assassins (richard donner, usa 1995)

Veröffentlicht: Oktober 11, 2008 in Film
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Robert Rath (Sylvester Stallone), die Nummer eins unter den Profikillern, will nur noch einen Auftrag ausführen, bevor er sich endgültig aus dem Geschäft zurückzieht. Seinen Platz an der Spitze desselben brachte ihm ein Verrat ein: der hinterhältige Mord an seinem Mentor und Freund Nicolai (Anatoli Davydov). 15 Jahre lebte Rath mit der Schuld, nun wird der Spieß umgedreht: Der heißblütige, hitzköpfige Miguel Bain (Antonio Banderas) kommt Raths Ausstiegsplänen in die Quere. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen, nur dass diesmal Rath die Zielscheibe ist. Doch wer ist der Spieler, der die beiden Figuren auf dem Brett bewegt?

ASSASSINS bildet in Stallones Karriere den Übergang vom Actionhelden der Achtzigerjahre hin zu den das Alter ihres Darstellers reflektierenden ROCKY BALBOA und JOHN RAMBO. Rath ist der alternde, müde gewordene Profi, der vom Mordgeschäft genug hat und endlich in Frieden leben will, Bain repräsentiert die nächste Generation, die eine gänzlich andere Auffassung von ihrem Job hat. Während Rath der kühle, reflektierte, aber stets auch einem ritterlichen Ehrenkodex verpflichtete Killer ist, ist Bain ein Derwisch, ein Adrenalinjunkie, ein Psychopath, dem das Töten den ultimativen Kick beschert. Ihm geht es nicht ums Geld, sondern darum, Geschichte zu schreiben. Rath in einer Duplizierung der Geschehnisse von vor 15 Jahren zu erschießen, seine Position einzunehmen, bedeutet ihm alles. Doch es ist gerade diese Besessenheit, die ihn am Ende scheitern, den alten Hasen erneut als Sieger vom Feld ziehen lässt.

ASSASSINS habe ich – alter Stallone-Fan, der ich bin – kurz nach seinem Erscheinen Mitte der Neunziger auf Video begutachtet und schon damals nie wirklich den Zugang zu ihm finden können. Klar, nach Stallones schrecklich fehlgeleiteten Komödienversuchen OSCAR und STOP! OR MY MOM WILL SHOOT – für deren Scheitern er allerdings keinesfalls allein verantwortlich war, das sollte man der Fairness halber mal erwähnen – und den ebenfalls nur bedingt gelungenen DEMOLITION MAN, THE SPECIALIST und JUDGE DREDD war ASSASSINS wieder ein Schritt in die richtige Richtung, ein guter Film ist er, das kann ich heute mit großer Gewissheit sagen, aber dennoch nicht. Richard Donner, eigentlich ein guter Mann für mundgerecht verpackte Mainstreamware, hat weder das Potenzial des Stoffes erkannt noch einen befriedigenden Timewaster hinbekommen. ASSASSINS ist merkwürdig ziellos. 90 Minuten lang plagt man sich durch einen umständlich erzählten Plot, dessen Figuren mit Ausnahme von Stallones Rath vollkommen fremd und unglaubwürdig bleiben und der streckenweise unerklärlich plump inszeniert ist. Der schwarze Peter geht eindeutig an den Spanier Banderas, der seinen Miguel Bain als hyperaktiven Schmierlappen anlegt und einem mit Augenrollen, Grimassen und schrecklichen Manierismen den letzten Nerv raubt. Der Gedanke dahinter ist sicherlich richtig: Bain spiegelt auch den Zeitenwandel wider, der Rath gerade dazu bewegt, seinem Geschäft den Rücken zu kehren; ein Wandel, der sich auf einer Metaebene auch auf Stallones Genre bezieht: Kühle Zurückhaltung ist nicht mehr gefragt. Aber weil Donner die Zügel, mit denen er Banderas führt, vollkommen schleifen lässt, gerät ASSASSINS nicht zur Reflexion über den Actionfilm im Wandel der Zeit, sondern zum hohlen Kasperletheater. Erst ganz zum Schluss, wenn Bain am Ziel angekommen, nur noch einen Schuss vom Ziel entfernt zu sein scheint, aber vom alten Fuchs Rath an seinem wunden Punkt – seiner Ungeduld – erwischt und so ausgespielt wird, erkennt man, wohin das Drehbuch der Wachowskis ASSASSINS hätte führen können, wenn mit Donner nicht jemand auf dem Regiestuhl gesessen hätte, der gerade knietief in der kreativen Krise steckte (dazu im nächsten Text mehr). Auf einmal ist sie da: Die Spannung, der Nervenkitzel, sind die Figuren an ihrem Platz, ergibt alles einen Sinn, erkennt man auch endlich einen visuellen Stil. Doch die Freude währt nicht allzu lang: Zur finalen Konfrontation wird wieder der Weg des Kintopps beschritten, die Würde der Figuren der Konvention geopfert. Traurig, wirklich traurig.

Kommentare
  1. […] der direkte Vorgänger ASSASSINS (ich berichtete) noch über eine gelungene halbe Stunde zum Ende hin, geht bei CONSPIRACY THEORY […]

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