the hot chick (tom brady, usa 2002)

Veröffentlicht: Juli 25, 2013 in Film
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Mit Adam Sandler widme ich mich derzeit einem Komödianten, der in den USA viel Häme und Verachtung für seine Filme erntet. Noch deutlich schlechter kommt sein ehemaliger Stand-up-Kollege und Freund Rob Schneider weg. Zugegeben: Der glubschäugige Schneider hat mit Komödie wie DEUCE BIGALOW, THE ANIMAL, DEUCE BIGALOW: EUROPEAN GIGOLO, THE HOT CHICK oder BIG STAN nicht gerade High Art fabriziert, sondern sich immer wieder mit Lust und Verve in die von Zoten, Pimmel- und Herrenwitzen durchsetzten Comedyniederungen begeben (wenn er nicht gerade den nervenden Comic Relief in Actionfilmen wie JUDGE DREDD oder KNOCK OFF gegeben hat), aber ich kann daran noch nichts per se Verwerfliches finden. Am Ende zählt meiner Meinung nach einzig und allein das Ergebnis und über THE HOT CHICK kann ich nur sagen, dass ich einige Male herzhaft gelacht habe, Rob Schneiders Darbietung als zickiges It-Girl wunderbar fand und den Film keineswegs so dumm, wie man anhand der Prämisse vielleicht vermuten durfte. Wie die Sandler-Filme auch ist THE HOT CHICK keineswegs ein Film, der mit dem Finger auf Minderheiten zeigt und sich wegschreit, sondern einer, der die ganze Blödheit von Heteronormativität und Spießertum bloßstellt.

Jessica (Rachel McAdams) ist eine typische High-School-Königin: Blond, hübsch (aber enthaltsam), Cheerleaderin und Anführerin ihrer Clique, heiße Kandidatin für den Titel der Prom-Queen, beliebt bei denen, die sich in ihrem Licht baden können, aber mit Inbrunst verachtet von allen anderen. Durch ein Missgeschick mit einem magischen Ohrring findet sie sich eines morgens unversehens im Körper einen nichtsnutzigen Kleinkriminellen (Rob Schneider) wieder, während der fortan im Körper der attraktiven Blondine die Straßen unsicher macht. Für Jessica geht es nun darum, herauszufinden, wie es zu ihrem „Missgeschick“ kommen konnte, um so einen Weg zurück in ihren echten Körper zu finden. Währenddessen findet ihre beste Freundin April Gefallen am neuen Aussehen von Jessica …

Körpertausch-Komödien haben immer einen „transgressiven“ Charakter: Die Tauschenden sind unterschiedlichen Alters, Geschlechts oder sozialer Herkunft und dürfen für kurze Zeit die andere Seite der Medaille kennenlernen. Am Ende haben sie dann ihr Spektrum erweitert, gelernt, dass das Gras auf der anderen Seite auch nicht grüner ist, und herrschende Vorurteile abgebaut. Die zuvor noch unvereinbar gegenüberstehenden Gegensätze sind sich ein Stück näher gekommen. Das ist aber nicht das, was in THE HOT CHICK passiert, denn er konzentriert sich ausschließlich auf die Frau im Mannskörper und darauf, wie die mit der neuen Situation umgeht. Es geht nicht darum, Männer und Frauen miteinander zu versöhnen, sondern sie mit Homosexualität zu konfrontieren. Natürlich bietet The HOT CHICK in erster Linie Rob Schneider eine Plattform für seine Albereien, nutzt begeistert die Gelegenheit, ihn in superenge pinkfarbene T-Shirts zu stecken, ihn im Girlie-Slang reden oder verweichlichte Gesichter ziehen zu lassen. Und weil Schneider viel Spaß daran zu haben scheint, diese Drehbucheinfälle in die Tat umzusetzen, er einfach eine umwerfend komische Figur als Frau macht, trifft THE HOT CHICK meist mitten ins Schwarze. Aber hinter der grellen Wackiness verbirgt sich ein durchaus aufklärerischer Impetus. So sehr der Film seine Lacher daraus bezieht, dass sich ein Mann, der noch dazu ausieht wie Rob Schneider eben aussieht, benimmt wie ein It-Girl: Letztlich gehen die Lacher nicht auf Kosten der Gayness, sondern auf Kosten jener, die sich von ihr angegriffen oder irritiert fühlen. Klassische Männlichkeitsideale werden umgeworfen: Die ganzen harten Heteros kriegen ihren Denkzettel, klassische Beziehungsbilder und Rollen werden über den Haufen geworfen. Das kulminiert am Ende darin, dass April mit Jessica zum Abschlussball geht, ihrer besten Freundin – die nun den passenden mänlichen Körper hat – ihre Liebe gesteht und ihr eine Beziehung anbietet. So viel Gender-Progressivität hatte ich von einem Rob-Schneider-Film definitiv nicht erwartet. Super!

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