the stupids (john landis, großbritannien/usa 1996)

Veröffentlicht: April 7, 2011 in Film
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Familie Stupid – Papa Stanley (Tom Arnold), Mutter Joan (Jessica Lundy), Sohnemann Buster (Bug Hall) und Töchterchen Petunia (Alex McKenna) – sind in Panik: Irgendjemand stiehlt regelmäßig ihren am Straßenrand deponierten Müll! Die Ermittlungen Stanleys ergeben, dass der Müllraub kein Einzelfall, sondern vielmehr Bestandteil eines groß angelegten Plans ist, hinter dem vermutlich der diabolische Mr. Sender (Christopher Lee) steckt, an den auch – wie Stanley während seiner Arbeit als Briefträger herausfand – alle unzustellbaren Briefe geleitet werden. Vlle gefährlicher werden ihm aber erst einmal ein paar abtrünnige Militärs, denen er einen Waffendeal vermasselt. Die Familie Stupid schwebt in Gefahr und trägt dabei keine kleinere Verantwortung, als die Welt zu retten …

THE STUPIDS ist zunächst einmal ein ziemlich deutlicher Beleg dafür, wie tief Landis in der Wahrnehmung der Verleiher, aber auch der Zuschauer zur Mitte der Neunzigerjahre gesunken war: Hatte er von Mitte der Siebzigerjahre bis zum Ende der Achtzigerjahre noch einen Hit an den nächsten gereiht – TRADING PLACES, AN AMERICAN WEREWOLF IN LONDON, INTO THE NIGHT, SPIES LIKE US, THREE AMIGOS!, COMING TO AMERICA – und solche verehrten Kultfilme wie SCHLOCK, KENTUCKY FRIED MOVIE, NATIONAL LAMPOON’S ANIMAL HOUSE und THE BLUES BROTHERS inszeniert, war THE STUPIDS ein weiterer in einer anhaltenden Serie von Flops, der hierzulande gar nicht mehr erschien und gleich unter dem ebenfalls Bände sprechenden Titel EINE FAMILIE ZUM KOTZEN im Fernsehen seine Premiere feierte. Zwar muss ich einräumen, dass THE STUPIDS nicht an alte Glanzleistungen anknüpfen kann, dennoch ist er deutlich unter Wert verkauft worden, denn das Konzept des Films ist ziemlich originell und funktioniert nach einigen Anlaufschwierigkeiten über weite Strecken sehr gut.

Die Stupids sind, wie ihr Name und obige Inhaltsangabe schon zeigt, eine zum Schreien dumme Familie: Als Zerrbild der oberflächlich-naiven amerikanischen Fünfzigerjahre-Vorzeigefamilie wohnen sie in ihrem kitschigbunten Haus (zusammen mit zwei überflüssigen computeranimierten Haustieren) und noch die alltäglichste Handlung wird von ihnen auf groteske Weise missverstanden. Das Drehbuch bezieht einen Großteil seines Humors etwa daraus, dass die Stupids Dinge wörtlich nehmen – etwa die Formel „Return to Sender“ – und Bedeutungen vermuten, die nicht existieren. Hinter der städtischen Müllabfuhr sehen sie einen teuflischen Weltbeherrschungsplan, die wahren und sehr weltlichen Verbrecher jedoch bemerken sie gar nicht. Das vielleicht schönste Beispiel für die Dummheit der Stupids gibt es bei einem Besuch Stanleys und seiner Tochter im Planetarium: Beim Anblick des künstlichen Firmaments glauben sie sogleich im Himmel gelandet zu sein, den Hausmeister Lloyd (Frankie Faison) halten sie für den lieben Gott, dessen Namen sie bislang als „Lord“ und somit falsch ausgesprochen haben. Doch mit den grotesken Dummheit der Stupids endet der Witz des Films noch nicht: Denn aus der Summe all dieser Missverständnisse kreiert John Landis eine  Welt, die plötzlich Sinn ergibt: Die Müllabfuhr gehört tatsächlich einem Mr. Sender, der in seinem unterirdischen Reich unzustellbare Post liest und verbrennt, die „alien pilots“ einer Zeitungsschlagzeile, mit der eigentlich zwei Science-Fiction-Serien gemeint sind, entpuppen sich als real existierende außerirdische Piloten und eine Computerwarnmeldung bezüglich eines Schadens in Laufwerks B: („drive b“) verstehen Mama Stupid und ihre Sprösslinge als Warnung vor einer bestimmten Biene („drive bee“), die später – wer hätte es gedacht – von Mr. Sender tatsächlich losgelassen wird. Die bösen Militärs (darunter Mark Metcalfe aus Landis‘ NATIONAL LAMPOON’S ANIMAL HOUSE) können schließlich auch zu keinem anderen Schluss kommen, als dem, dass Stanley Stupid, der kraft seiner Dummheit und dank unendlichem Glück jeden Mordanschlag überlebt, ein echter Vollprofi ist.

Was THE STUPIDS breitere Anerkennung verwehrt hat, das ist sicher seine ans Dekonstruktivistische grenzende Dramaturgie, die unmittelbar aus dem Humor des Films erwächst: Es gibt keine Exposition, die Handlung beginnt sofort und schreitet mit einem bis zum Finale nie nachlassenden Tempo voran, es bleibt folglich kein Raum, die Stupids auf irgendeine und schon gar nicht auf herkömmliche Weise zu charakterisieren. Woher sie kommen, warum sie so dumm sind und wie sie es überhaupt so weit brachten, bleibt ebenso nebulös, wie die Existenz jeder über ihre Dummheit und Familienloyalität hinausgehende Charaktereigenschaften. THE STUPIDS funktioniert wie eine 90-minütige Slapsticksequenz, der man den Kontext entzogen hat. Das ist nicht immer ganz einfach und der Erfolg des Films steht und fällt letztlich mit der Qualität der Gags, die logischerweise nicht immer ins Schwarze treffen. Ich mag den Film dennoch sehr, weil ich es erstaunlich finde, wie aus dem schieren Blödsinn wie durch Zauberhand Sinn entsteht. Landis-Fans (hallo, Frank!) sollten ernsthaft in Erwägung ziehen, die klaffende Bildungslücke zu schließen.

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