i lunghi capelli della morte (antonio margheriti, italien 1964)

Veröffentlicht: April 22, 2016 in Film
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11948-i-lunghi-capelli-della-morteVorab: Nachdem ich Antonio Margheritis Gothic-Horror-Masterpiece DANZA MACABRA beim dritten Terza Visione auf großer Leinwand erleben durfte, ist es kein Wunder, dass I LUNGHI CAPELLI DELLA MORTE, der von Margheriti inszenierte Nachfolger, in der Heimkinovorführung anhand einer nur guten Konservenfassung im Vergleich Federn lassen muss (auch der in dieser Form noch einmal geschaute DANZA MACABRA kam nicht mehr ganz so eindrucksvoll daher). Ich will das dem Film aber keinesfalls ankreiden: I LUNGHI CAPELLI DELLA MORTE ist eigenständiger, ungewöhnlicher, auch komplexer als der Vorgänger, aber diese dunkelromantischen Schwarzweiß-Schauerstücke brauchen einfach den dunklen Kinosaal und den entsprechenden Bildraum, um sich zu voller Kraft entfalten zu können.

I LUNGHI CAPELLI DELLA MORTE erzählt eine klassische Rache-aus-dem-Totenreich-Geschichte, geht dabei allerdings recht eigene, wenig ausgetretene und labyrinthisch verschlungene Wege. Ausgangspunkt ist ein heimtückischer Mord in der Vergangheit, der die Verbrennung der unschuldigen Adele (Halina Zalewska) als Hexe sowie einen weiteren Mord an der unliebsamen Zeugin Helen (Barbara Steele) nach sich zieht. Erstere stößt einen Fluch aus, der in der Gegenwart des Films in Form der Pest wütet, letztere kehrt aus dem Totenreich zurück, um mit der Tochter der Hingerichteten, die mit dem wahren Mörder, dem intriganten Fürstensohn Kurt (George Ardisson), verheiratet wurde, um den Fluch zu stillen, Rache zu üben. Kurt hat natürlich keine Ahnung, wer die mysteriöse schwarzhaarige Frau ist, die da eines Nachts aus dem Regen auftaucht, weil ihre Erscheinung seinem Vater (Giuliano Raffaelli), ihrem Mörder, sofort einen tödlichen Herzanfall beschert.beginnt er, mieser Drecksack, der er ist, sofort eine Liebesaffäre hinter dem Rücken seiner Gattin mit ihr …

Was sofort auffällt an I LUNGHI CAPELLI DELLA MORTE ist seine visuelle Gestaltung, die im Vergleich zu DANZA MACABRA oder anderen Schwarzweiß-Gothic-Horrors nicht den Schwarz-, sondern den Weißanteil des Bildes betont. Besonders auffällig natürlich zu Beginn, bei der Hexenverbrennung, wenn das Bild selbst förmlich abbrennt, aber auch später, in der vielleicht tollsten Einstellung des Films, als Kurt, das Schlafgemach der mysteriösen Schönen schleicht und sie dort vor einem weiß leuchtenden Himmelbett wartend antrifft. Ein Bild, dessen seltsame Kraft sich kaum begreifen und noch weniger in Worte fassen lässt, aber ein gutes Beispiel dafür ist, wie Poesie, Schönheit, Schrecken und blanker Horror in I LUNGHI CAPELLI DELLA MORTE Hand in Hand gehen. Der Zuschauer weiß natürlich, dass die Schöne eine Wiedergängerin ist, dass Kurt nicht nur mit einer Toten ins Bett steigen wird, sondern sich durch sein Verhalten immer noch tiefer in die ihm eh schon bis zum Kinn stehende Scheiße reitet. I LUNGHI CAPELLI DELLA MORTE ist auch deshalb so perfide, weil er im Zuschauer Empathie für einen Menschen weckt, der eigentlich nicht mehr zu verteidigen ist. Margheriti muss den Horroranteil des Films, seine fantastischen Elemente, deshalb auch kaum explizit ausspielen, er tut dies weitaus weniger als noch in DANZA MACABRA – die „langen Haare des Todes“, die der Titel verspricht, kommen nur einmal kurz vor -, weil er stattdessen eine den ganzen Film über anhaltende, eigentümliche, unheilvolle Stimmung verbreitet. Sie kündet von der Unausweichlichkeit des Schicksals und natürlich von Wahnsinn und Tod, die in den kaum verhohlenen Hinweisen auf Nekrophilie zusammentreffen. DANZA MACABRA ist die geschickt konstruierte Geisterbahn, die einem eine hartnäckige Gänsehaut beschert, I LUNGHI CAPELLI DELLA MORTE ist dagegen leiser, verhaltener, aber sein Schrecken kriecht tiefer, weil er sich mehr noch als der Vorgänger aus einer Angst speist, die uns allen vertraut ist.

 

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