disorderlies (michael schultz, usa 1987)

Veröffentlicht: April 23, 2011 in Film
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Winslow Lowry (Anthony Geary) hat Spielschulden und braucht dringend Bares, um seinen Gläubiger, den Gangster Luis Montana (Marco Rodriguez), zu besänftigen. Daher will er den Tod seines Onkels Albert Dennison (Ralph Bellamy), von dem er eine große Erbschaft erwartet, beschleunigen, schmeißt dessen Ärzteteam kurzerhand raus und engagiert die drei fetten, verfressenen, einfältigen und verantwortungslosen Krankenpfleger Rollmops, Bulette und Roulade (The Fat Boys). Deren eigenwilligen Pflegemethoden tun dem alten Mann aber wider Erwarten ausgesprochen gut …

Wie man den Rollennamen der Fat Boys entnehmen kann, habe ich mir die deutsche Synchro dieses kleinen kuriosen Zeitzeugnisses vorgenommen, die es mühelos schafft, den eh schon ziemlich blöden Film noch ein ganzes Stück blöder zu machen. Im Original tragen die drei Hauptfiguren die Namen ihrer Darsteller: Markie, Buffy und Kool. Dass man in der deutschen Synchro davon absah, hängt wohl zum einen damit zusammen, dass Hip-Hop 1987 noch kein Mainstream-Thema in Deutschland war, die Fat Boys demzufolge nicht die Popstars, die sie in den USA bereits waren (ihr Debüt im Filmgeschäft hatten sie schon Jahre zuvor im legendären KRUSH GROOVE – ebenfalls von Michael Schultz – gegeben). Kurze Popularität erlangten die Fat Boys herzulande erst ein wenig später, als sie die bundesdeutschen Charts mit „The Twist feat. Chubby Checker“ anführten. Es war das letzte Aufblühen einer kurzen Karriere, die just in dem Moment abflaute, als Rap Ende der Achtziger den Kinderschuhen entwuchs und Spaßmacher wie die Fat Boys mit ihrem überkommenen Call-and-Response-Stil nicht mehr auf der Höhe der Zeit waren. Diesen kurzen Moment zwischen dem jahrelangen Heranwachsen und dem Durchbruch zu einer kommerziell wie künstlerisch relevanten Musikrichtung besetzt DISORDERLIES, eine Slapstick-Komödie mit drei bekannten Rappern, die sich jedoch – ganz im Unterschied zu den ca. mit Beginn der Neunzigerjare populärer werdenden und später dann geradezu inflationär entstehenden Filmen mit Rappern – nie ganz dazu entschließen kann, ein Hip-Hop-Film zu sein. Neben zwei Stücken der Fat Boys besteht der Soundtrack ausschließlich aus AOR- und Poprock-Scheußlichkeiten der Achtzigerjahre, die deutlich machen, wie wenig Hollywood das Konzept von Hip-Hop damals verstanden hatte. Die deutsche Synchro, die die Namen der Darsteller durch auf ihre Körpermaße abzielende Klamauknamen ersetzte, ist da nur konsequent.

Der Film selbst ist vor allem als Kuriosität zu goutieren: Die Story ist auch 1987 schon ein alter Hut gewesen und der Humor lässt sich nur als „einfach“ treffend beschreiben. Das Drehbuch verschenkt zudem die Gelegenheit, mit der Quälerei des siechenden Alten durch die inkomptententen Pflegerlust voll dem sadistischen Humor zu frönen zugunsten eines etwas müden humanistischen Ansatzes. Aber DISORDERLIES ist dabei von einer unleugbaren Naivität, die einen für das Gebotene durchaus einnehmen kann. Mein Lieblingsmoment des Films bringt seine Stärken ganz gut zum Ausdruck. Es ist der Moment, in dem die drei chaotischen Pfleger zum ersten Mal ihrem „Opfer“ vorgeführt werden, jener klassische Komödienmoment, wenn wohlfeile Worte plötzlich durch ihr diesen diametral entgegenstehendes Objekt bildlich kommentiert werden. Als also der arme Albert Dennison seine Pfleger in spe erblickt, eröffnet einer der Fat Boys gerade mit dem umwerfenden Non-sequitur: „Mein Lieblingsvogel ist der Kolibri.“ Dann setzt er sich in eine Gartenschaukel, die sofort zusammenbricht. Glück kann sehr einfach sein.

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