the believers (john schlesinger, usa 1987)

Veröffentlicht: November 10, 2012 in Film
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Nach dem Unfalltod seiner Frau beginnt sich der Psychologe Cal Jamison (Martin Sheen) mit seinem Sohn Chris (Harley Cross) eben wieder im Leben einzurichten, da wird er von Lieutenant Sean McTaggert (Robert Loggia) zur Ermittlung in einem Mordfall hinzugezogen: Ein Kind wurde in einem hispanischen Brujeria-Ritual abgeschlachtet, am Tatort zurückgeblieben ist ein vollkommen aufgelöster, verängstigter spanischer Polizist (Jimmy Smits). Je tiefer Jamison in den Fall hineingezogen wird, umso mehr muss er erkennen, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, für die die Wissenschaft keine Erklärung findet – und dass auch sein Sohn in tödlicher Gefahr schwebt …

Zuerst: Ich mag diesen Film sehr, habe ihn jetzt zum ersten Mal seit bestimmt zehn Jahren wieder-, davor aber bereits etliche Male gesehen. Er repräsentiert für mich eine Art von Film, die leider fast völlig von der Bildfläche verschwunden ist: Professionell gefertigtes, erwachsenes Spannungskino auf der Schwelle zwischen mainstreamiger Thriller- und saftiger Genreware, das sich damit begnügt, seine Zuschauer zwei Stunden ernsthaft und gut zu unterhalten, ohne sich dabei um Gimmicks, aufgesetzte Relevanz oder besondere Zeitgeistigkeit zu kümmern. THE BELIEVERS funktioniert heute noch genauso gut wie vor 25 Jahren: Er ist auf angenehm unprätentiöse Art und Weise zeitlos, einfach durch und durch hochklassiges Erzählkino.

Die Geschichte – vom späteren TWIN PEAKS-Mitverfasser Mark Frost gescriptet – um den Rationalisten Jamison, dessen Vertrauen in die Ordnung der Dinge durch den plötzlichen Tod der Frau erschüttert und durch die Konfrontation mit schwarzer Magie noch zusätzlich auf die Probe gestellt wird, mag ein Standard sein: Aber diese Konstellation funktioniert hier ausgezeichnet, auch weil mit Sheen ein Darsteller zur Verfügung steht, der diese Parts mit großer Authentizität und ohne Hollywood-Starpatina interpretiert. Der Konflikt zwischen Kopf und Bauch, der gewissermaßen im Zentrum von THE BELIEVERS steht, drängt sich dankenswerterweise niemals zu sehr in den Vordergrund: THE BELIEVERS bleibt in erster Linie ein Film über Menschen, die mit dem Unerklärlichen konfrontiert werden, es bezwingen und danach irgendwie weitermachen müssen. Schlesinger begeht nicht den Fehler, den so viele modernere „Thementhriller“ machen: Er weckt hier nicht die Erwartung, eine bahnbrechende Erkenntnis zu vermitteln, nur um sie dann mit der Verabreichung des bekannten Kintopps zu enttäuschen. Auch wenn er auf drastische Bilder – die aus der Wange schlüpfenden Spinnen sind ein Klassiker! – und Klischees, wie den bösen Multimillionär (eine klare Trump-Anspielung), der mit schwarzer Magie spielt, um seine Macht zu vergrößern, nicht ganz verzichten mag , wird THE BELIEVERS dennoch nie ganz offensichtlich. Das übliche offene Ende ist hier tatsächlich beunruhigend, gerade weil es interpretierbar bleibt. Und auf Plumpheiten wie den Witwer, der am Schluss endlich den Tod seiner Ehefrau überwunden hat und glücklich in ein neues Leben gehen kann, verzichtet er auch.

Ich kann mir sehr lebhaft die Argumente der Gegenseite vorstellen: Ja, vielleicht ist THE BELIEVERS rassistisch mit seinen dunklen hispanischen Bräuchen und dem gruseligen Schwarzen, der sich zu afrikanischem Trommelsound in augenrollende Trance tanzt. Ich halte von solchen Vorwürfen nichts: Das Horrorkino, das immer von der Angst vor dem Fremden erzählt, ist im Kern reaktionär, weil der Mensch es nunmal auch ist. Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Schlesinger ist intelligent genug, auf diese Tendenz nicht hereinzufallen. Übeltäter gibt es auf beiden Seiten. Für mich ist THE BELIEVERS noch heute einer der absolut herausragenden Vertreter des Mainstream-Thrillers, der doch selten mehr als heiße Luft produziert hat.

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