the covenant (renny harlin, usa 2006)

Veröffentlicht: Januar 31, 2013 in Film
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Zu Beginn ein Geständnis: Ich liebe Renny Harlin. Meine Erstbegegnung mit ihm war sein NIGHTMARE ON ELM STREET 4: THE DREAM MASTER – auch der erste Freddy-Krueger-Film, den ich gesehen habe – und mit 13, 14 Jahren ein denkbar idealer Einstieg, um seinen Macher für immer ins Herz zu schließen (dass der Film auf Video geschnitten war, fiel nicht weiter ins Gewicht). Damals war Harlin on a roll: Nach seinem Debüt mit BORN AMERICAN steigerte sich langsam von PRISON über besagten NIGHTMARE ON ELM STREET 4 zum absoluten Durchbruch mit DIE HARDER. Es folgten THE ADVENTURES OF FORD FAIRLANE und CLIFFHANGER, bis der Riesenflop mit CUTTHROAT ISLAND seiner Karriere einen Dämpfer verpasste. THE LONG KISS GODDNIGHT – für mich nach wie vor einer der vielleicht 5 besten großen US-Actionfilme der Neunzigerjahre – konnte den Karriereknick nicht verhindern. Danach waren seine Filme nicht mehr ganz dieselben, auch wenn ich sie kaum weniger liebe. Das absurde Prämissenkino von DEEP BLUE SEA oder MINDHUNTERS ist für mich die perfekte Verschränkung von blutiger, schaulustiger Exploitation, wissendem Metahumor und inszenatorischer Geschliffenheit. Man merkt ihnen an, dass Harlin sich den Spaß an der Over-the-Topness nicht durch schnöde Logik kaputtmachen lassen, aber dennoch gewisse ästhetische Prinzipien wahren wollte. THE COVENANT passt perfekt in dieses Bild. Es ist ein Film, der gößtes Hasspotenzial birgt und unter nahezu jedem anderen Regisseur tatsächlich unerträglich geraten wäre. Aber er ist von Renny Harlin, einem Mann, der es wie kein zweiter versteht, einem das abgrundtief Blöde schmackhaft zu machen.

Auf einem Elitecollege irgendwo in New England bereiten sich die vier attraktiven Boys Caleb (Steven Strait), Pogue (Taylor Kitsch), Tyler (Chace Crawford) und Reid (Toby Hemingway) aufs Erwachsenwerden vor. Von ihren Vorfahren haben sie übernatürliche Kräfte geerbt, die mit ihrem 18. Geburtstag zur vollen Kraft reifen. Doch übermäßiger Gebrauch dieser Kräfte zehrt an der Gesundheit, weshalb Enthaltsamkeit angesagt ist. Ihr neuer Freund Chase (Sebastian Stan) entpuppt sich als einer von ihnen: Er ist der einzige Nachkomme einer bislang ausgerottet geglaubten Hexenfamilie. Ihm dürstet nach Macht und er sieht gar nicht ein, maßvoll mit seinen Fähigkeiten umzugehen …

