death wish 4: the crackdown (j. lee thompson, usa 1987)

Veröffentlicht: November 6, 2008 in Film
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death_wish_four1Mit dem Wechsel auf dem Regiestuhl wandelt sich auch die vorher ganz auf Provokation und Agitation gebürstete Serie in Richtung des etwas konventionelleren Action- und Thrillerkinos.  Zunächst vermutet man, dass Thompson die von Winner im dritten Teil eingeschlagene Linie fortsetzt, denn in der Eröffnungssequenz verleiht er seinem Protagonisten fast metaphysische Züge, bevor sich alles nur als Albtraum Kerseys entpuppt. Das Vigilantendasein fordert seinen Tribut und DEATH WISH 4 zeigt Kersey dann auch als Opfer des eigenen Rächerdaseins. Dieser Souveränitätsverlust spiegelt sich am deutlichsten in der Instrumentalisierung des Vigilanten durch ihn umgebende Kräfte wider. Dieser Aspekt wurde bereits in Winners Filmen thematisiert, hier wird er aber einer dramatischen Zuspitzung unterzogen. Kersey wird nun nämlich genau von jenen Menschen eingespannt, gegen die sich sein Rachefeldzug ursprünglich richtete. So spielt er zwei rivalisierende Gangsterbanden gegeneinander aus, nicht wissend, dass er damit seinem Auftraggeber, dem Drogenboss White (John P. Ryan) – der sich ihm gegenüber als ein nach Rache dürstender, trauernder Vater einer durch Drogen umgekommenen Tochter ausgibt -, den Weg zur Alleinherrschaft über den Drogenhandel von L. A. freimacht. Der gegenüber Winners eigenwillig unrunder und deshalb enorm fordernder Regie deutlich geschliffenere, saubere Stil Thompsons akzentuiert das Actionspektakel, versäumt es aber letztlich, die Ambivalenz Kerseys – skrupelloser Mörder auf der einen, Normalbürger auf der anderen -, die eigentlich der Motor der Serie ist, plausibel zu machen. Durchaus auch eine Nachwirkung von Winners drittem Teil, der Kersey zum menschlichen Terminator stilisierte. Der Unterschied zu jenem liegt indes darin, dass sich DEATH WISH 4 den Anschein gibt, in unserer Welt zu spielen. So gibt es etwa einen treffenden Kommentar zum Drogenwahn der Achtziger, etwa wenn ein Zeitungschef behauptet, dass sich niemand für Drogenkriminalität interessiere, weil jeder Drogen nehme. Insgesamt jedoch geht Thompsons Film das subversive Potenzial der Vorgänger trotz eines beachtlichen Body Counts und der Fokussierung auf grafische Gewalt vollkommen ab. Letztlich ist das aber eine logische Entwicklung: Das Töten ist diesem Kersey längst in Fleisch und Blut übergegangen und auch mit seinen Dämonen hat er sich arrangieren können. Der einmal mit dieser Figur verbundene Wunsch nach Law & Order spiegelt sich am deutlichsten noch im Blick von Detective Reiner, der dem Vigilanten auf die Schliche kommt: Wie dieser Kersey am Ende mit feuchten Augen hinterherblickt, unfähig, mit ihm so abzurechnen wie dieser es zuvor mit White getan hat, wird deutlich, wie ausgehöhlt Kersey sein muss, was es bedeutet, den Abzug zu drücken und was den Rächer in zivil vom Staatsdiener unterscheidet.

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