the big doll house (jack hill, usa/philippinen 1971)

Veröffentlicht: Oktober 1, 2011 in Film
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In einem südamerikanischen Frauengefängnis regieren die Wärterin Lucian (Kathryn Loder) und der mysteriöse Mendoza, dessen Gesicht noch niemand lebend gesehen hat, mit eiserner Hand. Fünf Insassinnen – die lesbische Grear (Pam Grier), die toughe Alcott (Roberta Collins), Bodine (Pat Woodell), die Geliebte eines Revoluzzers, die drogenabhängige Harrad (Brooke Mills) sowie die „Neue“, Collier (Judy Brown) – planen schließlich die Flucht. Die beiden Dienstboten Harry (Sid Haig) und Fred (Jerry Franks) kommen ihnen dabei eher unfreiwillig zur Hilfe …

Um das zunächst mal klarzustellen: THE BIG DOLL HOUSE ist der Auftakt für die WiP-Reihe von New World Pictures, dem dann die von mir bereits besprochenen THE BIG BIRD CAGE und WOMEN IN CAGES nachfolgten (die ich nur aus Versehen zuerst geschaut habe), und dementsprechend längst nicht so aufwändig und ausufernd wie das nominelle Sequel.  THE BIG DOLL HOUSE liegt stimmungsmäig genau zwischen den beiden genannten Nachfolgern: Relativ ernst und reduziert, ist er noch kein Comicspektakel wie THE BIG BIRD CAGE, aber auch bei Weitem nicht so düster und deprimierend wie WOMEN IN CAGES (dessen Knastsetting hier zum ersten Mal Verwendung findet). Das Drehbuch konzentriert sich in erster Linie auf die Beziehung zwischen den fünf Inhaftierten, ohne dabei eine wirklich klare Plotline herauszuarbeiten. Erst spät kommt die Idee auf, zu fliehen, und die Enttarnung Mendozas ist kaum überraschend, weil einem nur wenige mögliche Kandidaten vorgeführt wurden. Auch der Subplot um Harry und Fred, die natürlich davon träumen, sich an den hübschen Damen zu verlustieren, wirkt eher hingeworfen, als schlüssig mit der Geschichte verbunden. Zwar glingt es Hill die Episoden am Ende zufriedenstellend zusammenzuführen, doch bis dahin mäandert THE BIG DOLL HOUSE durchaus unterhaltsam, aber eben auch ein wenig unentschlossen vor sich hin.

So sind es eher kleinere Details und einzelne Szenen, die herausstechen: Sehr putzig fand ich etwa die Untersuchung Colliers zu Beginn, bei der natürlich jede Körperöffnung einer genauen Prüfung unterzogen wird. Die Wärterin wischt sich danach einfach lapidar die Finger an ihrem Hemd ab und ruft „Next!“. Hygiene ist wahrlich ein Luxusproblem. Natürlich gibt es auch wieder eine Partie dekorativen Schlammcatchens und deutlich mehr übergriffigen Sex als im BIRD CAGE, aber im Vordergrund stehen eindeutig die Performances des fünf Hauptdarstellerinnen. Die besten Parts haben Pam Grier und Brooke Mills abbekommen, weil sie am ehesten so etwas wie Tiefe vorweisen: Ihre gemeinsame Szene kurz vor Schluss ist die stärkste des Films. Collins, Brown und Woodell sehen vor allem gut aus und dürfen am Schluss schön pulpig mit Maschinengwehren rumballern. Es liegt auch an ihnen, dass dieser Film kaum ernstzunehmen ist: Selbst nach der schlimmsten Folter sitzen Frisur und Schminke noch perfekt und alle strotzen nur so vor Unbeugsamkeit, dass selbst ein getsandener Kerl wie Sid Haig vor ihnen nur in die Knie gehen kann. „Realistischer“ ist da schon die Besetzung der irgendwie gruseligen Kathryn Loder als Folterknecht: Ihr war leider nur eine sehr kurze Karriere vergönnt, bevor sie mit nur 38 Jahren verstarb; zu ihren wenigen Filmen zählt etwa der Hill-Film FOXY BROWN. Sid Haig ist wie immer liebenswert und die deutsche Christiane Schmidmer spielt die Gefängnisdirektorin, die sich am Schluss … aber das verrate ich jetzt nicht. Ihr merkt, allzu viel weiß ich zu diesem Film, der einfach nur leicht überdurchschnittliche, kompetent gefertigte Exploitation darstellt, nicht zu sagen. Muss ja auch nicht sein.

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