wet hot american summer (david wain, usa 2001)

Veröffentlicht: Oktober 9, 2011 in Film
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Im Camp Firewood bricht der letzte Tag an, bevor alle – die Kinder wie die Betreuer – wieder bis zum nächsten Sommer in den Alltag zurückkehren. Wer es bis jetzt noch nicht geschafft hat, sich einen neuen Freund oder eine neue Freundin zu angeln oder wenigstens reuelosen Sex zu haben, für den wird es höchste Zeit …

WET HOT AMERICAN SUMMER habe ich vor zehn Jahren mal ohne größere Erwartungen für einen Bierabend in einer Videothek ausgeliehen – und war begeistert. Außer Janeane Garofalo (und vielleicht noch David Hyde Pierce) kannte ich damals keinen der Beteiligten, sodass mich der Film komplett unvorbereitet erwischen konnte. Das erste Wiedersehen seit damals war eine kaum weniger große Überraschung, weil sich der Film heute als eine Art Bewerbungsschreiben heute mehr oder weniger berühmter Comedy-Größen darstellt. David Wain drehte vor ein paar Jahren den unterschätzten ROLE MODELS, Bradley Cooper und Paul Rudd sind in Hollywood mittlerweile erste Wahl, wenn es darum geht, männliche Herzensbrecher zu besetzen, Amy Poehler hat den Sprung von der SNL-Bühne ins Filmgeschäft ebenso geschafft wie Molly Shannon, Elizabeth Banks kann sich über mangelnde Engagements ebenfalls nicht beklagen und Christopher Melonis Gesicht kennt jeder, der sich abends schonmal gelangweilt durchs Fernsehprogramm gezappt hat.

WET HOT AMERICAN SUMMER ist eine Parodie auf das in den Achtzigerjahren so beliebte Teeniefilm-Subgenre des Summercamp-Films, zieht sein Programm aber weitestgehend straight durch, anstatt in die dekonstruktivistischen Gefilde der Zucker/Abrahams/Zucker-Filme vorzudringen. Der Gag besteht in erster Linie darin, dass alle als Betreuer besetzten Darstellers viel zu alt für ihre Rollen sind, doch was sich auf dem Papier wie eine kaum tragfähige Idee liest, entpuppt sich als komödiantisches Gold. Janeane Garofalo spielt ihre Campdirektorin Beth als sozial unbeholfenen Sonderling, Paul Rudd ist der attraktive Rebell Andy, der völlig unfähig ist, sich Regeln zu unterwerfen und jedes Commitment als unerträglichen Eingriff in seine Freiheit empfindet, Bradley Cooper gibt den schwulen Ben, der zusammen mit der überehrgeizigen Susie (Amy Poehler) für die Talentshow am letzten Abend zuständig ist, Molly Shannon soll als Gail die Bastelgruppe leiten, rutscht aber vor Schmerz über ihre kaputte Ehe von einem Nervenzusammenbruch in den nächsten, Christopher Meloni spielt den Koch Gene, der einen Schaden aus dem Vietnamkrieg mitgebracht hat, und David Hyde Pierce einen Astrophysiker, der sein Häuschen auf dem Campgrundstück hat, sich in Beth verliebt und am Schluss schließlich den Tag rettet, als er mit einer Gruppe von Nerds den Einschlag eines Teils einer Raumstation vorhersieht und großen Schaden verhindert. Aus dieser Personenkonstellation holt Wain das Optimum raus und wo das nicht reicht, das besorgen die absurden Einfälle den Rest.

Da steigern sich die Betreuer beim Trip in die nächste Stadt von der Zigarette bis zum Schuss in einem ranzigen Hotelzimmer, wird eine hochdramatische Verfolgungsjagd zwischen einem Motorrad und einem Fußgänger (!) kurz vor der Entscheidung von einem auf der Straße liegenden Heuballen unterbrochen, überzeugt eine Konservendose den Koch Gene zu seinen  Perversionen zu stehen, die der dann prompt in einer pathetischen und frenetisch bejubelten Rede vor vollbesetztem Speisesaal gesteht, überwindet der liebenswerte Versager Coop (Michael Showalter) seinen Liebeskummer in einer obligatorischen Montage-Trainingssequenz, die sowohl FLASHDANCE als auch ROCKY III persifliert, und begeistert der Obernerd Steve (Kevin Sussman) das Auditorium bei der großen Talentshow damit, dass er durch Gedankenkraft einen Wirbelsturm entfacht.

Ich kann mir schon vorstellen, dass WET HOT AMERICAN SUMMER mit seinem merkwürdigen Humor nicht jedermanns Geschmack ist; ich finde ihn große Klasse.

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