another stakeout (john badham, usa 1993)

Veröffentlicht: Oktober 20, 2014 in Film
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Das Sequel zum wunderbaren STAKEOUT ist in erster Linie ein Beleg für die Professionalität Badhams und der weiteren Beteiligten. Der Vorgänger war ein Sleeper-Hit, der sich weder durch eine besonders spektakuläre Idee noch durch technische Gimmicks aufdrängte, sondern durch sein hervorragend konstruiertes Drehbuch voller zündender Gags, das Funken sprühende Zusammenspiel der Darsteller und eben die Inszenierung Badhams, in der das alles wunderbar auf den Punkt kam. Eine Fortsetzung zu STAKEOUT erscheint mithin noch deutlich sinnloser als bei vielen anderen Filmen: Es gab keine Geschichte, die man unbedingt hätte weitererzählen müssen, und eigentlich auch kein Alleinstellungsmerkmal abseits davon, dass der erste Teil eben verdammt gut war. Ja, es ging um Überwachung, aber eben nicht in dem Sinne, in dem es meinetwegen in den Filmen der TRANSPORTERReihe um einen Fluchtwagenfahrer geht. Chris (Richard Dreyfuss) und sein jüngerer Partner Bill (Emilio Estevez) sind keine Überwachungsexperten, sondern zwei eher durchschnittliche Cops, die eben einen Überwachungsauftrag erfüllen mussten – und dies dann, wie es die Sequellogik verlangt, im zweiten Teil wieder tun müssen.

Lu Delano (Cathy Moriarty), Kronzeugin im bevorstehenden Prozess gegen einen Mafiaboss, flieht aus dem Zeugenschutzprogramm, nachdem ein Attentat auf sie verübt wird. Die Polizei vermutet, dass sie sich bei ihren Freunden, dem Ehepaar Pam (Marcia Strassman) und Brian O’Hara (Dennis Farina), auf einer Insel im pazifischen Nordwesten der USA versteckt hält. Chris und Bill erhalten den Auftrag, die O’Haras vom Nachbarhaus aus zu überwachen. Der Haken an der Sache: Den beiden wird die borstige Staatsanwältin GIna Garrett (Rosie O’Donnell) samt Hund als Ehefrau/Stiefmutter zur Seite gestellt – und zur perfekten Tarnung muss sich Bill zu allem Überfluss auch noch von seinem geliebten Schnauzbart trennen. Es kommt zu den erwartbaren Konflikten und Turbulenzen …

ANOTHER STAKEOUT stellt den Krimi- und Thrillerplot weit in den Hintergrund – er ist kaum mehr als Rechtfertigung dafür, die drei Hauptfiguren zusammenzubringen – und konzentriert sich nun vollständig auf das Zusammenspiel von Dreyfuss und Estevez. Rosie O’Donnell hat dabei eine etwas undankbare Aufgabe: Nicht nur muss sie die nervtötende, sexuell unattraktive Zielscheibe diverser Gags abgeben, ihr Charakter ist auch sehr eindimensional genau darauf ausgerichtet, und wirkt mithin von Anfang an weniger glaubwürdig als der ihrer männlichen Partner. Die ganze Personenkonstellation ist nur wenig organisch, im Gegenteil ganz offenkundig konstruiert, um dem Vorgänger noch einen draufzusetzen. Wenn man das aber einmal akzeptiert hat, kann man ANOTHER STAKEOUT dennoch als zwar keineswegs zwingende, aber eben doch als ausgesprochen gelungene Komödie goutieren. Man spürt, wie im Hintergrund die Zahnräder der Maschine rattern, aber sie sind verdammt gut geölt und greifen ohne Knirschen zielgenau ineinander. Timing ist alles, und so sitzen die Lacher auch dann noch, wenn sie eigentlich hoffnungslos krepieren müssten. ANOTHER STAKEOUT kommt zu seinem Höhepunkt, wenn die falsche Überwacherfamilie die O’Haras als Ablenkungsmanöver zum Essen einlädt: Der ganze Abend entwickelt sich zu einem großen Krampf voller peinlicher Momente, dem die O’Haras – der festen Überzeugung es mit Psychopathen zu tun zu haben – schnell wieder entrinnen wollen. Hier zeigt sich erneut, warum weltweit niemand Hollywood-Komödien das Wasser reichen kann: Die Darsteller spielen ihren Partnern Blicke und Dialogzeilen zu wie in einem spannenden Tennismatch, und so verwandelt sich die ganze Sequenz von einer reinen Gagparade zu einer wunderbaren Reflexion über gesellschaftliche Zwänge und Konventionen. Dennis Farinas Blick, wenn er den Kampf gegen die eigene Höflichkeit verliert, sich zum Bleiben überreden lässt, obwohl ihn doch eigentlich alles zur Flucht treibt, ist alles.

Auch wenn ANOTHER STAKEOUT also alle Zeichen typischen Hollywood-Bullshits trägt, so handelt es sich doch um einen jener raren Fälle, in denen man der Maschine als Zuschauer dankbar sein muss. Im Grunde genommen ist das hier der Idealfall eines Sequels: Es ist vollkommen unnötig und überflüssig, aber begreift genau das als Chance. ANOTHER STAKEOUT ist vollends trivial und ohne auch nur den leisesten Hauch von Prätention. Ein Film, der aus fast nichts das Maximum herausholt und dem es wie durch ein Wunder am Ende sogar gelingt, den jedem Sequel inhärenten Zynismus vollkommen abzuschütteln. Sowas gibt es eigentlich gar nicht. Leichtes Entertainment at its very best.

 

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