vibes (ken kwapis, usa 1988)

Veröffentlicht: Oktober 29, 2015 in Film
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VIBES war mir bisher vor allem ein Begriff, weil er anlässlich seiner damaligen Fernseheinsätze von einschlägigen TV-Zeitschriften fürchterlich verrissen wurde. Es ist in der Tat leicht, den Film in die Pfanne zu hauen: Die Entscheidung, Cyndi Lauper – deren Karrierehöhepunkt als Sängerin 1988 schon hinter ihr lag – als Protagonistin und Love Interest in einer übersinnlichen Abenteuer-Komödie zu besetzen, muss großes Vertrauen in die Toleranz des Publikums gehabt haben und wurde prompt bestraft: VIBES floppte fulminant, wurde einhellig verrissen und spielte bei seinem Einsatz in den USA gerade mal ein Zehntel seines Budgets ein. Anderswo sah es nicht anders aus. Bis heute existiert von den Film lediglich eine spanische DVD, deren Cover suggeriert, es handele sich um ein B-Movie aus den Dreißigerjahren. Dabei ist Ken Kwapis‘ Film ein typisches Zeitgeistprodukt, orientiert sich an den Fantasy/Action-Komödien, die im Zuge des Erfolgs der INDIANA JONES-Filme populär geworden waren: Michael Ritchies THE GOLDEN CHILD, Carpenters BIG TROUBLE IN LITTLE CHINA oder J. Lee Thompsons FIREWALKER fallen als Vergleichsgrößen ein.

Die Geschichte dreht sich um Nick Deezy (Jeff Goldblum) und Sylvia Pickles (Cyndi Lauper), die beide paranormal begabt sind und deshalb von dem kleinen Gauner Harry (Peter Falk) engagiert werden, ihm bei der Suche nach einer verschwundenen Stadt in den ecuadorianischen Anden zu helfen. Das Ganze wird von den erwartbaren Komplikationen flankiert, natürlich stehen irgendwann die feindlich gesonnenen Trittbrettfahrer um den fiesen Dr. Harrison Steele (Julian Sands) auf der Matte, und zwischen Nick und Sylvia beginnt es romantisch zu knistern. Das spielt sich über weite Strecken ungefähr genauso routiniert ab, wie es sich hier liest, aber VIBES ist dennoch nicht ganz ohne Meriten. Es fallen ein paar schöne Gags im Zusammenspiel der drei Protagonisten ab, wobei vor allem die komödiantischen Genies Falk und Goldblum hervorstechen. Ein paarmal musste ich sehr herzhaft lachen und Kwapis hätte gut daran getan, seinen Akteuren noch mehr Freiraum für Dialogimprovisationen zu geben und weniger auf ausgelatschten Plotpfaden zu treten. Die Story lockt nämlich niemanden hinter dem Ofen hervor und wird ohne echten Drive erzählt, ganz so, als hätte auch auf Macherseite niemand wirklich daran geglaubt, sie könnte jemanden interessieren. Das ist insofern verwunderlich, als der Populist Ron Howard als Produzent fungierte, und schade, weil die Kulisse der Anden – es wurde tatsächlich an Originalschauplätzen gedreht – einiges an Schauwerten liefert. Das finale Setting der verschollenen Stadt ist sehr ansehnlich geraten, aber letztlich genauso verschenkt wie die Fähigkeiten von Visual-Effects-Mann Richard Edlund, der mit den an ihn gestelllten Anforderungen sicherlich massiv unterfordert war. Für ein Fantasy-Abenteuer ist VIBES irgendwie nicht bunt und spektakulär genug, Action gibt es fast gar keine, und Goldblum und Lauper versprühen auch nicht gerade Funken. Dabei macht die Sängerin ihre Sache gar nicht mal so schlecht, bemüht einen hübsch breiten Brooklyn-Akzent, aber die Verantwortung, einen solchen eh schon problematischen Film als Hauptdarstellerin zu tragen, war dann doch mehr als eine Nummer zu groß für sie.

Ich hatte insgeheim auf eine vergessene, zu Unrecht verschmähte Eighties-Perle gehofft, auch weil meine Gattin seit Kindertagen auf den Film schwört. Gut möglich, dass ich eine ähnlich innige Beziehung zu ihm unterhielte, hätte ich VIBES zum Zeitpunkt seines Erscheinens gesehen. So finde ich den Film zwar weitaus besser als seinen Ruf, aber weiterempfehlen würde ich ihn trotzdem nur hoffnungslosen Achtziger-Aficionados.

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