special forces (isaac florentine, usa 2003)

Veröffentlicht: November 15, 2010 in Film
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Im fiktiven Ex-Sowjetstaat Muldonia schwingt sich der schurkische General Rafendek (Eli Danker), ein ehemaliger bosnischer Warlord, mit willkürlichen Erschießungen der Zivilbevölkerung zum Despoten auf, dem selbst der Präsident nichts mehr entgegenzusetzen hat. Als Rafendek eine US-amerikanische Journalistin in die Hände fällt und er diese Gelegenheit nutzt, die Freilassung muldonischer Gefangener zu fordern, wird das  fünfköpfige Sondereinsatzteam um Major Don Harding (Marshall Teague) eingeschleust, um die Geisel zu befreien. Vor Ort treffen sie auf den SAS-Agenten Talbot (Scott Adkins), der nach der Ermordung seines Partners auf eigene Faust gegen den Schurken vorgeht …

Nach dem eher kleinen und insgesamt etwas ruhigeren COLD HARVEST kommt mit SPECIAL FORCES nun die Actionbreitseite aus dem Hause Florentine: In knapp 95 Minuten wird viel kaputt gemacht und noch mehr getötet, respektive gestorben. Zumindest nach erstem Ansehen fällt es mir dann auch ein bisschen schwer, Tiefschürfendes oder Erhellendes zum Film zum Besten zu geben: Die Story ist denkbar knapp gehalten und bedarf eigentlich keines weiteren Kommentars – wenngleich Florentine sich natürlich hier und da Details zur Personencharakterisierung erlaubt, die ich in meiner kurzen Inhaltsanagabe oben weggelassen habe. SPECIAL FORCES mutet ein bisschen wie die Modernisierung solcher Kriegsfilmklassiker wie THE DIRTY DOZEN oder THE GUNS OF NAVARONE an: Filme, in denen der Weltfrieden von der Einsatz- und Opferbereitschaft, dem Kampfgeist und der Tollkühnheit einiger Profis abhängt. Der Fokus liegt ganz klar auf den diesmal breit angelegten Actionsequenzen, die dann auch besonders überwältigend ausgefallen sind: Ohne jeglichen neumodischen Schnickschnack erreicht Florentine einen Immersionsgrad, der mich ziemlich gesmasht hat auf meiner bequemen Couch im gut beheizten Wohnzimmer und mir das aufpeitschende Gefühl gab, unter Dauerbeschuss muldonischer Soldaten zu stehen. Wer sich beim zeitgenössischen Actionkino darüber aufregt, dass man vor lauter Kameragewackel nichts mehr erkennt, sich wünscht, dass eine Einstellung auch mal länger als drei Sekunden gehalten würde, und eine wirklich ausgefeilte Chroreografie vermisst, die es ermöglicht, das Geschehen nachvollziehen zu können, zu verstehen, wer da von wo auf wen schießt, der findet hier Linderung, ohne dabei auf irgendetwas verzichten zu müssen. Florentines Kampfinszenierungen wirken bei aller Stilisierung immens realistisch: Über diese Zuschreibung würde zwar wahrscheinlich jeder, der sich mal in einem echten Kampfeinsatz befand, herzhaft lachen, aber das ist ja nicht die Frage. Fakt ist, dass man bei der Betrachtung den Eindruck hat, dass es so sein könnte. Gerade der Shootout vor dem großen Showdown, als die Helden in einem Wald von der feindlichen Armee gestellt und unter Beschuss genommen werden, toppt so ziemlich alles, was ich in dieser Richtung in diesem Jahr gesehen habe (und ich gucke viele Actionfilme). Die Spielerei eines GAMER, der größten technischen Aufwand betreibt, um in seinen Actionsequenzen so auszusehen wie ein Egoshooter, wirkt im Vergleich zu SPECIAL FORCES gleich nochmal so albern, weil ihm die traditionellen Mitteln der Filmtechnik ausreichen, um dem Zuschauer viel überzeugender zu suggerieren, part of the game zu sein.

Wer indes Martial-Arts-Kämpfe wilden Ballereien vorzieht, muss bei SPECIAL FORCES auch auf nichts verzichten, sondern dürfte im Gegenteil von einem orgasmischen Glücksgefühl ins nächste fallen. Die Anwesenheit von Scott Adkins allein garantiert hier für spektakuläre Fights, die wohl höchstens noch von Hongkonggrößen á la Corey Yuen besser inszeniert würden. Und wenn dann nach 90 Minuten die letzten Überlebenden das Happy End begehen, ist es auch wieder Zeit für typische Florentine-Breitwand-Gefühle: Der Soldat, der zu Beginn noch den Trennungsbrief seiner Gattin betrauern musste, darf die gerettete Journalistin in die Arme schließen, und Harding, der alte Haudegen, lächelt wissend und sagt, er wisse schon, warum er diesen Job mache. Sein Blick geht nach links, zur Wand des Helikopteers in dem er sitzt, die Kamera folgt seinem Blick und fängt einen kleinen Sternenbanner-Aufkleber ein. Patriotismus kann schön sein, Actionfilmegucken scheint mir noch die bessere Alternative. Zumindest so lange Florentine Filme wie SPECIAL FORCES dreht. Meisterwerk.

Kommentare
  1. HomiSite sagt:

    Da wird meine „B-Film“-Liste also wieder länger :-).

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