the nail gun massacre (bill leslie/terry lofton, usa 1985)

Veröffentlicht: Dezember 1, 2015 in Film
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main-nail-gun-massacre_lrgDie Kehrseite des Horror- und Splatterbooms der Achtzigerjahre: Von Amateuren mit zu viel Selbstbewusstsein und zu wenig Talent im Wald von Hicksburg, USA gedrehter Billigschund, der eigentlich den gepeinigten Freundeskreis der enthemmten Macher nie hätte verlassen dürfen, gelangte als handliches Videotape in alle Welt und avancierte dank markiger Titel schnell zum Kultfilm unter Nerds, die froh waren, für eine „Mutprobe“ nicht mehr länger von der Couch aufstehen zu müssen. Dass sich THE NAIL GUN MASSACRE trotz jeglicher fehlender, selbst noch zweifelhafter Qualität eines gewissen Status erfreuen darf, nahm ich entgeistert zur Kenntnis, als ich bei der Bildersuche nicht nur auf diverse DVD- und sogar Blu-ray-Auwertungen dieses Müllhaufens gestoßen bin, sondern gar auf putzig-liebevolle Fanarbeiten wie jene oben links, die unterhaltsamer sind als der Film, auf dem sie basieren.

Wenn man Tobe Hooper (neben seinem Spätwerk) etwas vorwerfen kann, dann sicherlich, mit THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE unzählige Nichtskönner dazu inspiriert zu haben, einen eigenen Film über ihr Lieblingswerkzeug zu drehen. Der Titel THE NAIL GUN MASSACRE hört sich zugegeben recht markig an, doch das ist tasächlich schon alles. Der Reiz, einem Irren zuzusehen, der Menschen mit einer Nagelpistole erschießt, ist bereits nach zwei Minuten verflogen. Ich schaue ja wahrlich viel Mist und habe mir mittlerweile die Fähigkeit angeeignet, auch dem gröbsten Unfug noch Qualitäten abzuringen, die den meisten anderen verborgen geblieben sind, aber THE NAIL GUN MASSACRE ist einfach unentschuldbarer Scheißdreck und auch als „Partyfilm“ nicht zu gebrauchen. So viel Alkohol kann ich gar nicht trinken, um mir dieses dilettantische Machwerk schönzusaufen. (Andererseits: Hätte ich mich während der Sichtung ordentlich besoffen, wäre ich vielleicht wenigstens vorzeitig eingeschlafen.) Dass jedes Pixibuch meiner fünfjährigen Tochter intelligenter und umfangreicher ist, dass die Darsteller wahrscheinlich noch nicht einmal in ihrem Hauptberuf als normale Menschen überzeugen, der Ton grauenhaft abgemischt ist und Ohrenkrebs erzeugt, der Film überdies aussieht wie explodierter Durchfall: Geschenkt. Ich hatte ja nicht wirklich etwas anderes erwartet. Aber ich weiß nicht, was dreister ist: Dass sich die Macher noch nicht einmal die Mühe gemacht haben, auch nur zu versuchen, so etwas ähnliches wie Spannung zu erzeugen, oder dass sie einen Film namens THE NAIL GUN MASSACRE gedreht haben, ohne auch nur einen einzigen (!) Spezialeffekt auf die Beine zu stellen.

Dieses Vehikel tritt seine Viertelidee über 85 Minuten breit, ohne jede Entwicklung oder Zuspitzung, ohne jeden Humor und Witz, ohne Action oder Thrill, ohne auch nur einen einzigen Schauwert (gut, zwei der Nebendarstellerbratzen ziehen blank, die Hollywood-Karriere im plattgelegenen Hinterkopf), dafür mit absurd in die Länge gezogenen Nulleinstellungen, sprachbehinderten Dialogintonierungen und einem Finale, das nach eineinhalb Stunden Zuschauerfolter einfach nur eine Frechheit darstellt. Man müsste darüber lachen, wenn es da draußen nicht Tausende von wirklich guten, geistreichen, klugen, liebevollen und orginellen Filmen gebe, die möglicherweise nie auf DVD oder gar Blu-ray veröffentlicht werden, während so ein nichtsnutziger, schlicht potthässlicher und unverschämt dummer Film wie THE NAIL GUN MASSACRE von geldgeilen Verleihern und gehirnamputierten „Fans“ seit 30 Jahren am Leben gehalten wird. Dafür ein dickes „Fuck you!“

 

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