death of a gunfighter (allan smithee, usa 1969

Veröffentlicht: März 8, 2008 in Film
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Das kleine Städtchen Cottonwood Springs steht an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Die Eisenbahn ist schon da und der Bürgermeister macht die Straßen mit seinem Auto unsicher. Marshall Frank Patch (Richard Widmark) ist hingegen noch von altem Schrot und Korn und dem Stadtrat deswegen ein Dorn im Auge. Weil er seine Stelle aber nicht freiwillig räumen will, formiert sich bald bewaffneter Widerstand …

51cm8akqvil_ss500_.jpgWeil der ursprüngliche Regisseur Robert Totten sich schon früh mit seinem Star Widmark überwarf, ersetzte ihn der Routinier Siegel, der seinen Namen für den fertigen Film jedoch nicht hergeben wollte. So ist DEATH OF A GUNFIGHTER heute vor allem als filmhistorische Kuriosität interessant, handelt es sich bei ihm doch um den ersten Film, der dem armen Alan bzw. hier Allen Smithee in die Schuhe geschoben wurde. Im Vergleich zu vielen anderen Filmen aus dessen hochgradig heterogenem Werk ist DEATH OF A GUNFIGHTER aber als durchaus gelungen zu bezeichnen. Siegel (den ich jetzt einmal als Hauptverantwortlichen bezeichne) zeigt in diesem Spätwestern nämlich sehr nachdrücklich, dass die Zeitenwende notgedrungen mit Blut bezahlt wird und nicht schmerzlos zu haben ist. Der alte Revolverheld Frank Patch ist kein Mann, der einfach so in den Ruhestand abtritt – das gehört einfach nicht zu seinem Naturell, zumal ihm die Honorationen der Stadt bei seiner Einstellung vor 20 Jahren ihr Wort gaben, dass er den Job so lange machen dürfe, wie er wolle. Ein Wort ist für Patch ein Wort, und das hat auch dann noch Bestand, wenn sich die Verhältnisse längst geändert haben. Die Bonzen aus dem Stadtrat sehen das ein bisschen anders: Ein schickes Städtchen, wie es Cottonwood Springs ist, kann sich keinen gammligen Gunslinger leisten, das passt einfach nicht mehr ins fein säuberlich gezeichnete Bild. Die Geschichte hat mehrfach bewiesen, dass Systeme selten in aller Stille abtreten und so ist es auch hier: Am Ende sieht sich Patch einer bewaffneten Übermacht gegenüber. Der König ist tot, es lebe der König.

DEATH OF A GUNFIGHTER besticht durch seine Reduktion auf einen Schauplatz und einen relativ kurzen Zeitraum. Diese Kompaktheit möchte man Siegel anrechnen, der dafür mit den melodramatischen Untertönen und dem breit angelegten Figurenspektrum wahrscheinlich eher weniger anzufangen wusste. Anstatt sich ganz auf den Konflikt zwischen dem Raubein und den Frühkapitalisten zu konzentrieren, musste Siegel eine Art Sittengemälde anfertigen, was für ihn, der ja sehr klare, geradlinige Konstellationen bevorzugte, eher untypisch ist. Dennoch ist DEATH OF A GUNFIGHTER ein äußerst sehenswerter kleiner Western geworden, der sein Thema mit einer traurigen, aber leisen Nostalgie auflädt, die ihn emotional eher in die Nähe eines RIDE THE HIGH COUNTRY als eines THE WILD BUNCH rückt. Die narrative Klammer des Films – die Verladung des Sarges des toten Marshalls – unterstreicht dies eindrucksvoll.

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