12. hofbauer-kongress: sollazzevoli storie di mogli gaudenti e mariti penitenti – decameron no 69 (joe d’amato, italien 1972)

Veröffentlicht: Januar 5, 2014 in Film
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HemmungslosDerLustVerfallen0Unter dem deutlich handlicheren und saftigeren deutschen Titel HEMMUNGSLOS DER LUST VERFALLEN und dem Pseudonym „Romano Gastaldi“ drehte Joe D’Amato diese Comedia sexy all’italiana vor historischem Hintergrund nach eigenem Script (auch die Kamera bediente er unter seinem bürgerlichen Namen Aristide Massaccesi selbst). In einem kleinen mittelalterlichen Örtchen in der Toskana ringen seine Figuren mit der eigenen Sexualität und dem jeweils anderen Geschlecht bzw. die jungen, mittel- und standeslosen Männer mit den allesamt mit älteren wohlhabenden Herren liierten und somit außerhalb ihrer Reichweite befindlichen Frauen: Der Bildhauer darf seine Angebetete zwar Modell stehen lassen, doch um die dabei angehäufte Lust zu stillen, muss er auf die Abwesenheit ihres Gatten warten ­– der dann doch nicht die versprochenen vier Tage wegbleibt. Nicht besser ergeht es dem jungen Mönch, den die offenherzige Beichte der üppigen Dorfschönheit fast in den Wahnsinn treibt und der sein ersehntes Schäferstündchen mit ihr nach etlichen Frondiensten mit dem Verlust seines besten Stücks bezahlen muss. Abschließend schlüpft ein Dritter in Frauenkleider, um sich als Hausdienerin in die Nähe seiner Angebeteten zu schwindeln, die mit einem greisenhaften Mann verheiratet ist, der ihre Bedürfnisse nicht mehr zu erfüllen weiß. Auch hier steht am Ende eher Frustration statt Erfüllung.

Wie es das Genre generell und seine deutsche Bearbeitung im Besonderen mit sich bringen, gibt es allerhand zotigen Brachialhumor und Synchronkapriolen entgeistert bestaunen: Der Stotterer darf da ebenso wenig fehlen wie ein verzweifelter Mann mit Verstopfung und die herabwürdigende Verniedlichung sämtlicher Geschlechsteile. D’Amato ist – kaum verwunderlich – weniger an einem systematisch entwickelten Sittenbild interessiert als an knackigen Bildern. Seine Kamera droht mehrfach zwischen lustvoll umschmeichelten Arschbacken verloren zu gehen, auf sinnhafte, saubere Anfänge oder gar Abschlüsse seiner Episödchen sucht man vergeblich. Die Kurzgeschichten enden ebenso abrupt wie sie begonnen haben, und die „Rahmenhandlung“ um eine Horde lüsterner Mönche, die zum endlos schmissigen Titelliedchen über grüne Hügel hetzen, verzichtet gleich ganz auf auch nur den kleinsten Anflug einer Dramaturgie. HEMMUNGSLOS DER LUST VERFALLEN bleibt leicht und flüchtig, er huscht vorbei wie ein leiser Furz, dessen Duftmarke aber dann doch einen Hauch zu lang in der Luft hängt. Zumindest bei mir stellten sich während der letzten Episode doch deutliche Ermüdungserscheinungen ein.

Kommentare
  1. Klingt so, als ob sich D’Amato an Pasolinis IL DECAMERON von 1971 anhängen wollte. Auch ein derber Film, aber mit intakter Dramaturgie.

    • Oliver sagt:

      Ich kenne Pasolinis Film zwar nicht, aber der Originaltitel von D’Amatos Lustspiel spricht ja schon eine deutliche Sprache. 🙂

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