colpo di stato (fabrizio de angelis, italien 1987)

Veröffentlicht: März 9, 2012 in Film
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Eigentlich sollen der Journalist John (Lewis van Bergen) und der Fotograf Bob (Roger Wilson) aus Buenos Aires von der Basketball-WM berichten, doch als eine technische Panne ihren Flieger zwingt, in einem südamerikanischen Zwergstaat zu landen, ändern sich ihre Pläne. Der unfreundliche Amerikaner, den Bob am Flughafen versehentlich fotografiert und der daraufhin seine Schläger auf den verdutzen Fotografen hetzt, entpuppt sich als Shaw (John Philipp Law), der sich einen Namen als Organisator von Militärputschs gemacht hat. John überredet seinen Kollegen dazu, das Sportereignis sausen zu lassen und von der Front zu berichten …

Als „Larry Ludman“ versucht sich Fabrizio De Angelis an einem Kriegsreporter-Drama der Marke SALVADOR. Dass der Schuss nach hinten losgeht, dürfte kaum überraschen: Wie eigentlich in allen Filmen, mit denen die Italiener in den späten Achtzigerjahren versuchten, Anschluss an die überlegene Konkurrenz aus den USA zu halten, wurde auch COLPO DI STATO (oder OVERTHROW – SÖLDNER DES SCHRECKENS, wie er ungleich markiger in Deutschland hieß) mit dem Gemüt von Zwölfjährigen erdacht. Das beginnt schon bei den einsilbigen Vornamen der Protagonisten und setzt sich in der naiven Darstellung des Reporterberufs fort. Bei einer guten Story riechen John und Bob sofort Lunte, haben immer einen cleveren Trick auf Lager, um sich Informationen zu beschaffen, einen schier unerschöpflichen Vorrat an Hawaii-Hemden und ein gerüttelt Maß an sympathischer Lebensmüdigkeit. Zwischendurch wird in Pennälermanier über die heißen Bräute salbadert, die man in Bälde flachzulegen gedenkt – dass es natürlich nie dazu kommt, möchte man nicht nur auf die zugegebenermaßen ungünstigen Rahmenbedingungen schieben – und nach Folter und Isolation bringt sie nichts so gut wieder runter wie eine schöne Fluppe, die so eine Art orales Ersatzbefriedigungs-objekt zu sein scheint.

Man merkt man dem Film dennoch an, dass De Angelis es durchaus ernst meinte. Statt ein Actiondauerfeuerwerk abzubrennen, bemüht er sich die innenpolitischen Konflikte des Landes, das zwischen Regierungskräften, kommunistischen Rebellen und Drogendealern zerrissen ist, darzustellen. Das bittere Finale schließlich, das keiner der Protagonisten überlebt, darf man auch als Zugeständnis an die Realität werten, die eben keine Rücksicht auf Zuschauer nimmt. Trotzdem geht das alles nicht auf. Nirgendwo sonst offenbart sich das ganze Problem des Films so sehr, wie in den beiden langen Dialogszenen, die De Angelis einwirft, um zwei amerikanische Diplomaten etwas Exposition liefern zu lassen, für die sonst kein Platz mehr war. Beide Szenen führen zu nichts, außer den eh schon nicht rasanten Film zu bremsen und das Ungeschick des Regisseurs, große politische Zusammenhänge in spannende Filmdramaturgie zu übertragen, offenzulegen. Während draußen die Rebellion tobt, schwafelt der greise Botschafter über seine Gallenblase. Die Idee dahinter – die Darstellung des Nebeneinanders des Privaten und Banalen und des Politischen ujnd Komplexen – ist natürlich gut. Aber so wie De Angelis das in seinen Film einfügt, fühlt man sich eher in einen Kaffeeklatsch versetzt, als in die Schlatzentralen der Macht.

Kommentare
  1. Genzel sagt:

    Ein Film mit der vollen Energie von drei Säcken Zement.

    Ich hatte auch das Gefühl, daß „Larry“ was Ernstes sagen will, aber gerade daran zeigt sich dann doch das Unvermögen. Ich mag seine Billig-Action-Schlonzer ja sehr gern – THUNDER und so – aber der hier ist so unglaublich langweilig zusammengefilmt, daß sich nicht mal meine schlichte, Ludman-affine Gehirnhälfte irgendwie unterhalten gefühlt hat.

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