beat street (stan lathan, usa 1984)

Veröffentlicht: August 7, 2008 in Film
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Kenny (Guy Davis) lebt in der Bronx und träumt von einer Karriere als DJ. Sein Freund Ramon (Jon Chardiet) und sein jüngerer Bruder Lee (Robert Kirkland) sind als Sprayer und B-Boy ebenfalls voll in die aufkeimende Hip-Hop-Kultur involviert. Bei einer Party lernen sie Tracy (Rae Dawn Chong) kennen, die als Komponist und Choreograf am New Yorker College unterrichtet. Sie ist von Lees und Kennys Fähigkeiten sofort begeistert und will ihnen die Gelegenheit geben, sich zu präsentieren …

BEAT STREET wurde u. a. von Harry Belafonte produziert und stellt den wohl „saubersten“ Beitrag zur Mitte der Achtziger entstandenen Reihe von Hip-Hop-Filmen dar. Bezog WILD STYLE seinen Reiz aus seiner Authentizität, trumpften KRUSH GROOVE mit Prominenz auf und die Cannon mit ihrer typischen Mischung aus Trash und Glamour, so setzt Regisseur Stan Lathan auf dramaturgische und inszenatorische Ausgewogenheit, die sich aber letztlich in klischierten Handlungsverläufen und Personenkonstellationen niederschlägt. Tanz- und Musikeinlagen wechseln sich so mit vorhersehbaren Handlungs- und Dialogpassagen ab, die von den Schauspielern aber dennoch glaubwürdig umgesetzt werden. Der größte Verdienst des Films ist wahrscheinlich aber, dass er mit dem MCing, DJing, B-Boying und der Graffiti-Kunst alle Aspekte der Hip-Hop-Kultur würdigt und die Bedeutung der noch jungen Kultur für das Leben der Jugendlichen in den ärmeren Stadtteilen New Yorks herausstreicht. BEAT STREET zeigt wie WILD STYLE eine Bronx, die eher an einen Kriegsschauplatz denn an einen Ort, an dem Menschen leben, erinnert und in der die „Burners“ von Ramon, seine gigantischen Murals auf Mauern und Zügen, ihrem Schöpfer wie auch den Betrachtern die einzige Möglichkeit zur Flucht bieten. BEAT STREET nimmt die Bedürfnisse und Ängste seiner Protagonisten ernst und zeigt die Kreativität als wichtiges Mittel zur Selbstfindung, kann das bürgerliche Korsett aber dennoch nie ganz ablegen. Der Sprayer Ramon muss am Ende, als seine Jagd nach dem weißen Zug (das Bild ist ebenso schön wie plump) endlich vom Erfolg gekrönt wurde, im Zweikampf mit einem verfeindeten Sprayer einen unsanften Tod finden, das große Abschlusskonzert, mit dem sich Kenny um einen Plattenvertrag bewirbt, artet in eine große Frieden, Freiheit, Einigkeit predigende Veranstaltung aus, die Dank der vielen Gäste – u. a. Grandmaster Melle Mel & The Furious Five – an das ein Jahr später folgende We-are-the-World-Benefiz-Grauen erinnert und die vorhergegangenen 90 Minuten geschickt unterminiert. Es ist vielleicht ungerecht, aber man kann die Botschaft von BEAT STREET auch so verstehen: Wenn der Schrei der rappenden, sprayenden, breakdancenden Jugend erhört und ihre Bedürfnisse erfüllt werden, dann wird sich auch Hip-Hop als kurzlebiger fad entpuppen und wir haben alle wieder unsere Ruhe. Trotz dieser Kritikpunkte bietet BEAT STREET Kurzweil und Nostalgie und ist für Hip-Hop-Historiker aufgrund von Auftritten des genannten Melle Mel, Afrika Bambaataa, Kool Herc, Doug E. Fresh, den Treacherous Three sowie diversen Breakdance-Crews unverzichtbar.

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