direct action (sidney j. furie, usa/kanada 2004)

Veröffentlicht: November 18, 2012 in Film
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Frank Gannon (Dolph Lundgren) gehört der Direct Action Unit an, die ins Leben gerufen wurde, um der Straßen- und Gangkriminalität Herr zu werden. Doch wie das so ist mit Spezialeinheiten, die mit besonderer Machtfülle ausgestattet werden, sind die meisten von Gannons Kollegen „schmutzig“ – in krumme Geschäfte verwickelt und korrupt. In einem Prozess, will er die Machenschaften seiner Leute aufdecken, doch die haben natürlich etwas dagegen. Just an dem Tag, an dem sich der Konflikt zuspitzt, soll Gannon den Neuling Billy Ross (Polly Shannon) einarbeiten …

Sidney J. Furie, der der Welt einst IRON EAGLE und SUPERMAN IV: THE QUEST FOR PEACE schenkte und außerdem den skandalträchtigen THE ENTITY, den ich immer noch nicht gesehen habe, macht zunächst mal Vieles richtig: Seine Story um den Kampf eines ehrlichen Cops gegen eine Übermacht verbrecherischer Kollegen an nur einem einzigen Tag anzusiedeln, ist eine Spitzenidee. DIRECT ACTION braucht keine lange Exposition und keine Atempausen, sondern geht von Anfang an ein hohes Tempo, lebt von dieser speziellen, beinahe unwirklichen Stimmung, die Filme, die an einem anscheinend ganz normalen Tag, der sich dann als schicksalhaft herausstellt, spielen, ganz oft auszeichnet – man denke etwa an Carpenters ASSAULT ON PRECINCT 13. Dolph Lundgren ist on top of his game, ganz coole, selbstbewusste Souveränität und lässige Coolness: Er sieht aus, als habe er diesen Film mal eben im Vorbeigehen gedreht – und das ist definitiv nicht negativ gemeint. Als Actiondarsteller hat er ja keine so klar herausgearbeitete Persona wie Stallone, Seagal oder auch Norris, einen Großteil seines Wiedererkennungswertes macht tatsächlich seine Physis aus. Im Grunde wäre er die Idealbesetzung für Marvels THOR (und insofern war er auch für He-Man in MASTERS OF THE UNIVERSE genau richtig): Er sieht aus, als sei er – von hünenhafter Statur – zur Strafe auf die Erde verbannt worde und schlüge sich nun leicht angenervt zwar, aber dennoch mit vollstem Engagement mit irdischen Problemen herum. Er ist gleichzeitig ganz unverkennbar „einer von uns“ – Schlabberklamotten, Wuschelfrisur, kaugummikauend, mt tiefen Furchen im Gesicht, er wird verwundet, blutet, leidet – und uns gleichzeitig hoffnungslos überlegen. Er gehört deshalb niemals ganz dazu, auch wenn er ein Kumpeltyp ist, steht immer etwas außerhalb (einer der Gründe, warum er für den ernsten Copfilm eigentlich eher ungeeignet ist). Es macht einfach Spaß, ihm zuzujubeln und ihm die Daumen zu drücken.

Zu Beginn dachte ich, DIRECT ACTION würde so richtig gut: Die Title-Sequenz, mit einer Montage knochenbrechender Momente des späteren Films und spitzenmäßigem Hip-Hop (später gibt sich noch Masta Ace noch die Ehre auf dem Soundtrack) unterlegt, macht viel Laune, die ersten Szenen auf den Straßen L.A.s haben genau jenen Sense of Place, der die Basis für alle guten Action- und Copfilme ist, und Lundgren bindet den Zuschauer sofort ans Geschehen – man sitzt mit ihm im Streifenwagen. Wenn es knallt, ist das sehr zupackend, aber ohne Übertreibung inszeniert: Die Gewalt ist kurz, trocken und schmerzhaft. Irgendwann hat mich DIRECT ACTION dann aber verloren. Die Story schlägt plötzlich Haken, die eigentlich komplett unnötig sind und dem Film viel vom ursprünglichen Drive rauben. Und neben Lundgren fehlen vergleichbar charismatische Gesichter auf Seiten der Schurken. Der Film, der so authentisch und lebendig begann, wird seltsamerweise immer leerer, je mehr Handlung angehäuft wird. Sidney J. Furie ist immer noch ein guter DTV-Actioner gelungen, aber nach den viel versprechenden Ansätzen muss ich dennoch eine kleine Enttäuschung konstatieren.

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