escape to nowhere (teddy page, philippinen/hongkong/usa 1990)

Veröffentlicht: September 14, 2010 in Film
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Kambodscha: Die Roten Khmer überfallen ein amerikanisches Lager und nehmen Colonel Larson (Mike Monty), der den Aufbewahrungsort wichtiger Geheimunterlagen kennt, und eine Krankenschwester gefangen. Schnell wird ein Haufen verwegener Hunde zusammengestellt, um die Gefangenen rauszuhauen …

ESCAPE TO NOWHERE, der in Deutschland als Fortsetzung von DOG TAGS (deutscher Titel: PLATOON TO HELL) firmiert, ist gestern laut, aber folgenlos an mir vorbeigerauscht: Das hatte wohl zum einen damit zu tun, dass ich ihn vor allem hinter mich bringen wollte, zum anderen aber vor allem damit, dass auch dieser von Tausendsassa Teddy Page (unter dem Namen „Irvin Johnson“) eingekurbelte Film so gut oder schlecht ist wie alle anderen seiner Philippinenactioner. Die Handlung ist vollkommen egal, wichtig sind lediglich das Vorhandensein kerniger Soldatenfiguren, die Anzahl ausdauernder Actionszenen, der gebotene Blutverlust und die Prolligkeit der gebellten Dialoge. Beurteilt man ESCAPE TO NOWHERE streng nach diesen Kriterien, schneidet er ausgezeichnet ab, die Leistungen der deutschen Pornosynchro haben gar einen Sonderoscar verdient: Da hagelt es vulgäre Kraftausdrücke und rassistische Verunglimpfungen im Sekundentakt, werden Menschen als „wildgewordene Drecksau“, „blutrünstige Schwanzlutscher“, „widerliche Schleimbeutel“ oder – der ewige Klassiker – einfach als „Schlitzaugen“ beschimpft. Mir hat dieser Vertreter des Copy&Paste-Films, wie ihn mein lieber Freund Marcos kürzlich überaus treffend bezeichnete, deutlich besser gefallen als der vor kurzem gesehene JUNGLE RATS, aber wirklich aussagekräftig ist das nicht. Mag man Philippinenaction (und den obligatorischen Jim Gaines, der hier auch wieder am Start ist, das Déjà Vu endgültig vervollkommnend), dann mag man auch diese saftige Krachschote, und wenn nicht, wird ESCAPE TO NOWHERE daran garantiert nix ändern. Ich habe mich längst für erstere Option entschieden, wünschte mir lediglich die Gelegenheit, diese Filme endlich mal im angemessen testosteronschwangeren Rahmen zu sehen mit Dosenbier aus dem Stahlhelm, selbstmörderischen Trinkspielen (ein Schnaps bei jedem „Schlitzauge“) und der angemessen lautstarken Würdigung der Synchronisations-Stilblüten (allein der Brauch, den Figuren in jeder Sekunde Stille hirnrissige „ähm“s und „öhh“s in den Mund zu legen, ist zum Schießen). Freiwillige für solcherlei Unterfangen dürfen sich gern bei mir melden, Eltern haften jedoch für ihre Kinder.

Wer sich angeregt durch meine Prosa nun bei IMDb über interessante Trivia bzgl. der Produktionsgeschichte des Films, seine Box-Office-Ergebnisse, etwaige Auszeichnungen der Academy oder bei anderen renommierten Festivals oder die Rezensionen von Siskel & Ebert, Pauline Kael, Armond White und Frieda Grafe zu Gemüte führen will, sei gewarnt: Der IMDb ist dieser Film nämlich vollkommen unbekannt. Ich vermute Feigheit vor dem Feind.

Kommentare
  1. Harry sagt:

    Aber dafür kann der geneigte interessent sich auf der ofdb das Double-Feature aus dem Hause HDMV günstig für den Player holen. Ich bin da mit „gutem“ Beispiel vorangegangen.

    • Oliver sagt:

      Sehr richtig und überaus lobenswert. 🙂

      • Marcos sagt:

        Du musst mich in Abständen an diese HDMV-Veröffentlichungen erinnern. Bei mir geht das Geld gerade für Vincente Minnelli, John Frankenheimer, Jeff Speakman und Ninja-Filme drauf. Da kann ich erst in ein paar Wochen wieder neue DVDs ordern und bis dahin hab‘ ich die schon wieder vergessen.

      • Oliver sagt:

        Ja, mache ich gern. Habe mir von denen heute FINAL REPRISAL, wohl das Spielfilmdebüt von Gary Daniels, geordert.

        Apropos Speakman: PERFECT WEAPON ist aber noch nicht auf DVD raus, oder?

  2. Marcos sagt:

    Nur in Australien. Hab mir das ungekürzte deutsche Tape geholt.

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