preppies (chuck vincent, usa 1984)

Veröffentlicht: Juni 20, 2019 in Film
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„The film is ranked Number 45 in GamesRadar’s 50 Best Sex Comedies, a list including ANNIE HALL and THE GRADUATE, and in 2013 Complex magazine rated it Number 42 in their 50 Best Raunchy Teen Comedies, above several better known major studio films,“ schreibt die allwissende Wikipedia und enttarnt damit die Einschätzung, ich bespräche hier nur niederen Schund, als böse Unterstellung. Nun ja. Fakt ist zugegebenermaßen auch, dass der hauptberuflich als Pornoregisseur tätige Chuck Vincent PREPPIES ursprünglich für den Playboy-Channel produzierte, der Film dann aber, als solche juvenilen Sexkomödien plötzlich das große Geld an den Kinokassen machten, einen ganz regulären Kinostart erhielt. Seine „wahre“ Bestimmung erkennt man noch daran, dass da zahlreiche Profis in den entsprechend freizügigen Nebenrollen zu sehen sind und sich PREPPIES nicht lang bitten lässt: Der Film ist noch keine fünf Minuten alt, da kommt der geneigte Betrachter in den Genuss einer S&M-Einlage mit diversen barbusigen Schönheiten in Ledergeschirr. Way to Start!

Um kurz den Titel zu erläutern: Als „preppies“ bezeichnet der US-Amerikaner konservative Schnösel aus wohlhabendem Hause, die mit Lacoste-Polohemd in Pastellfarben und um die Schultern geschlungenem Pullover den Country Club oder den Campus des Ivy League Colleges unsicher machen, wobei „unsicher machen“ dem züchtigen Tun des gemeinen Preppies noch deutlich zu viel Ehre macht. Der Preppy hat immer seine Zukunft im Blick, die sich nicht zuletzt auf das Vermögen der Eltern gründet, in deren Fußstapfen er treten und mit denen er es sich deshalb keinesfalls verscherzen will. Es handelt sich beim Begriff um eine Klassenzuschreibung, die sich so nur schwierig ins Deutsche übersetzen lässt: Weder „Popper“ noch „Schickimicki“ trifft es, wenngleich ich meine, in den ekligen BWL- und Jurastudenten, die man bei Wahlveranstaltungen der FDP zu sehen bekommt, deutsche Wesensverwandte des Preppies erkennen zu können. Für die abgebildete Gattung ist PREPPIES ungefähr das, was REVENGE OF THE NERDS für die Nerds war: Wer vorher nicht wusste, was der Begriff bezeichnet, der weiß es danach.

Der Film kreist um die drei Preppies Robert (Dennis Drake), Bayard (Steven Holt) und Marc (Peter Brady Reardon), für die aufgrund schulischer Versäumnisse das letzte Stündlein zu schlagen droht: Wenn sie durch die in wenigen Tagen anstehende Prüfung rasseln, werden sie von dem renommierten College geschmissen, auf dem ihre Väter einst ihre ersten Karriereschritte machten – und das Vermögen, das Robert erben soll, fällt dann seinem fiesen Cousin Blackwell (Leonard Haas) zu. Büffeln ist also angesagt, doch das will Blackwell natürlich verhindern: Er setzt die losen Mädels Roxanne (Nitchie Barrett), Jo (Cindy Manion), Tip (Katie Stelletello) und Suzy (Jo-Ann Marshall) auf die drei Preppies an, damit diese sie von ihren Büchern ablenken …

