2. morbid movies: love camp 7 (lee frost, usa 1969)

Veröffentlicht: November 13, 2017 in Film
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Zwei britische Agentinnen werden als Gefangene in das berüchtigte „Love Camp 7“ der Nazis eingeschleust, um dort eine Frau ausfindig zu machen, die wichtige Information gegen die Deutschen hat, und sie nach Möglichkeit zu befreien. Das Lager dient als Bordell, in dem sich die Nazigrößen an den jungen Frauen vergreifen …

Es kommt nicht allzu oft vor, dass ein ganzes, kommerziell zudem durchaaus erfolgreiches Genre von einem kleinen, schundigen Stück Bahnhofskino begründet wird: Lee Frosts LOVE CAMP 7 gilt gemeinhin als Vorreiter der Frauenknast- und Naziploitationwelle, die in den Siebzigerjahren in die Kinos schwappte. Allzu weit entfernten sich die weitaus erfolgreicheren Nachfolger zwar nicht vom Ursprung – will sagen, dass sie alle von gewieften Produzenten initiiert wurden, deren Erfolge nicht zuletzt darauf begründet waren, Filme möglichst billig zu produzieren -, aber LOVE CAMP 7 ist schon ein besonders unverschämtes Teil. Das meine ich nicht so sehr hinsichtlich seiner Gewaltdarstellung oder seiner natürlich höchst fragwürdigen Idee von Entertainment, denn Frosts Film lässt die grafischen Exzesse späterer Werke weitestgehend vermissen und kann durchaus als „zahm“ bezeichnet werden – sofern man diesen Begriff für einen Naziploiter verwenden möchte: Nein, LOVE CAMP 7 ist vor allem unfassbar billig und schäbig. Und das macht ihn auch irgendwie aus.

Die erste Einstellung mag den Londoner Big Ben und die Houses of Parliament zeigen, doch nach diesem opulenten Establishing Shot aus dem Archiv geht es geradewegs in den Schweinetrog. Das Zimmer eines britischen Militärs sieht wie auch das spätere Nazibüro aus, als habe man es in einer besonders hässlichen Garage oder aber in Ed Geins Folterkeller eingerichtet: Der Putz bröckelt von den Wänden, in die Ecken hat sich seit Jahrzehnten kein Mop mehr hin verirrt, Bilder hängen schief, Möbelstücke wurden wahrscheinlich vom einzigen Flohmarkt erworben, der den Hinweis auf die fiesen Krabbeltierchen verdient. Auf dem roten Plüschsofa ist wahrscheinlich mal jemand verendet und wahrscheinlich holten sich die Darsteller, die darauf Platz nahmen, die unterschiedlichsten Krankheiten von der Gonorrhoe über Wanzenbisse bis hin zu Blutvergiftung und Meningitis. In ähnlich erbarmungswürdigem Zustand sind auch die Kostüme, da muss man gar nicht erst mit historischer Akkuratesse anfangen, es gibt genug Mängel zu beklagen. Außenszenen gibt es fast gar nicht, Zuschauer mit Hausstaub-Allergie sollten den Film tunlichst meiden. Erstaunlich angesichts der einem ins Gesicht springenden Billigkeit, dass die Damen, die hier geschunden und getriezt werden und natürlich ständig ihre Brüste zur Schau stellen müssen, tatsächlich sehr ansehnlich sind. Sie tun einem hier einfach nur leid und ihre Aufopferungsgabe ist bemerkenswert. Wahrscheinlich haben Sie es positiv gesehen: Nach LOVE CAMP 7 konnte es unmöglich noch weiter bergab gehen.

Ich bin mir nicht nur zuletzt vor dem Hintergrund der derzeitigen Sexismus- und Missbrauchsdebatte bewusst, dass es nicht viele Argumente gibt, mit denen man LOVE CAMP 7 verteidigen kann. Es ist ein spekulativer, voyeuristischer Film, der auf die niedersten Instinkte lüsterner Kerle abzielt und keinerlei Finessen zu bieten hat. Aber verdammt noch mal, wenn ich nicht meinen Spaß mit diesem unglaublichen Hobel hatte!

 

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