pumpkinhead (stan winston, usa 1988)

Veröffentlicht: Mai 26, 2016 in Film
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pumpkinhead2bby2bpj2bmcquadeEin ewiger Favorite und m. E. einer der schönsten Horrorfilme seines Jahrzehnts: PUMPKINHEAD begleitet mich seit dem Erscheinen des Films auf Video in den späten Achtzigerjahren und verzückt mich bei jeder Auffrischung immer wieder aufs Neue. Er genießt wohl unter Horrorfans einen kleinen Kultstatus, den man unter anderem an solchen Liebesdiensten wie dem nebenstehenden Poster-Fandesign oder an der Verfügbarkeit von Pumpkinhead-Actionfiguren und Modellen sowie natürlich den diversen Sequels erkennt, aber die Anerkennung, die er eigentlich verdient hätte, wird ihm nicht zuteil.

PUMPKINHEAD war seinerzeit das Regiedebüt des Special-Effects-Zauberers Stan Winston, dem dann aber leider nichts wirklich Bedeutsames mehr folgte (A GNOME NAMED GNORM, ärx). Auch wenn man sich ein paar Jahre später dazu entschloss, ein (ebenfalls hübsches) Sequel nachzuschieben: An der Kasse ging PUMPKINHEAD mit einem Einspielergebnis von etwas über 4 Millionen Dollar gnadenlos baden und versetzte den Ambitionen Winstons einen herben Dämpfer. Wahrscheinlich war dieser Film den auf den neuesten FRIDAY THE 13TH-Flick wartende Teenies dann doch zu düster und ungemütlich. In überaus sparsamen 82 Minuten erzählt PUMPKINHEAD eine finstere Rachegeschichte ohne Firlefanz, in der es am Ende keinen Sieger gibt, nur Tote und Kriegsversehrte. Die Storyline, aber auch der verschlankte Plot erinnern etwas an die Crime-does-not-pay-Moralkeulen der TALES FROM THE CRYPT-Reihe, aber wo diese am Ende dem alttestamentarischen Gerechtigkeitsempfinden frönen, räumt Winson gnadenlos auf mit der Idee, das Rache irgendetwas lösen könnte, bestraft den Mann, der den Tod seines geliebten Sohnes hinnehmen musste, gewissermaßen doppelt. Der Aderlass von PUMPKINHEAD steht den lustigen, gewissermßaen folgenlosen Body Counts, die in jenen Tagen gefragt waren, stimmungsmäßig diametral entgegen.

Was mich aber in erster Linie so einnimmt für den Film sind zwei andere Dinge: Ich finde es enorm bemerkenswert, wie es Winston gelungen ist, in nur wenigen Szenen die Grundlage zu schaffen, auf der sein Film dann seine emotionale Durchschlagskraft entfaltet. Das ist vor allem Lance Henriksen anzurechnen, der PUMPKINHEAD eben nicht als schnelles Cash-in betrachtet, durch das man sich auf Autopilot durchmogeln kann, wie das einige seiner Kollegen zweifellos getan hätten, sondern aufspielt, als bewerbe er sich bei der Academy. Das macht schon Sinn, wenn man bedenkt, dass es sich hier – mit Ausnahme der späteren Fernsehserie MILLENNIUM – um die vielleicht einzige echte Hauptrolle in der langen Karriere Henriksens handelt. Vermutlich betrachtete er PUMPKINHEAD als Chance, sich für Größeres zu empfehlen. Dieser Plan ging leider nicht auf, aber der Zuschauer darf sich über eine erstkassige Darbietung freuen, die diesen vermeintlich „kleinen“ Timewaster auf eine höhere Ebene hievt. Wo ich schon Kürze und Würze anspreche: PUMPKINHEAD ist einer jener Glücksfälle, in denen ausnahmsweise einmal nichts toterklärt wird. Das Mysterium um die Titelkreatur wird einfach gesetzt, nicht lang und umständlich hergeleitet, der Zuschauer in ein rätselhaft-magisches Backwood-Szenario geworfen, in der latzhosige und stets verdreckte Landeier in knotigen Holzhütten fernab der Zivilisation leben und eine Hexe im Sumpf böse Wünsche erfüllt. Winston kreiert mit wenigen Pinselstrichen eine Welt, in deren Nebel sich einen ganze düstere Mythologie verbirgt. Visuell entspricht PUMPKINHEAD diesem Konzept mit einer  visuellen Gestaltung, die ungefähr die Schnittmenger von Tim Burton, wenn der weniger sterile Ausstattungen bevorzugte, und Mulcahys RAZORBACK widerspiegelt. Die eindrucksvolle Titelkreatur wird überaus effektreich eingesetzt, der Film in seinem letzten Drittel, angetrieben von Kamera und einer kakophonischen Tonspur, sogar äußerst übergriffig und schmerzhaft. Wie gesagt: In den knapp 80 Minuten ist alles drin, was man sich von einem solchen Film aus Angst, enttäuscht zu werden, meist gar nicht erst zu wünschen wagt.

Und für mich persönlich, der ich PUMPKINHEAD nun zum ersten Mal als Vater gesehen habe, wiegt die zentrale Tragödie heute sogar noch ungleich schwerer als bei den letzten, schon über zehn Jahre zurückliegenden Sichtungen. Dieses Bild, wenn Ed Harley (Lance Henriksen) den leblosen Körper seines Jungen in den Armen hält … Niederschmetternd, einfach nur niederschmetternd.

 

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