fright (peter collinson, großbritannien 1971)

Veröffentlicht: Dezember 7, 2015 in Film
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fright_poster_1971_susan_georgeVon einer ca. 25 Jahre zurückliegenden Fernsehsitzung ist mir FRIGHT – deutscher Titel: DIE FRATZE – bis heute lebhaft in Erinnerung geblieben. Es war nicht unbedingt eine traumatische Begegnung, aber Collinsons Film hatte bei meinem 14-, 15-jährigen Selbst seine Wirkung nicht verfehlt und ihm einen gruseligen Abend beschert. Das nostalgisch bewegte Wiedersehen erinnerte mich an meine damalige Gänsehaut, brachte aber auch eine deutliche Ernüchterung. FRIGHT hat seine Momente, vor allem in der ersten Hälfte, ist sauber inszeniert und stimmungsvoll, aber letztlich insgesamt enttäuschend. Außerdem zeigte sich auch wieder einmal, dass dieses Filmgeektum auch ein Fluch sein kann: Damals war ich wohl auch nicht zuletzt deshalb voll drin in FRIGHT, weil ich den Film voll als „Realität“ akzeptierte. Das ist mir heute so einfach nicht mehr möglich, wenn ich da gleich die schmollmündige Susan George und „Pussy Galore“ Honor Blackman identifiziere und die Illusion schon bei der Titlesequenz zerbröckelt.

Aber wie gesagt, die erste Hälfte ist stark: Die Babysitterin Amanda (Susan George) tritt ihr erstes Engagement für das in einem düsteren Haus lebende Ehepaar Lloyd (Honor Blackman und George Cole) an, das sich etwas seltsam benimmt: Vor allem Gattin Helen scheint vor dem Abschied nervös und beunruhigt. Allein bemerkt Amanda bald eine schemenhafte Gestalt, die ums Haus schleicht, und ihr Freund Jim (Dennis Waterman), der wenig später eintrifft, schwört Stein und Bein darauf, direkt zur Haustür gegangen zu sein. Collinson steigert die Spannung ganz langsam, nutzt sehr effektiv die Stille in dem dunklen Haus und überträgt dieses Gefühl, ganz allein und völlig ungeschützt zu sein, eins zu eins auf den Zuschauer. Wenn sich das Unbehagen dann in Form von an Fensterscheiben vorbeihuschender Schatten manifestiert, sitzt man bereits mit aufgestellten Nackenhaaren auf der Sesselkante. Es ist der nächste Schritt, der misslingt: Wenn der Psychopath sich Zugang zum Haus verschafft, sich die vage Bedrohung konkretisiert, verpufft auch die Spannung, verwandelt sich FRIGHT in einen recht banalen Home-Invasion-Thriller, der keinen Trumpf mehr im Ärmel hat. Ian Bannen, eigentlich ein namhafter Charakterdarsteller, legt seinen Irren zudem eher als jämmerliche Gestalt an, was den Film zwar inhaltlich ausdifferenziert, aber ihm auch die Schneidezähne zieht. Man weiß einfach, dass man nicht wirklich um das Leben Amandas fürchten muss und so verkommt der Schlussakt zum letzten Endes langweiligen, weil durchsichtigen Make-believe. Die Schlusspointe, die sich betont dramatisch gibt, aber einfach nur unangemessen wirkt, unterstreicht noch, wie weit Collinson sein ursprüngliches Ziel verfehlt hat. Schade.

 

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