slap shot (george roy hill, usa 1977)

Veröffentlicht: September 30, 2011 in Film
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Der alternde Reggie Dunlop (Paul Newman) verdingt sich als Spielertrainer des unterklassigen Eishockeyteams der Charlestown Chiefs, das in einer deprimierenden Industriestadt vor nahezu leeren Rängen spielt. Die Mannschaft kassiert Niederlage um Niederlage, bis infolge einer unfairen Aktion ein glücklicher Sieg erzielt werden kann. Dunlop ändert daraufhin die Strategie, setzt konsequent auf Gewalt, fährt damit Sieg um Sieg ein und begeistert mithilfe der psychotischen Hanson Brothers zudem die sensationslüsternen Massen. Nebenbei streut er das Gerücht, ein Investor ineressiere sich dafür, das Team zu kaufen, das nach Ende der Saison aufgelöst werden soll. Nur einer bleibt ob der neuen Marschroute skeptisch: der talentierte Jungstar Ned Braden (Michael Ontkean) …

Ich führe jetzt – mit Ausnahme einer kleinen Pause – seit fast sieben Jahren ein Filmtagebuch, aber SLAP SHOT, der in meiner Kindheit und Jugend einer meiner absoluten Lieblingsfilme war, habe ich in diesem Zeitraum noch kein einziges Mal gesehen. Ein Missstand, dem dringend Abhilfe geschaffen werden musste. Berühmt ist SLAP SHOT natürlich vor allem für seine zahlreichen Schlägereien, die vulgäre Sprache und die schlagkräftigen Hanson Brothers, idiot savants wie sie im Buche stehen, auch das sich dahinter eine zwar mit den Mitteln der Komödie geführte, aber dennoch relativ kompromisslose Kritik an Sensationslust und sportlich sublimierter Gewaltgeilheit verbirgt, ist weitestgehend Allgemeingut. Hills Film demonstriert sehr schön, dass hehre Grundsätze von Fair Play nur allzu gern über Bord geworfen werden, wenn sie dem Erfolg im Wege stehen. Diese Kritik zielt längst nicht nur auf Sport und Entertainment ab, denn diese sind auch nur Ausdruck einer kapitalistischen Philosophie. Das Stahlwerk, dem Charlestown überhaupt seine Existenz verdankt, muss schließen, Tausende arbeitslos werden, die Kleinstadt ausbluten; die Chiefs werden trotz der profitablen Entwicklung aufgegeben werden, weil eine Steuerabschreibung dem Eigentümer mehr bringt als ein Verkauf; und Reggie Dunlop wird weiter in einer Branche arbeiten, aus der er besser so schnell wie möglich verschwinden sollte, solange er noch etwas anderes beginnen kann. Er ist längst nicht mehr die treibende Kraft, sondern nur noch ein Fähnlein im Winde, nicht mehr in der Lage, eine Entscheidung zu treffen und danach zu handeln.

Dass SLAP SHOT überaus geschickt in der dramaturgischen Umsetzung dieser Kitik ist – der Film drängt sich mit seiner Botschaft nie unangenehm auf, verliert nie seinen spielerischen Ton –, ist aber nicht der Grund, weshalb ich den Film so schätze: Vielmehr bewundere ich an ihm, wie es ihm gelingt einen Sinn für den Ort, die Zeit und seine Figuren zu entwickeln. Für Freunde des Siebzigerjahre-Kinos bietet SLAP SHOT selbverständlich jede Menge Zeitkolorit, aber das ist nicht, was ich meine. Charlestown wird mit seinen Nöten während der 120 Minuten zum Leben erweckt, das Team der Chiefs entwickelt durch das Zusammenspiel seiner Mitglieder eine echte Identität und das fröhliche, aber eigentlich tieftraurige Finale weist über die Grenzen des Films weit hinaus, wirft die Frage auf, was aus Reggie, seiner Frau Francine (Jennifer Warren), Ned Braden, seiner Lily (Lindsay Crouse) und Charlestown wohl werden wird. Ich liebe diesen Film und entdecke immer noch etwas Neues, obwohl ich ihn nun schon seit 25 Jahren kenne.

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