two mules for sister sara (don siegel, usa/mexico 1970)

Veröffentlicht: März 10, 2008 in Film
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Irgendwo in Mexiko rettet der drifter Hogan (Clint Eastwood) eine Nonne, Schwester Sara (Shirley MacLaine), vor dem Übergriff dreier Gangster und hat danach eine selbstbewusste und nützliche Begleiterin: Sara kennt sich gut in Chihuahua aus und genau dort soll Hogan den mexikanischen Rebellen im Kampf gegen die französischen Besatzer beistehen und eine Festung erobern. Während das ungleiche Pärchen einige Hindernisse auf dem Weg zu überwinden hat, entdeckt der mürrische Hogan Gefühle für die hübsche Betschwester …
51ddjoinnul_ss500_.jpgKönnte man über die Dreharbeiten des Films nicht lesen, dass Shirley MacLaine weder mit Eastwood noch mit Siegel besonders gut zurechtkam, sich im Gegensatz mit beiden hefige Auseinandersetzungen lieferte, man hätte anhand des Films jede Menge Argumente, die oft gegen Siegel vorgebrachten Misogynismus-Vorwürfe abzuschmettern. Hogan – der an Eastwoods Namenlosen aus Leones Dollar-Trilogie angelehnt ist – macht im Verlauf des Films eine Wandlung vom raubeinigen Supermacho zum handzahmen Frauenversteher durch. Seinen noch zu Beginn großmäulig geäußerten Schwur, niemals eine Beziehung zu einer Frau einzugehen, weil dann nicht nur jegliche Freiheit verloren, sondern auch das Geld nur noch die Hälfte wert sei, muss er am Schluss brechen: Die gemeinsame Beute geht für den neuen extravaganten Fummel Saras drauf, während Hogan in denselben abgewetzten Klamotten wie eh und je voran reitet. Damit variiert Siegel geschickt eines seiner Standardthemen: der Held im Wandel der Zeit. Dieser Wandel äußert sich in TWO MULES FOR SISTER SARA in einer Umkehrung des Kräfteverhältnisses der Geschlechter. Zwar glaubt Hogan, die Zügel fest in der Hand zu halten, doch am Ende muss er erkennen, dass dies ein Irrglaube war: Die Nonne Sara ist in Wahrheit eine Hure, die Hogan etwas vorgespielt hat. Grund dafür ist aber nicht etwa die Verschlagenheit des Weibes, sondern die männliche Selbstherrlichkeit: Er wollte die Wahrheit einfach nicht hören. Der von Budd Boetticher mitgescriptete TWO MULES FOR SISTER SARA ist ein eher leichtfüßiger Beitrag zum Revolutionswestern-Subgenre: Morricones Score gehört meines Erachtens zu seinen schönsten und einprägsamsten Western-Arbeiten (wunderbar die musikalische Imitation eines Esels), der mexikanische Kameramann Gabriel Figueroa fängst sein Heimatland in wunderbaren Bildern ein und Siegels Regie ordnet sich dem Spiel seiner Hauptdarsteller unter. Mit Recht: MacLaine und Eastwood geben ein absolutes Traumpaar ab und stacheln sich gegenseitig zu komödiantischen Höchstleistungen an. Der beschwingte Witz ist noch ein Überbleibsel von COOGAN’S BLUFF, der allerdings im direkten Vergleich etwas konzentrierter war. TWO MULES FOR SISTER SARA fasert am Ende etwas aus, kann an das Niveau der famosen ersten Stunde nicht mehr ganz anknüpfen. Das macht nichts, auch dieser Film legt Zeugnis von Siegels Könnerschaft ab und hat mit der berühmten Pfeil-Entfernung eine Szene, die ihren Platz im Kanon großer Filmmomente längst sicher hat.
Kommentare
  1. […] überraschenderweise als zwar böses, aber dennoch konsequentes companion piece der Westernkomödie TWO MULES FOR SISTER SARA. In beiden Filmen prallen Männer und Frauen aufeinander, in beiden Filmen glaubt sich der Mann in […]

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