PREPPIES hat nur wenig echte elaborierte Gags, aber er kann sich ganz auf die wunderbaren Darbietungen seiner Darsteller und ihre grandiosen line readings sowie auf seine pointierten Dialoge und diverse schräge Ideen verlassen. Die drei Streber sind einfach zum Schießen in ihrem Dilemma, die ruhmreiche Anwaltskarriere auf der einen, Sex mit lüsternen Weibern auf der anderen Seite. Sie sind zu bedauern, denn gegen die Raffinesse und die körperlichen Reize der erfahrenen Aufreißerinnen haben sie eigentlich nicht den Hauch einer Chance – wenn da nicht Margot (Katt Shea) wäre, Roberts strenge und humorlose Preppy-Freundin. Gemeinsam mit der dümmlichen Trini (Lynda Wiesmeier), Marcs Perle, nimmt sie den Kampf gegen die losen Schlampen auf, was dann in einer wahnsinnige Sex-Lehrstunde für die völlig unerfahrene Trini kulminiert: In Trockenübungen, mit kreisendem Becken, rudernden Armen und lautem Stöhnen, erläutert Margot der Ahnungslosen, was diese während des Schäferstündchens zu tun hat. Katt Shea ist die eigentliche Entdeckung des Films, absolut perfekt als die hochgeschlossene, verbissene Margot, bei der schon die Wahl ihres Liebhabers eine bedeutende Karriereentscheidung ist. (Sehr vielsagend ist die „Sexszene“, die sie mit ihrem Lover hat und bei der sie ihn hinter der Scheibe einer Terrassentür platziert, durch die er sie dann „anfassen“ darf. Wahnsinn!) Shea sollte später selbst einige Filme inszenieren – STRIPPED TO KILL, STRIPPED TO KILL 2, STREETS und den relativ bekannten POSION IVY mit Drew Barrymore als junger femme fatale – und sogar eine Retrospektive am New Yorker MoMa erhalten, bevor sie sich aus dem Geschäft zurückzog. Toll ist auch Cindy Manion als augenrollende blonde Versuchung Jo: Als die Mädels mit ihren Opfern einen Joint auf dem Herrenklo durchziehen gerät sie angesichts des Pissegeruchs und der Vorstellung, dass sich Männer am Urinal auf die Finger pinkeln, in Wallung. Super ist aber auch die Szene, in der sich Roxanne unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Zugang zu Roberts Elternhaus verschafft – sie behauptet einfach, eine Freundin von „Archibald“ zu sein – und den fassungslosen Jungs dann einen Pornofilm um eine Gurkenfarm vorführt. Mein Favorit unter den Preppies ist Marc, der von Reardon als ständig unter sexuellem Druck stehender Jammerlappen interpretiert wird. Einmal verdingt er sich als Lustspender für seine Freunde: Während er in schwüler Rhetorik vom heißen Sexabenteuer spricht, den er uns seine Kumpels nicht hatten, sieht man, wie da langsam aber sicher drei Zelte unter den Bettdecken errichtet werden. Leider trat Reardon nie mehr in Erscheinung: PREPPIES ist sein einziger Film geblieben.

PREPPIES erschien in Deutschland unter dem Titel PREPPIES – DIE SCHRILLEN 3 VOM COLLEGE bei Toppic auf Video, dürfte hier aber kaum zur Kenntnis genommen worden sein. Ich hatte noch nie von ihm gehört, bevor ich im wunderbaren Schmöker „Teen Movie Hell“ von ihm las. Umso schöner, ihn jetzt unter einem Stein im Wald entdeckt zu haben. Der Film lässt vielleicht die attraktiven Settings, spektakulären Set-Pieces und den Hit-Soundtrack anderer, populärerer Teeniekomödien jener Zeit vermissen, aber er beweist Inspiration, Herz und hier und da gar unerwartete sophistication. Für seine Darsteller war er dennoch eine Sackgasse: Kaum einer von ihnen trat danach noch groß in Erscheinung. Mit Ausnahme der weiter oben erwähnten Profis, für die PREPPIES eine schöne Abwechslung gewesen sein dürfte.

Kommentare
  1. […] annimmt: Der US-amerikanischen Teenie-Sex-Komödie der 80er, Dazu mal exemplarisch verlinkt: „Preppies“ vom „Erwachsenen-Film-Regisseur“ Chuck Vincent und „Loosin‘ It“ mit einem blutjungen […]

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