occhio alla penna (michele lupo, italien 1981)

Veröffentlicht: März 14, 2011 in Film
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Der Ganove Buddy (Bud Spencer) schlägt sich mit seinem Partner, dem trotteligen Indianer Adelrauge (Amidou), mehr schlecht als recht durchs Leben. Bei einem Überfall auf einen Zug erbeuten die beiden nicht mehr als den Werkzeugkoffer eines Arztes, sodass Buddy wenig später im Nest Yucca die Rolle des Mediziners übernimmt. Das Städtchen hat aber noch ärgere Probleme: Von dem Ganoven Colorado Slim (Riccardo Pizzuti) und seinen Schergen terrorisiert, ergreifen mehr und mehr Bürger die Flucht, der einst blühende Ort verfällt mehr und mehr. Doch mit dem neuen „Arzt“ wendet sich das Blatt …

Michele Lupo, einer der fleißigsten Arbeitgeber für Bud Spencer in den späten Siebziger- und frühen Achtzigerjahren, bescherte dem Star mit EINE FAUST GEHT NACH WESTEN nicht nur einen achtbaren Erfolg, sondern auch eine mehr als willkommene Rückkehr zu dem Genre, dem dieser seinen Ruhm entscheidend zu verdanken hatte. Aus den filmisch bestenfalls zweckdienlich inszenierten Spencer&Hill-Filmen der Spätphase ragt diese Italowestern-Parodie mit den berühmten andalusischen Westernsettings, den liebevoll designten Kostümen, der herrlichen Scope-Fotografie und dem treibenden, dramatischen Score, der den Zuschauer in die Blütezeit des Genres mitte der Sechzigerjahre zurückversetzt, weit heraus.  Zwar fungiert der Komiker Amidou hier als Partner für Spencer und als halbherziger Hill-Ersatz, doch lässt sich an OCCHIO ALLA PENNA trotzdem erkennen, dass Spencer zu dieser Zeit auf Hill weniger angewiesen war als jener auf ihn. Während Hill den straight man neben ihm brauchte, den er mit seinen Streichen in den Wahnsinn treiben konnte, kommt Spencer  sehr gut ohne Pausenclown zurecht. Obwohl optisch eher unflexibel und unbeweglich, verkörpert er einen Typen, der sich überall zurechtfindet, weil er sich perfekt anpassen kann. Wenn der ungebildete Gauner Buddy in OCCHIO ALLA PENNA also einen Magenkranken behandeln muss, ohne auch nur die geringste Ahnung von Medizin zu haben, bietet das auch ohne anwesenden Narren mehr als ausreichend Witz, den Lupo für seinen Film reichlich zu nutzen weiß.

Ich muss hier mal wieder ein Loblied auf Spencer anstimmen, denn niemand hatte diese stoische Art so gut drauf wie er, niemand wusste der seufzenden Resignation des gewohnheitsmäßigen Verlierers ein so sympathisches Gesicht zu verleihen. Spencer ist dem Zuschauer ja auch deshalb so nah, weil er ein Durchschnittstyp ist, jemand der sich versucht, irgendwie durchs Leben zu schlagen, dabei auf Widerstand in Form von Spott, Niedertracht, Missgunst oder eben einen unverschämten Sidekick stoßend, der sich einen Spaß daraus machte, den Finger immer wieder in die Wunde zu legen. Hill ist sich selbst stets genug und kann deshalb am Ende der gemeinsamen Abenteuer auch geflissentlich darüber hinwegsehen, dass die eigenen Taschen leer sind, während Spencer, dem das irdische Dasein eben nicht egal ist, daran verzweifelt. Es ist nicht nur die Schwerkraft, die ihn am Boden der Tatsachen hält. In seinen Soloauftritten bekommt man den Beweis, dass dieser Koloss zu mehr in der Lage ist, als die kugelrunde Zielscheibe für Hills Spott oder aber bloß dessen schlagkräftigen enforcer abzugeben. So auch hier: Wenn er am Ende, wo der Goldstaub die Luft von Yucca verdichtet und der Reichtum also förmlich zu greifen ist, wieder einmal die Flucht ergreifen muss, nur um sich dann – weil er nun endgültig die Schnauze voll hat vom Wegrennen – einem ganzen Indianerstamm entgegenzustellen, dann ist das nicht bloß ein erzählerisches Klischee. Es bringt in wenigen Sekunden zum Ausdruck, was in dieser Figur seit mehr als 15 Jahren langsam am schwelen war. Ein fantastisches Ende für einen wirklich schönen Film und eigentlich auch für die Persona Spencer.

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