the pack (robert clouse, usa 1977)

Veröffentlicht: Dezember 1, 2011 in Film
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Auf einer Urlaubsinsel haben sich von Touristen ausgesetzte und ausgehungerte Hunde zusammengerottet und eine Gruppe von Urlaubern als Mittagessen auserkoren. Das ist umso schlimmer, als ein Unwetter die Abreise unmöglich macht und zudem die Funkverbindung zum Festland unterbrochen ist. Der auf der Insel lebende Meeresbiologe Jerry (Joe Don Baker) hat alle Hände voll zu tun, die Menschen um ihn herum – darunter auch seine Partnerin und seine beiden Söhne – zu schützen und die wilden Hunde unschädlich zu machen …

Die Veröffentlichung des Films in der Warner Archive Collection macht’s möglich: ein Wiedersehen mit diesem kleinen vergessenen Vertreter des Tierhorrorfilms, mit dem ich gemütliche Videostunden vor der Glotze meines Großonkels verbinde. Später konnte ich dann auch das Warner-Verleihtape erstehen, dessen Cover allerdings deutlich weniger beschissen aussah als das hier verwendete. Ein paar Aspekte des Films mag ich heute immer noch sehr: das herbstlich-rurale Setting und die mit diesem einhergehende Farbpalette aus satten Grün- und schlammigen Erdtönen, Joe Don Baker – eh ein ewiger Fave von mir – in seinem Holzfällerhemd, die Auftritte des Hunde-Anführers, eines räudigen Monsters mit furchteinflößendem Gebiss, die Zurückhaltung des Films, der nie so ganz zum Monsterhorror mutieren möchte.

Trotzdem war die erste Sichtung nach zig Jahren schon etwas ernüchternd. THE PACK ist einfach nicht besonders spannend, was vor allem daran liegt, dass die anwesenden Charaktere mit Ausnahme des Protagonisten überaus nachlässig gezeichnet sind, was soweit geht, dass ihre Anwesenheit auf der Insel komplett unglaubwürdig ist. Es handelt sich bei der mehrköpfigen Gruppe um Bänker, die den Urlaub wohl als Teambildungsmaßnahme betrachten, was allerdings überhaupt nicht weiter herausgearbeitet wird. Alles, was man als Zuschauer sieht, ist eine denkbar heterogene Gruppe von Menschen, denen man einfach nicht abnimmt, dass sie zusammen in Urlaub fahren würden und schon gar nicht auf eine sturmgepeitschte Insel: Unter ihnen befinden sich unter anderem ein fetter mittdreißigjähriger, bebrillter Jammerlappen, der im ewigen Clinch mit seinem ebenfalls anwesenden autoritären Vater liegt, und eine hohle Blondine, die wohl für Sexappeal sorgen soll, aber nicht verhehlen kann, dass sie die Vierzig weit hinter sich gelassen hat. Man interessiert sich einfach nicht für das Schicksal dieser Nasen, weil sie entweder unsympathisch oder aber völlig leer sind. Ein weiteres Manko besteht in der Inszenierung von Robert Clouse, die mit ihren komischen Anwandlungen nicht so recht zum bodenständigen Sujet des Films passen will. Clouse neigt zur grellen Emphase, Zurückhaltung und Subtilität sind überhaupt nicht sein Ding, aber was bei Filmen wie dem quietschbunten Exploitationklassiker ENTER THE DRAGON oder einem trashigen Absurdion wie dem unbeschreiblichen GYMKATA durchaus angemessen ist, diesen sogar noch den entscheidenden Kick gibt, rückt THE PACK, der doch eigentlich die Versöhnung von Mensch und Tier propagiert und den Menschen zum verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur ermahnt, mehr als einmal in die Nähe einer Zirkusveranstaltung.

Es ist ja nicht verkehrt, die verwilderten Hunde NICHT völlig undifferenziert als reißende Bestien darzustellen, zu zeigen, dass erst menschliche Verantwortungslosigkeit sie dazu machen konnte und die Natur nunmal keine Alternative zum rücksichtslosen Überlebenskampf kennt. Aber Clouse fehlen die inszenatorischen Mittel dazu, dies in Bilder zu fassen, die nicht mit seinem Tierhorror-Ansatz kollidieren. In den Szenen, in denen das Hunderudel bei seinen Streifzügen beobachtet wird, fühlt man sich fast in einen Kinderfilm versetzt, wartet insgeheim auf den kleinen braven Jungen, der die Hundchen auf den rechten Pfad der Liebe zurückbringt; eine Tatsache, die durch die bunte Mischung des Rudels, in dem sich nicht bloß potenziell aggressive Hunde, sondern auch ein paar treudoof guckende Schoßhündchen befinden, noch verstärkt wird. Ein Stilmittel, mit dem Clouse zwar absolut nicht umzugehen weiß (das ist mir jetzt schon mehrfach aufgefallen), aber trotzdem immer wieder gern darauf zurückgreift, ist die Zeitlupe: Wann immer sie in THE PACK zum Einsatz kommt, scheint dies nicht so sehr zum Zweck der Spannungssteigerung oder der Dynamik zu geschehen, als vielmehr, um die Leistungen der Tiertrainer herauszustellen. Ich fühlte mich an Jackie-Chan-Filme erinnert und ihren Brauch, besonders gefährliche und spektakuläre Stunts noch einmal in Zeitlupe zu zeigen. Anstatt den Zuschauer bei der Gurgel zu packen und ihn tiefer in den Film zu ziehen, bewirken die Zeitlupen in THE PACK das Gegenteil, weil sie immer nur die Gemachtheit des Films betonen, vom Geschehen distanzieren.

Tja, so ist das manchmal. Ich hatte mich doch sehr gefreut auf das Wiedersehen mit dieem Film, den ich doch gern als vergessenenes Kleinod angepriesen hätte. So ist er letztlich nur für Tierhorror-Komplettisten oder eben die wenigen Nostalgiker, die mit THE PACK etwas verbinden, sehenswert. Schnüff.

 

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