messiah of evil (willard huyck/gloria katz, usa 1973)

Veröffentlicht: Januar 21, 2010 in Film
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Eine junge Frau fährt in das verschlafene Küstenstädtchen Pointe Dune, um dort ihren Vater – einen Künstler – zu besuchen, der sich seit längerer Zeit nicht mehr gemeldet hat. Doch der Vater ist verschwunden und in dem Ort gehen merkwürdige Dinge vor sich: Die Einwohner scheinen allesamt unter fremdem Einfluss zu stehen und auf die Ankunft von etwas zu warten …

In meinem Text zu dem in Kürze erscheinenden THE HOUSE OF THE DEVIL von Ti West, hatte ich diesen mit US-amerikanischen Low-Budget-Horrorfilmen der Siebzigerjahre verglichen, denen ich die Eigenschaft „ultradoomslow“ zuschrieb, ohne jedoch einen Film als Beleg heranzuziehen. MESSIAH OF EVIL (den ich jetzt zum ersten Mal gesehen habe) wäre eine geeignete Referenz gewesen, denn obgleich seine ausgesprochen geschmackvollen und versierten Bildkompositionen ihn von rohem, billigem Exploitationschund deutlich abheben, hat er doch diese gewisse Langsamkeit, die bei den gelungenen Vertretern dieser Stilrichtung ganz entscheidend zur Schaffung einer fremdartigen, unangenehmen Atmosphäre beiträgt, die oft so viel mehr wert ist als ein besonders ausgeklügelter Plot. Auch wenn sich die Bedrohung in MESSIAH OF EVIL doch recht konkret manifestiert: Man hat immer den Eindruck, dass die Kamera nicht alles einfängt, das Ausmaß des Grauens nur andeutet und – was noch wichtiger ist – dass die Kamera als erzählende und organisierende Instanz keine ausreichende Erklärung für die Vorgänge liefern kann.

MESSIAH OF EVIL ist wirklich sehr beunruhigend und seine beiden besten Szenen machen mit zwei bedeutenden amerikanischen Zivilisationstempeln – dem Supermarkt und dem Kinosaal – das, was Hitchcock in PSYCHO mit der Dusche machte. Was MESSIAH OF EVIL aber von einem „nur“ effektiven Grusler zu einem sehr guten und vor allem auch filmisch spannenden Werk macht, ist seine formale Gestaltung. Neben der unheimlichen Tonspur muss seine visuelle Seite gelobt erden: Ob das das über und über mit (unheimlicher) moderner Malerei garnierte Haus des Vaters ist, die Trostlosigkeit der Innenstadt von Pointe Dune, das geradezu einer Lovecraft-Geschichte entsprungen zu sein scheint, oder die ziellos durch die Straßen wankenden Einwohner: Huyck und Katz ist es perfekt gelungen, eine Welt abzubilden, die zwar nur ein kleines Bisschen von der Normalität abweicht, aber trotzdem unmissverständlich klarzumachen, dass dieses kleine Bisschen auf sehr dramatische Vorgänge hindeutet. Ein Vergleich, der sich mir beim Gucken immer wieder aufdrängte: MESSIAH OF EVIL ist der Film, den Dario Argento vielleicht gemacht hätte, wenn er ein amerikanischer Genrefilmer gewesen wäre.

Kommentare
  1. […] ist dass er das Ende der Regiekarriere von Willard Huyck bedeutete, der in den Siebzigerjahren mit MESSIAH OF EVIL einen der besten kleinen US-Horrorfilme überhaupt verantwortet hatte. Ach wärst du doch in […]

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