remo williams: the adventure begins (guy hamilton, usa 1985)

Veröffentlicht: Februar 9, 2013 in Film
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2631A trip down memory lane. Zwar habe ich REMO WILLIAMS: THE ADVENTURE BEGINS jetzt zum ersten Mal gesehen – endlich, wie ich hinzufügen möchte –, aber der Film spielte dennoch eine gewisse Rolle in meiner Kindheit. In der Bravo, die ich damals regelmäßig las, wurde REMO – UNBEWAFFNET UND GEFÄHRLICH, wie er bei uns hieß, groß beworben, mit dem damals üblichen Film-Foto-Roman, der meine Fantasie immens beflügelte und mir jetzt das Gefühl vermittelte, einen guten, alten Bekannten wiederzutreffen. Der Film hat tatsächlich alles, was das Jungsherz höher schlagen lässt: einen kernigen Helden mit geheimer Mission und Lizenz zum Töten, einen koreanische Martial-Arts-Ausbilder, der Sprüche klopft, Kugeln ausweichen kann und allerhand weitere an Magie grenzende Tricks auf Lager hat, eine atemberaubende Actionsequenz auf der Statue of Liberty und teuflische Schurken. Mit Guy Hamilton nahm sich ein Mann dieses bunten Potpourris an, der mit den Bond-Filmen DIAMONDS ARE FOREVER, LIVE AND LET DIE und THE MAN WITH THE GOLDEN GUN seine Eignung sowohl für übermenschlich begabte Superhelden als auch für die grelle Mischung aus Acton und Komödie unter Beweis gestellt hatte. Alles in Butter also für die überfällige Sichtung?

Leider nicht. REMO WILLIAMS: THE ADVENTURE BEGINS ist definitiv hübsch und liebenswert, sammelt mit seiner Verbindung von Selbstjustiz-Action, Superheldencomic und Agentenfilm Sympathiepunkte. Fred Ward in einer Hauptrolle zu sehen, ist immer ein Vergnügen und so hat man kaum eine andere Wahl als auch REMO WILLIAMS: THE ADVENTURE BEGINS in sein Herz zu schließen, selbst wenn das, was Hamilton aus dem vorliegenden Potenzial gemacht hat, eigentlich eher ernüchternd ist. Man muss den Film am besten mit einem zugekniffenen Auge schauen und die vielen offenkundigen Schwächen in der eigenen Fantasie überlagern, um den Film zu sehen, den man sich erhofft hatte. Das größte Problem ist seine Anlage als Auftakt zu einer Reihe, die es dann leider nie gegeben hat. Sein Versagen erinnert an zahlreiche Superhelden-Comicverfilmungen der letzten Jahre, die erst die eigentlich bekannte Origin-Story ihres Protagonisten abarbeiten mussten und denen dann der Atem für einen dringend benötigten Konflikt fehlte. Auch Hamilton lässt sich viel Zeit Remos Ausbildung zu einem Martial-Arts-Meister zu beleuchten, versäumt es aber, einen griffigen Schurkenplot aufzubauen, in dem sich sein Held dann beweisen kann. Die einzelnen Elemente des Films kommen nie so ganz zusammen, alles bleibt letzten Endes irgendwie oberflächlich. Der ganze Film ist ein Versprechen, dessen Einlösung dann leider nicht mehr zustande kam. All das, was Remo von seinem Meister beigebracht wird, kommt kaum zum Einsatz und das Finale lässt trotz einiger Schauwerte seltsam kalt. REMO WILLIAMS: THE ADVENTURE BEGINS sollte vor Leben überschäumen, aber er bleibt seltsam leer.

Schade, wie gesagt, denn auf dem Papier ist das ein Gewinner – und es ist ja auch nicht so, dass er nicht seine Momente hat. Ich bin mir sicher, dass die Figur des Remo Williams und die Organisation, die sich seiner Dienste bedient, für zukünftige Filme interessanten Stoff geboten hätte. Man erahnt die sich anbahnenden Probleme des Mannes, der von zwei selbstherrlichen alten Männern gezwungen wird, seine Leben für die Sicherheit seines Landes zu riskieren. REMO WILLIAMS: THE ADVENTURE BEGINS ist auch deshalb so verführerisch, weil er diese staatliche Grausamkeit in das Gewand eines Popcorn-Films kleidet. Hamilton reflektiert das überhaupt nicht, fällt ganz auf den Reiz des heroischen Elitesoldaten herein, zeichnet sein Leben als buntes Abenteuer, ohne zu erkennen, das hier ein Ansatz für scharfe Ideologiekritik liegt. Leder kam es ja nicht dazu. Hätte man nur ein bisschen mehr gezeigt, was diesen Remo auszeichnet, was ihn  von andere Superhelden abhebt, was sein Kampf ist, anstatt all das auf ein mögliches Sequel zu verlegen, sich damit zu begnügen, ihn gegen eine völlig persönlichkeistarmen Gegner antreten zu lassen, der Held wider Willen hätte seine zweite Chance möglicherweise bekommen. So blieb es bei dem gescheiterten Versuch, der einen mit einer Träne im Knopfloch zurücklässt.

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