mio caro assassino (tonino valerii, italien/spanien 1972)

Veröffentlicht: Februar 2, 2012 in Film
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In einem alten, mittlerweile überfluteten Steinbruch wird der Versicherungsmann Paradisi von einem Bagger enthauptet, sein Mörder, der Baggerführer wenig später erhängt aufgefunden. Inspektor Luca Perretti (George Hilton) enttarnt die vermeintliche Selbsttötung jedoch als Mord und rollt so einen Fall auf, der längst als ungeklärt zu den Akten gelegt worden war: Die kleine Stefania Moroni war vor etwa einem Jahr entführt und dann gemeinsam mit ihrem Vater tot in einem Bunker unweit des Steinbruchs gefunden worden. Paradisi, der wegen der möglicherweise fälligen Zahlung der Lebensversicherung an Moronis Frau eingeschaltet worden war, war offensichtlich dem Entführer und Mörder auf die Spur gekommen …

MIO CARO ASSASSINO ist ein recht ernster Krimi/Polizeifilm, der eigentlich nur mit seiner spektakulären Baggerenthauptung gleich zu Beginn und dem auch auf dem Plakat abgebildeten Kreissägenmord den Schritt in pulpige Giallo-Gefilde wagt. Da spritzt die Soße und kracht die Schwarte, während sich Valerii sonst ausschließlich den Ermittlungen Perrettis widmet, der von einem Hinweis zum nächsten huscht und unterwegs bemüht ist, jedem irgendwie an der Geschichte Beteiligten seine Fragen zu stellen. Am Ende, wenn die ganze Baggage sich in einem Wohnzimmer versammelt und Perretti einen kleinen Vortrag hält, bevor er den Täter enttarnt, erinnern eigentlich nur noch die italienischen Namen der Anwesenden und der nur wenig vornehme Schnurrbart von George Hilton daran, dass man sich nicht in einer Agatha-Christie-Verfilmung befindet. MIO CARO ASSASSINO als „altmodisch“ zu bezeichnen, ginge etwas zu weit, aber mit den Stilübungen in Pop-Art und Psychedelia, die den Giallo ja nicht zuletzt definierten, hat Valerii genauso wenig zu tun wie mit Selbstreflexivität oder Dekonstruktion. Wenn sein Film auch labyrinthisch und wendungsreich ist, dann liegt das ausschließlich an seinem verwickelten Kriminalfall und nicht an seinen Erzählstrategien. Vielleicht liegt es vor allem daran, dass ich für diese eher traditionelle Spielart des Crimefilms nicht ganz so viel übrig habe: MIO CARO ASSASSINO ist nicht schlecht, durchaus recht unterhaltsam und handwerklich sehr ordentlich, aber abgesehen von den beiden Szenen, in denen die Suppe spritzt, blieb bei mir nicht viel hängen. Gegen Ende flaute mein Interesse merklich ab, sodass ich dann auch den Überblick über die finalen Twists und neuen Erkenntnisse Perrettis verloren habe (die irgendwann auch nur noch halb so schlüssig sind, wie Valerii den Zuschauer glauben machen will). Auf jeden Fall ist dieser okaye, aber auch ziemlich profillose Film Wasser auf die Mühlen derjenigen, die die These unterstützen, der Löwenanteil am Erfolg von Valeriis wohl bekanntestem Film, IL MIO NOME È NESSUNO, ginge ausschließlich auf das Konto Sergio Leones.

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