rapid fire (dwight h. little, usa 1992)

Veröffentlicht: November 8, 2011 in Film
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Der chinesische Kunststudent Jake Lo (Brandon Lee) ist Zeuge als der Mafiaboss Serrano (Nick Mancuso), der das Drogengeschäft in Chicago an sich reißen will, einen Mittelsmann ausschaltet und fortan seines Lebens nicht mehr sicher. Als er von einem korrupten FBI-Beamten verraten wird und nach einem abgewehrten Anschlag auf sein Leben als Polizistenmörder gilt, kommt ihm Mace Ryan (Powers Boothe) zur Hilfe, ein Cop, der seit Jahren verbissen darum kämpft, den Drogenzar Kinman Tau (Tzi Ma), der die USA von Asien aus mit seinem Heroin überflutet, hinter Gitter zu bringen. In Jake sieht er eine Chance, sein Ziel zu erreichen, denn Tau arbeitete auch mit Serrano zusammen …

RAPID FIRE stammt aus einer Übergangszeit, als das Actionkino im Stil der Achtzigerjahre noch nicht gänzlich tot war, aber sich merklich gesundschrumpfte und den langsamen Rückzug in die damals noch florierenden Videotheken antrat. Auf der großen Leinwand läuteten Cameron und Schwarzenegger mit TERMINATOR 2: JUDGMENT DAY die bis heute andauernde Ära des Eventkinos ein, während Filmemacher wie Dwight H. Little, Craig R. Baxley, Mark L. Lester, John Flynn, Lewis Teague oder andere im kleineren Rahmen noch so taten, als sei alles beim Alten. Der ungebremste Größenwahn war mit dem kommerziellen Fehlschlag der irrwitzigen Materialschlacht von RAMBO III einer neuen Bescheidenheit gewichen: kleine, lediglich formelhafte Plots betonen nun den spielerischen Aspekt des Actionkinos, was auch mit der  Inszenierung der Actionszenen korrespondiert, die nun nicht mehr länger jene Momente markieren, in denen die auf der Handlungsebene angelegten Konflikte eskalieren, sondern sich von der Handlung beinahe vollständig emanzipieren und – ähnlich dem Porno oder dem Slasherfilm – zu „Nummern“ werden, denen das eigentliche Interesse gilt.

Die Geschichte von RAPID FIRE ist aus sattsam bekannten Versatzstücken des Cop- und Gangsterfilms zusammengesetzt und die Figuren sind allesamt überlebensgroße Klischees mit einer ganz klar definierten Funktion: Lee gibt den aufrechten asiatischen Immigranten, der mit dem Idealismus gebrochen hat, seit er die Ermordung seines Vaters bei den Unruhen auf dem Platz des Himmlischen Friedens mitansehen musste, Boothe ist der abgerissene Cop, der sein Privatleben zugunsten seiner „Mission“ völlig aufgegeben hat. Natürlich profitieren beide aus der  vorübergehenden Partnerschaft: Jake lernt, dass es wichtig ist, seinen Überzeugungen zu folgen, Mace erkennt in seiner väterlichen Zuneigung zu Jake, dass es neben dem Beruf noch etwas anderes gibt. Der Plot von RAPID FIRE ist auf wirklich liebenswerte Art und Weise einfältig – ein kleiner, früh fallengelassener Subplot widmet sich etwa dem chinesischen Studentenführer Paul (Dustin Nguyen aus 21 JUMP STREET), der mit rotem Stirnband für die Befreiung Chinas demonstriert und Jake als Sohn eines echten „martyrs of the cause“ für seine Zwecke gewinnen will – und ganz darauf hinkonstruiert, möglichst viele Gelegenheiten für krachende Actionszenen zu bieten. In diesen kommt RAPID FIRE dann auch ganz zu sich: Choreografiert von Brandon Lee sind die zahlreichen Fights von einer Physis geprägt, die man heute in dieser Form höchstens noch von Isaac Florentine geboten bekommt und die den Hongkong-Einfluss kaum verleugnen können.Und weil sich ihnen nichts in den Weg stellt, entfalten sie ihre ganze Durchschlagskraft.

Der Titel RAPID FIRE beschreibt sowohl den Film als auch das Seherlebnis sehr treffend: Schnell, urgewaltig und zerstörerisch geht es hier zur Sache. Nach 90 Minuten ist der Spuk vorbei, ohne dass man sich noch lange mit den Kollateralschäden aufhalten müsste. Das Feuer ist ein reinigendes.

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