt. Hier haben wir sie, die Chance für den Helden im Essenzialismus, vor der Lam in REPLICANT noch zurückschreckte. Ein normales Leben ist für ihn zwar nicht mehr möglich, aber Erlösung findet er dann doch. Er muss sich keine Sorgen darüber machen, wie Devereaux in UNIVERSAL SOLDIER: REGENERATION noch einmal reaktiviert zu werden.

Ein im besten Sinne kleiner Film, der eine ganz große Überraschung darstellt. Wunderschön und einzigartig.

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