the ladies man (reginald hudlin, usa 2000)

Veröffentlicht: August 11, 2019 in Film
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Wiedersehen mit einem Film, den ich damals, nachdem er ohne große Aufregung zu verursachen, aus den Kinos verschwunden war, auf DVD erwarb und den ich dann schnell ins Herz schloss: THE LADIES MAN ist (zum Glück) kein Remake des gleichnamigen Jerry-Lewis-Klassikers, sondern eine kleine Komödie, die auf einem SNL-Charakter basiert (ähnlich wie zuvor z. B. THE BLUES BROTHERS, A NIGHT AT THE ROXBURY oder WAYNE’S WORLD): Der „Ladies Man“ ist Leon Phels (Tim Meadows), ein Sexberater im Radio, der modisch und geistig in den Siebzigerjahren steckengeblieben ist, lispelt, haarsträubende Ratschläge gibt und ein aufregendes Dasein als Frauenbeglücker führt.

Im Film wird Leon, der von seiner Entdeckerin, der etwas konservativen Julie (Karyn Parsons) protegiert wird, nach einer Reihe von Beschwerden von seinem Sender rausgeschmissen und sucht verzweifelt mit ihr einen neuen Arbeitgeber. Gleichzeitig befindet sich eine Gruppe von Ehemännern, deren Frauen von Leon beglückt wurden, auf der Suche nach ihm. Als das neueste Opfer zu ihnen stößt, erhalten sie einen wichtigen Hinweis auf seine Identität. Zur selben Zeit knüpfen Leon und Julie romantische Bande.

THE LADIES MAN wurde damals weitestgehend verrissen und heute kann ich das dann auch besser nachvollziehen als von 18 Jahren. Auch wenn ich den Film streckenweise immer noch ganz witzig finde, wirkt er doch sehr hingeschludert, und die Idee, die für ein paar improvisierte Sketche vielleicht ganz gut funktionierte, trägt das nur knapp 80 Minuten lange Vehikel kaum. Dazu kommt, dass THE LADIES MAN seinen Witz zum einen ganz wesentlich daraus beziehen soll, dass Phelps am laufenden Band Schweinereien loslässt, ohne dies wirklich zu bemerken, der Film sich also als „anstößig“ positioniert, aber nicht nur in den tatsächlichen Äußerungen seines Helden, sondern auch insgesamt unglaublich brav und bieder wirkt. Ein Beispiel: Als Leon für einen Testlauf bei einem christlichen Radiosender unterkommt, muss er eine Nonne interviewen. Es kommt zum erwartbaren Eklat, weil Leon den Begriff „missionary position“ falsch auslegt: Ein Missverständis, dass zusätzliches Feuer dadurch erhält, dass die Nonne dann auch noch von „Bangkok“ und dem „Yellow River“ spricht. Der ganze Witz wirkt einfach ungelenk konstruiert und albern, keineswegs „racy“, sondern schlicht infantil. In einer anderen eigentlich ganz schönen Szene tritt Leon Phelps in einem ungewöhnlichen Wettkampf gegen den arroganten Exfreund Aloysius (Regisseur Reginald Hudlin) von Julie an: Die Herausforderung besteht darin, das eklige Barfood zu essen, dass Wirt Lester (Billy Dee Williams fungiert auch als Voice-over-Erzähler) auf der Theke bereithält – Schweinefüße, eingelegte Eier, Rinder- und Schweinehoden. In der misslungenen Pointe wird dann enthüllt, dass die letzte „Spezialität“, die der Exfreund da triumphierend verdrückt hat, nichts anderes als menschlicher Kot war. Unter dem lauten Gelächter der „Guten“ zieht er schließlich gedemütigt ab. Mal davon abgesehen, dass ich bezweifeln möchte, dass ein Barkeeper ein Einmachglas voll mit Scheiße bei sich für den Fall aufbewahrt, dass er jemandem einen bösen Streich spielen möchte, finde ich, dass Menschen, die einen anderen in einen solchen Streich verwickeln, eigentlich nicht unsere Sympathie erhalten sollten. Witzig ist THE LADIES MAN aber immer dann, wenn Will Ferrell als Anführer der Selbsthilfegruppe auftritt. Sein Lance DeLune ist ein closeted gay man, der von seiner Gattin (Tiffani Thiessen) betrogen wurde, weil er lieber Griechisch-römisches Ringen mit seinem Freund Brian trainierte, als zärtlich ihr zu sein. Seine großen Reden, in denen er sich sehr zur Irritation seiner Jünger immer wieder in schwulen Fantasien verliert, sind die Höhepunkte des Films.

Die erste Sichtung nach etlichen Jahren war demnach ernüchternd: Zwar finde ich einige Szenen immer noch lustig, aber insgesamt ist THE LADIES MAN in vielerlei Hinsicht unbeholfen. Dass das Urteil noch einigermaßen versöhnlich ausfällt, liegt auch daran, dass er so kurzweilig und unterambitioniert ist, dass man ihm nicht wirklich böse sein kann. Beachtlich ist lediglich, welchen Aufwand man für die Adaption eines TV-Sketches betrieb: In Nebenrollen sieht man neben den schon Genannten außerdem solche Leute wie John Witherspoon, Eugene Levy, Tamala Jones und Julianne Moore, der Klassiker-gespickte Soul-Soundtrack dürfte auch nicht so billig gewesen sein. Hätte man das Geld lieber mal in ein Drehbuch gesteckt …

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