THE COVENANT wirkt wie eine 10 Jahre verspätete Jungsversion des Neunigerjahre-Trendfilmchens THE CRAFT. Damals übten sich minderjährige Gothic-Schlampen wie Fairuza Balk oder Neve Campbell im Umgang mit Kajal, schwarzem Lippenstift und Hexerei, hier sind es besixpackte Jocks, denen man unentwegt auf die Fresse hauen möchte. Auch die Musik versetzt einen mit gnadenlos überkommener Mucke von White Zombie weit in die Vergangenheit. Die mehr als ansehnliche Fotografie und moderne CGI schaffen dann aber den Brückenschlag zur nächsten Referenz: Renny Harlin fragt sich wahrscheinlich heute noch, warum sein Film gnadenlos Bruchlandung erlitt, während TWILIGHT nur wenige Jahre später zum heißesten Scheiß avancierte. Natürlich ist THE COVENANT völlig anders gelagert und ich behaupte mal, dass das auch gut so ist. Pubertäre Todessehnsucht und romantischen Heckmeck sucht man in THE COVENANT weitestgehend vergebens, stattdessen gibt es Superheldenaction im Gruselgewand. Der Film ist ziemlich gewiss mit dem Gedanken an diverse Sequels im Hinterkopf entstanden, die es dann leider nicht gegeben hat. Ich muss nicht dazusagen, dass vieles hier ziemlich bescheuert ist: Der Protagonist ist entsetzlich altersweise, seine Kumpels eklig selbstverliebte Prolos, denen der Begriff „Date Rape“ bestimmt nicht fremd ist. Der Film mäandert gut 50 Minuten vor sich hin, bevor er eine echte Handlung etabliert und das ganze ganze Hexendings bleibt seltsam unterentwickelt. Da kommt dann auch so eine ungute Moral von der Geschicht ins Spiel: Natürlich ist es Bäh, seine Hexenpower zum Spaß oder überhaupt anzuwenden. Wohl auch, weil diese Kräfte kaum übersehbar als Drogenallegorie herhalten müssen: Wer zu viel und zu oft „used“, der wird krank und stirbt. So wie Calebs Papa, der aussieht wie der Zwillingsbruder vom Texas-Chainsaw-Opa, aber erst 44 Jahre alt ist. Jaja, man muss verantwortungsvoll mit seinen Fähigkeiten umgehen. Es sei denn natürlich, es steht gerade eine große Party mit schlechter Musik und Feuerjongleuren an, denn dann nutzt man seine Power natürlich dazu, mächtig rumzuposen und den anrückenden Bullen einen Streich zu spielen. Oder um in der Kneipe zu schauen, was die Mädels drunter tragen. Aber was soll ich sagen: Ich stehe auf von Harlin inszenierten Tinnef. Und THE COVENANT macht da keine Ausnahme. Ich kann es dem Film kaum hoch genaug anrechnen, dass er sich jedwede Avid-Furzerei, mit denen sonst nahezu jeder zeitgenössische Genrefilm zugeknallt ist, verkneift. Dieser Film ist blöd, weil er sich dazu entschieden hat. Aber die Blödheit afiziert nie die Form. Hey, Sly, wie wär’s mit Harlin für THE EXPENDABLES 3?

 

Kommentare
  1. Huch, den habe ich doch auch etwa in dem Zeitraum gesehen? Passend natürlich im Doppelpack mit The Craft, den ich aber auch nur unwesentlich besser finde, ohne dies auf Alterserscheinungen schieben zu müssen. The Covenant hat durchaus seine Reize. Warum ich den Film trotzdem blöd fand, weiß ich gar nicht so recht. Vielleicht ist mir diese moderne COA-Variante nicht geheuer? Nein, eigentlich wird dies einschließlich knackigem Voyeurismus ganz gut angegangen. Den Energievorrat trotz der Parallelen zu einem Videospiel fand ich interessant, gerade weil man Macht gegen Leben tauscht. Das hat etwas von Rock’n’Roll, wie man ausgerechnet jungen Erwachsenen die Wahl läßt, ob man früher oder später ausbrennen möchte. Ich glaube der eigentliche Plot um die Familien wars. Die tollen Sachen wurden zum Alltag degradiert, während das Hauptaugenmerk auf einen egomanischen Bastard umgelegt wurde, dessen Trip mir nichts gegeben hat. Macht und Verführung der dunklen Seite der Macht und dann doch wieder nur zähes ringen um den Sieg. Da bin ich langsam echt raus.

    • Oliver sagt:

      Grundsätzlich kein Widerspruch. Ich kann auch nicht gerade behaupten, auf THE COVENANT gewartet zu haben oder dass mein Leben durch ihn besonders bereichert worden wäre. Er war an dem Abend genau das Richtige, zudem deutlich sauberer inszeniert als ich erwartet hatte. Dass man aus der Prämisse mehr (aber eben auch weniger) hätte machen können, ist klar. THE COVENANT ist sicherlich weit weg von Harlins Sternstunden, aber so ganz leuchtet es mir nicht ein, warum der Mann seit ein paar Jahren als Zielscheibe für hämische Witze herhalten muss. Es gibt weitaus miesere Regisseure, die mit deutlich schlechteren Filmen mehr Erfolg haben.

      Nur eins noch: COA? Was meinst du damit?

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