they call me mr. tibbs! (gordon douglas, usa 1970)

Veröffentlicht: Mai 18, 2011 in Film
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Als Reverend Logan Sharpe (Martin Landau) wegen des Mordes an einer Prostituierten verdächtigt wird, nimmt sich dessen Freund, der Polizist Virgil Tibbs (Sidney Poitier), der Sache an. Die Ermittlungen werden durch politische Interessen verkompliziert, denn Sharpe fungiert als Vorkämpfer einer Petition zur Durchsetzung der „Home Rule“, die in Kürze zur Abstimmung kommt …

Schrieb ich schon zum Oscar-gekrönten Vorgänger IN THE HEAT OF THE NIGHT, dass es sich bei diesem in erster Linie um zwar kompetent gemachte, letztlich aber doch auch ziemlich vorhersehbare und risikolose Unterhaltung mit gut zu verdauenden sozialkritischen Untertönen handelte, so muss diese Kritik im Falle des Sequels drastisch verschärft werden: Unter der Regie des 1970 schon 63-jährigen Veteranen Gordon Douglas (u. a. verantwortlich für den Monsterfilm-Klassiker THEM) wird Virgil Tibbs aller Ecken und Kanten beraubt und der erste Schritt in Richtung des Mediums Fernsehen gemacht, in dem Tibbs dann ja auch von 1988 bis 1994 in immerhin acht Staffeln der Fernsehserie IN THE HEAT OF THE NIGHT eine Heimat finden sollte. Das spannendste an diesem langweiligen, spannungsarmen und durch und durch einfallslosen Krimi ist der deutsche Titel ZEHN STUNDEN ZEIT FÜR VIRGIL TIBBS, der ein Rennen gegen die Zeit suggeriert, das man im Film leider vergeblich sucht. Aber selbst die emanzipatorische Selbstbehauptung des Originaltitels, die eine kämpferische Fortsetzung der Rassismusthematik verspricht, ist Lug und Trug: Der ohne Angabe von Gründen aus Philadelphia nach San Francisco verfrachtete Tibbs bekommt hier nun auch eine Familie angedichtet, von der in Jewisons Film noch keine Rede war, und ist somit endgültig in der Mitte der Gesellschaft angekommen. So plätschert der auch formal bestenfalls unauffällige, eher jedoch uninspiriert zu nennende Film von einer ins Leere laufenden Szene zur nächsten, ohne annähernd so etwas wie Spannung zu evozieren, und es ist bezeichnend, dass das größte Konfliktpotenzial in der Beziehung von Tibbs zu seinem pubertierenden Sohn zu finden ist, die in diesem Film eigentlich nichts verloren hätte, wenn der Drehbuchautor seine Arbeit ordentlich gemacht hätte. Martin Landau wird in den Credits zwar gleich nach Poitier genannt, doch kann auch er mit seinen zwei bis drei Kurzauftritten keinen bleibenden Eindruck hinterlassen: Es fehlen einfach die Details, die den standardisierten Plot irgendwie lebendig machen würden. THEY CALL ME MR. TIBBS funktioniert also noch nicht einmal im Ansatz und muss demzufolge als absolute Nullnummer bezeichnet werden. Da nutzt auch das Siebzigerjahre-Flair nichts. Ich hoffe jetzt bloß, dass der letzte Tibbs-Film, THE ORGANIZATION von Don Medford, wieder etwas besser ist …

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