preview: 11. hofbauer kongress

Veröffentlicht: September 11, 2013 in Film, Veranstaltungen
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Ich bin ehrlich: Ich habe ein bisschen Angst vor dem kommenden Wochenende.

Zum ersten Mal bin ich zu Gast beim sagenumwobenen Hofbauer Kongress, einer halb öffentlichen, halb privaten Veranstaltung des berüchtigten Hofbauer Kommandos, jener radikal-cineastischen Splittergruppe aus dem Eskalierende Träume-Kombinat. Auf dem Kongress, der einst als kleiner, verschworener Filmabend unter Freunden gestartet wurde und zur mittlerweile 11. Inkarnation zum echten Happening ausgewachsen ist, werden liebevoll ausgesuchte und von einem der Hofbauer-Kommandanten höchstpersönlich restaurierte Filmraritäten der letzten 50 Jahre auf gloriösen 35 mm gezeigt. Der thematische Schwerpunkt der gezeigten Filme liegt dabei deutlich südlich der Gürtellinie: Alle haben irgendwie mit Sex, Liebe, Sinnlichkeit, Körperlichkeit, Nacktheit, Aufklärung und Sexualmoral zu tun (Ausnahmen bestätigen die Regel). Nicht weniges, was auf dem Hofbauer Kongress zur Aufführung gelangt, ist danach dem Untergang geweiht, weil die letzten existierenden Kopien in teilweise erbarmungswürdigem Zustand sind und es leider keinen Markt gibt, der diesen Kuriositäten die Digitalisierung spendieren würde, die ihren Erhalt sicherte. Der Kongress ermöglicht den oftmals letzten Blick auf die vergessenen Kinder der Filmgeschichte. IMDb-Eintrag Fehlanzeige.

Wer dem Event bereits beiwohnen durfte, schwärmt davon nicht selten in poetischen, verzauberten und entgrenzten Worten, die erahnen lassen, dass nicht nur die Protagonisten auf der Leinwand defloriert wurden. Nicht unerheblich zur Wirkung der Filme trägt dabei wohl die intime, rauschhaft-friedliche Atmosphäre bei: Unter Gleichgesinnten und Freunden bis in die frühen Morgenstunden im Kino auszuharren, von den Seltsamkeiten der Filmgeschichte entweder in den Schlaf gesungen oder wachgerüttelt zu werden, danach in jenem seltsamen entrückten Gemütszustand zwischen größter Euphorie und tiefer Müdigkeit in den anbrechenden Tag zu wandern: Man kann sich als Filmfreund nur wenig Schöneres vorstellen.

Warum ich Angst davor habe? Weil ich befürchte, dass die Realität mit den Bildern, die meine Vorstellungskraft nun seit einigen Wochen mit ausschweifenden Pinselstrichen malt, nicht mithalten kann. Deswegen schließe ich an dieser Stelle auch mit den Vorschusslorbeeren und gelobe, nächste Woche ausführlich zu berichten, welch betörend-süßen Cinefrüchte ich naschen durfte und in welche Geisteszustände ich dabei geraten bin.

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