Pauline à la Plage (Eric Rohmer, Frankreich 1983)

Veröffentlicht: Februar 25, 2008 in Film
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Die attraktive Marion (die attraktive Arielle Dombasle) steht kurz vor ihrer Scheidung und verbringt ihren Sommerurlaub mit ihrer 14-jährigen Cousine Pauline (Amanda Langlet) in einem Haus am Strand. Dort begegnet sie sowohl einem alten Freund, dem unsterblich in sie verliebten Romantiker Pierre (Pascale Greggory), als auch dem Ethnologen Henri (Féodor Atkine), einem rücksichtslosen Hedonisten, in den sie sich sogleich verliebt. Pauline findet indes einen gleichaltrigen Partner in dem sympathischen Sylvain (Simon de La Brosse). Während Pierre verzweifelt versucht, Marion zu erobern, steigt Henri mit einer Süßigkeitenverkäuferin ins Bett. Als Pierre diese in Henris Haus sieht, versucht er die Nummer Sylvain in die Schuhe zu schieben …

af_129.jpgNach dem kühlen LA FEMME DE L’AVIATEUR und dem herbstlichen LE BEAU MARIAGE ist Rohmer mit PAULINE À LA PLAGE im Sommer angekommen. Sein Film strahlt in hellen Farben, ist durch und durch lichtdurchflutet und von einer sehr entspannten Stimmung geprägt. Thematisch ist der Schritt von MARIAGE zu PLAGE nicht allzu groß: In beiden werden verschiedene Liebes- und Partnerschaftskonzepte diskutiert. Vier konkurrierende Ansichten treffen aufeinander: Henri will keine Partnerschaft, weil er sie als Hindernis versteht – die Liebe kommt und geht, warum sich also festlegen? Marion hingegen sucht eine Liebe, die so stark ist, dass sie fast verbrennt; sie glaubt an die in der Hitze des Gefechts getroffene Entscheidung aus Leidenschaft – und riskiert gern, dass diese sich sich später als Fehlentscheidung entpuppen kann. Für den romantisch veranlagten Pierre hingegen ist Liebe nur in der Zeit zu denken: Lieben kann er nur eine Person, mit der er sich auch ein gemeinsames Leben vorstellen kann – und droht über dieses Anspruchsdenken zum Solipsist zu werden. Paulines Ansichten sind hingegen noch nicht durch gute oder schlechte Erfahrungen vorgeprägt, sie geht unvorbelastet durchs Leben und will sich überraschen lassen, ohne dabei jedoch alle Prinzipien aufzugeben. Während die Erwachsenen um sie herum bereits irgendwie verletzt und dadurch „verdorben“ wurden, repräsentiert sie ein Konzept der Reinheit. Das macht sie nicht nur zur Hauptfigur (siehe Titel), sondern auch zum „weisesten“ Charakter des Films; gleichzeitig ist sie der deutlichste Hinweis auf den Dichtungscharakter von Rohmers Film, den man sonst leichtfertig und fälschlicherwiese als „das echte Leben“ spiegelnd bezeichnen könnte. Das ist er nicht: So authentisch die Figuren auch sind, sie sind reine Kunstfiguren, Vertreter von Konzepten. Wer die beiden Vorgänger von COMEDIES ET PROVERBES gesehen hat, erkennt einige von ihnen wieder: Henri gleicht dem Anwalt Edmond aus MARIAGE, Pauline und Pierre an erinnern an Lucie bzw. François aus AVIATEUR. Nicht viel Neues also, aber das ist gar nicht so schlimm. Auch PAULINE À LA PLAGE ist wieder ein sehr schöner Film, etwas leichter als seine beiden Vorgänger, und mit einem sehr prägnanten Ende: Selbstbetrug kann eben auch ein Weg zum Glück sein.

Kommentare
  1. […] etwa, was die Verwendung von Musik angeht; das Format von 1,33:1 spielt da auch mit hinein (nur PAULINE À LA PLAGE ist nicht in diesem „Fernsehformat“ gedreht). Dennoch passiert in Rohmers Filmen sehr viel mehr […]

  2. […] dem sonnigen PAULINE À LA PLAGE ist LES NUITS DE LA PLEINE LUNE nun ein echter Nachtfilm, der von künstlicher Beleuchtung sowie […]

  3. […] nachvollziehbarer, nimmt ihm aber auch einiges vom Zauber, den Filme wie LA RAYON VERT oder PAULINE A LA PLAGE versprühten. Im Vergleich zu jenen mutet dieser beinahe depressiv an: Die „Farben“ […]

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