better off dead (savage steve holland, usa 1985)

Veröffentlicht: November 8, 2010 in Film
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Lane Meyer (John Cusack) ist von seiner Freunding Beth (Amanda Wyss) geradezu besessen. Als sie ihn ohne langes Federlesen für das selbstverliebte Ski-Ass Roy Stalin (Aaron Dozier) abserviert, denkt er sofort an Selbstmord. Nach einigen missglückten Versuchen überkommt ihn jedoch endlich das Bedürfnis, mit seinem Verliererimage aufzuräumen und es allen zu beweisen. Und die hübsche französische Austauschschülerin Monique (Diane Franklin), die nebenan eingezogen ist, ist zusätzliche Motivation …

BETTER OFF DEAD beginnt mit einer charmanten Cartoon-Creditsequenz, die zwar inhaltlich nichts mit dem folgenden Film zu tun hat, aber dennoch die Marschrichtung für die kommenden 90 Minuten vorgibt. Für seine Coming-of-Age-Highschool-Liebeskomödie bedient sich Savage Steve Holland nämlich eines comichaften Humors, der die Alltagsprobleme eines Teenagers grotesk überzeichnet und sich dazu vor allem aus dem reichhaltigen Bilderfundus der Popkultur – besonders aus dem populären Film – speist: Lanes Mutter ist mit dem Haushalt hoffnungslos überfordert und alles, was sie zum Essen auf den Tisch bringt, ist von ungesunder graugrüner Farbe; sein jüngerer Bruder Badger ist nahezu autistisch und baut fieberhaft an Laserwaffen und Mondraketen, die dann auch tatsächlich funktionieren; und Lanes Erzfeinde sind ein zombiehaft wiederkehrender Zeitungsjunge, der mit Grabesstimme zwei Dollar von Lane einfordert, sowie zwei Japaner in identischen Anzügen, von denen einer einen amerikanischen Sportkommentator imitiert, und die es immer wieder schaffen, an der Ampel neben Lane zu stehen, um ihn zu einem Autorennen herauszufordern – das er immer verliert. Diese Ausrichtung, die BETTER OFF DEAD manchmal gar in die entrückten Surrealitätsgefilde der ZAZ-Filme vordringen lässt, machte es mir zunächst etwas schwer, in den Film hineinzufinden, von dem ich etwas komplett anderes, nämlich konventionelleres erwartet hatte. Irgendwann jedoch beginnt der schrille Humor Sinn zu ergeben, weil er den jugendlichen Seelenzustand in dieser Lebensphase, die ja vor allem von einem Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit geprägt ist, perfekt abbildet, kommt ebenjene menschliche Wärme in den absurden Tableaus zum Vorschein, die ich zunächst vermisst hatte. Wenn man die Methode des Films einmal verstanden hat, dann landet Holland einen Wirkungstreffer nach dem anderen, entwickelt BETTER OFF DEAD einen unwiderstehlichen Drive.

In meiner Lieblingsszene etwa wohnt der notorisch schlecht vorbereitete Lane dem hyperkomplexen, knochentrockenen Algebraunterricht bei, der von allen anderen Mitschülern mit einer geradezu überschäumenden Begeisterung verfolgt wird: Alle wollen drangenommen werden, alle haben ihre hochgradig aufwändigen Hausaufgaben gemacht, alle seufzen enttäuscht, als der Gong die Stunde beendet, nur um erleichtert aufzulachen, als sie eine weitere Mammuthausaufgabe bekommen. Das Gefühl der absoluten Einsamkeit unter vermeintlich Gleichgesinnten könnte man kaum besser – und pointierter – darstellen. Ein bisschen erinnert BETTER OFF DEAD in seiner Mischung aus Metahumor, Zitatwitz, Cartoonhaftigkeit und Slapstick an die Fernsehserie PARKER LEWIS oder auch die SIMPSONS, was nicht nur einiges über die hier gebotene Klasse aussagt, sondern auch darüber, dass Writer-Director Holland seiner Zeit 1985 ein gutes halbes Jahrzehnt voraus war. Leider hat das trotzdem nicht zur großen Regiekarriere gereicht: Nach ONE CRAZY SUMMER aus dem Jahr 1986 (ebenfalls mit John Cusack in der Hauptrolle) verschlug es ihn zum Fernsehen, für das er bis auf wenige Ausnahmen auch heute überwiegend tätig ist. BETTER OFF DEAD jedenfalls verdient einen weitaus größeren Bekanntheitsgrad und braucht sich hinter Evergreens des Teeniefilms wie THE BREAKFAST CLUB oder FERRIS BUELLER’S DAY OFF keineswegs zu verstecken.

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