world for ransom (robert aldrich, usa 1954)

Veröffentlicht: April 19, 2013 in Film
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Robert Aldrich inszenierte WORLD FOR RANSOM, seinen zweiten Spielfilm, inkognito: Der ganze Film muss ohne einen Regie-Credit auskommen. Wahrscheinlich „enterbte“ Aldrich den Film, weil er nur eine eher herzlos heruntergekurbelte Auftragsarbeit war: Je nachdem, welcher Quelle man glauben schenkt, wurde WORLD FOR RANSOM in nur 10 oder 11 Tagen abgedreht. Er basiert auf der Serie CHINA SMITH, von der zwischen 1952 und 1955 insgesamt 56 Folgen produziert wurden. Die Serie dreht sich um den in Singapur lebenden Söldner China Smith, der allerlei Abenteuer zu bestehen hat. Der Film – vom Produktionsteam der Serie in denselben Settings fertiggestellt – übernimmt sowohl das zentrale Konzept als auch die wichtigsten handelnden Figuren und ihre Darsteller mit nur einer kleineren kosmetischen Änderung: Aus dem Söldner China Smith wird in WORLD FOR RANSOM der Privatdetektiv Mike Callahan.

Eben dieser Callahan (Dan Duryea) wird von dem zwielichtigen Geschäftsmann Johnny Chan (Clarence Lung) zum Gespräch gebeten: Die Schergen des Konkurrenten Alexis Pederas (Calvin Lockhart) haben ihm ein Geschäft vermasselt und er möchte wissen, was dahintersteckt. Weil Chan weiß, dass Callahan gut mit Julian March (Patric Knowles) befreundet ist, der in letzter Zeit wiederum häufiger zusammen mit Pederas gesichtet wurde, bittet er den Detektiv, seine Kontakte zu nutzen. Und so kommt Callahan einem groß angelegten Coup auf die Schliche: Pederas hat einen Nuklearwissenschaftler entführt und droht der Welt nun mit der Zündung einer Atombombe. Sein alter Freund – nebenbei Ehemann von Callahans alter Flamme Frennessy (Marian Carr) – steckt mittendrin …

Man sieht die pulpigen Cliffhanger-Episoden bei Betrachtung von WORLD FOR RANSOM förmlich vor sich: Der zerknautschte Callahan streunt durch die Straßen des exotischen Singapurs bzw. die eine Kulisse, die als Stand-in dient, trifft dubiose Charaktere, verschlagene Ganoven und verführerische Frauen in verrauchten Bars, Büros und Hinterzimmern. Es gibt einen hanebüchenen Plot – eine Militäruniform aus dem Kostümladen und eine falsche Durchsage am Flughafen reichen aus, um einen Top-Wissenschaftler aus den Händen des britischen Militärs zu entführen – und am Schluss, nach 70 eher trägen Minuten, etwas Krach-Bumm-Peng. Was sich auf dem Papier ganz putzig und unterhaltsam liest, lässt sich von Angesicht zu Angesicht nur schwer goutieren. WORLD FOR RANSOM kann nie verhehlen, dass er kaum mehr als eine verkappte und zudem reichlich angestaubte Fernsehserien-Episode ist. Was Robert Aldrich mit seinem untrüglichen Gespür für spannungsreiche Bildkompositionen – man achte darauf, wie er vor allem die Vordergründe gestaltet – aufbaut, das verpufft durch den generischen, biederen Handlungsverlauf. Auch wenn man die Handschrift des Meisters hier und dort also durchaus erkennt, in der zum Ausdruck kommenden Atomparanoia eine Ahnung von KISS ME DEADLY heraufziehen sieht und im ernüchternden Ende den Happy-End-resistenten Beziehungsrealisten entdeckt, sollte man Aldrich doch den Gefallen tun, mit WORLD FOR RANSOM genau so zu verfahren, wie er es selbst tat: Ihn aus seinem Vermächtnis streichen.

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