976-evil (robert englund, usa 1988)

Veröffentlicht: März 12, 2017 in Film
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„People who dial 976-EVIL receive supernatural powers and turn into satanic killers.“ Das ist eine IMDb-Kurzzusammenfassung, die den Film, den ich gestern gesehen habe, einerseits umreißt, ohne allzu sehr ins Detail zu gehen, andererseits aber trotzdem kaum etwas mit ihm zu tun hat. Ja, es gibt die besagte Telefonnummer, nach der der Film benannt ist, und ja, einer der Protagonisten wird am Ende vom Bösen besessen und begeht diverse Morde, aber Englunds Regiedebüt (Drehbuch: Brian Helgeland!) hat mit straightem Horrorkino, wie es der Storyabriss suggeriert, nur wenig am Hut. Der Film ist so voll gepackt mit nicht zu Ende geführten Ideen, vermeintlich wichtigen Figuren, die plötzlich verschwinden, oder aber unwichtigen, denen auf einmal große Bedeutung zukommt, und mäandernden Subplots, dass man sich ziemlich wundert, wenn die zuvor eher als Running Gag fungierende Telefonnummer auf einmal doch noch ins Zentrum tritt und die creative killings einsetzen.

Offensichtlich schwebte Englund so etwas wie CARRIE vor, an den 976-EVIL über weite Strecken erinnert. Hoax (Stephen Geoffreys) ist ein Pullunder tragender Nerd, der zusammen mit seiner schwer gläubigen Tante (Sandy Dennis) lebt. Sein Cousin Spike (Patrick O’Bryan), ein Rebell wie er im Buche steht, wohnt gegenüber und ist sein großes Vorbild. Als Spike mit der scharfen Suzie (Lezlie Dean) anbändelt, ist auch Hoax hin und weg, doch er bekommt natürlich irgendwann die Abfuhr, die es für die sexuell unerfahrenen Loser in solchen Filmen immer gibt. Es ist der Moment, in dem der Film sich seiner Verwurzelung im Popcorn-Horrorfilm erinnert, Stephen Geoffreys mit dämonischem Make-up vollgekleistert wird und er diverse Nebenfiguren blutig umbringt, bevor er in einem Hölle-auf-Erden-Szenario von Spike besiegt wird.

Bis dahin könnte 976-EVIL auch ein Film über den trostlosen Alltag von amerikanischen Jugendlichen sein: Ein wichtiges Setting ist ein altes Kino, dessen Marquee einen All-Night Horrormarathon für 1,99 anpreist und das von den ständig zockenden und Drogen dealenden Kleinkriminellen um Marcus (J. J. Cohen) geführt wird (einer seiner Sidekicks wird von Darren E. Burrows gespielt, der eine recht große Rolle in der Serie NORTHERN EXPOSURE hatte). In einer völlig rätselhaften Szene regnet es über dem Haus von Hoax‘ Tante plötzlich Fische, was diese als Zeichen Gottes wertet und was außerdem den Journalisten Marty (Jim Metzler) auf den Plan ruft, der dann Ermittlungen anstellt und dabei Mark Dark (Robert Picardo), dem mephistophelischen Betreiber der Telefonhotline, auf die Schliche kommt. Eltern und Lehrer sind überwiegend planlos und bloße Randerscheinungen im Leben der jugendlichen Protagonisten. 976-EVIL ist recht düster und schmutzig und nicht ohne Atmosphäre, zudem kommt er ohne die Albernheiten aus, die den Teeniehorror jener Jahre kennzeichneten und oft herunterzogen. Das macht ihn definitiv sehenswert, auch wenn das Gesamtergebnis konfus und zerfahren wirkt. Wie diese vielen verschiedenen Elemente eigentlich zusammenpassen sollten, geht aus dem fertigen Film jedenfalls nicht hervor, der trotz seiner gut 90 Minuten so wirkt, als fehlte da eine für das Verständnis ganz entscheidende Viertelstunde. Vielleicht muss ich den aber auch nur noch einmal schauen.

Englunds Karriere als Regisseur war nach diesem Film leider beendet. Er drehte noch eine Folge der NIGHTMARE-TV-Serie bevor er 20 Jahre Pause machte und dann ein ziemlich schlimm aussehendes Vehikel namens KILLER PAD drehte. 976-EVIL war wahrscheinlich zu weird, um ihm ein zweites Standbein zu sichern, auch wenn ein paar Jahre später tatsächlich ein Sequel herauskam, was an sich schon bizarr ist. Ich finde es gut, dass es 976-EVIL gibt.

Kommentare
  1. der trotz seiner gut 90 Minuten so wirkt, als fehlte da eine für das Verständnis ganz entscheidende Viertelstunde. = Es gibt noch einen Extended Cut, da gibt’s tatsächlich rund 15 weitere Minuten..

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