close range (isaac florentine, usa 2015)

Veröffentlicht: Oktober 9, 2016 in Film
Schlagwörter:, , ,

close-range-poster-01Während die Welt gespannt auf BOYKA: UNDISPUTED IV wartet, haut Isaac Florentine mal kurz dieses Teil raus: Ein 80 Minuten kurzer Neo-Western für drei Millionen Dollar, der wirkt wie ein kurzes, aber intensives Stretching vor dem nächsten harten Fight – ein bisschen wie John Hyams‘ DRAGON EYES, der auch eher eine Fingerübung vor dem bahnbrechenden UNIVERSAL SOLDIER: DAY OF RECKONING war.

Eine Story gibt es nicht, lediglich die Skizzierung eines Konflikts: Colton McReady (Scott Adkins) befreit seine Nichte Hailey (Madison Lawlor) aus den Fängen des mexikanischen Kartellbosses Garcia (Tony Perez). Dass sie dort gelandet ist, ist die Schuld ihres Stiefvaters, eines jämmerlichen Kleinkriminellen (Jake La Botz). Zurück auf der heimischen Ranch ist klar, dass Garcia und seine Männer auf den Vergeltungsschlag nicht lange warten werden: Colton verschanzt sich mit Hailey und seiner Schwägerin Angela (Caitlin Keats) und wartet auf die Ankunft der Killer …

Die Gestaltung der Titelsequenz, der Score und das Setting evozieren Western-Assoziationen, die Florentine aber kaum weiter ausbaut, die Einblendung der Namen von Garcias Killern ist eine Spielerei, die wie das Überbleibsel eines früheren Drehbuchentwurfs anmutet. CLOSE RANGE ist eine auffallend schmucklose Angelegenheit, der ungesüßte Trockenkeks aus der Notration im Rucksack des Soldaten, ein präzise gesetzter Blattschuss. In den kurzen, knapp gehaltenen Fights, um die Florentine seinen Film gebaut hat, sieht man aber, warum er von vielen als einer der derzeit besten Action-Regisseure angesehen wird, warum er und Adkins zusammengehen wie Erdnussbutter und Marmelade: Keiner inszeniert Martial-Arts-Kämpfe so physisch und rasant wie Florentine, keiner bewegt sich so ökonomisch und geradlinig wie Adkins. In den besten Momenten von CLOSE RANGE schaut man einer gut geölten Maschinerie beim reibungslosen Funtionieren zu.

Und dann ist der Spuk auch schoon wieder vorbei. CLOSE RANGE ist schon ziemlich geil, auch wenn  wenig Fett an den durchtrainierten Muskeln hängt. Das ist nichts, was man mit dem Zungeschnalzen des Genießers zu sich nimmt, eher was den kurzen Energieschub zwischendurch. Wird Zeit, dass Florentine nachlegt. Dann darf es auch gern wieder etwas mehr sein.

Kommentare
  1. Josselin Beaumont sagt:

    Leider hat Florentine den kommenden BOYKA nicht inszeniert, sondern ein – so würde ich ihn zumindest einschätzen – No-Name.

    Keine Ahnung warum, aber es ist davon auszugehen, dass dies einem herben Verlust gleichkommen wird, da Florentine ein Spezi ist, was die Inszenierung von Fights angeht.

    • Oliver sagt:

      Ja, ich weiß. Aber Florentine war als Produzent vor Ort und hatte wohl auch ziemlich großen Anteil an der Produktion. Insofern würde ich mir zunächst mal keine Sorgen machen. 🙂

  2. Josselin Beaumont sagt:

    Vielen Dank für die Info!

    Die Skepsis weicht und die Vorfreude kehrt schon wieder zurück. Weißt du zufällig, warum Florentine dieses Mal auf den Regisseursposten verzichtet hat?

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..